Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 2. Berlin, 1958.reisen. -- Ich habe bisher fast keine Briefe erhalten, als zankende -- Mit 1000 Freuden bezieh ich Ihre Stube. Das sezen Sie ohnehin Ich danke Ihnen für die Briefe am meisten, die ich kopieren mus Ich habe mit den nächsten Posten 5 Bouteillen Champagner Wein Wäre die Post nicht: so hätt' ich Ihnen erst morgen abends ge- Ich hätte mir alle Ihre herzlichen Wünsche für mich, selber gesagt Ach mein guter Emanuel das sag ich ja heute und an jedem Tage Richter Meinen herzlichsten Grus an unsern Simultan-Freund Schäfer!30 560. An Christian Otto. [Hof, 21. März 1797]Indem ich nur anfange zu lesen, seh ich daß es Entheiligung wäre reiſen. — Ich habe bisher faſt keine Briefe erhalten, als zankende — Mit 1000 Freuden bezieh ich Ihre Stube. Das ſezen Sie ohnehin Ich danke Ihnen für die Briefe am meiſten, die ich kopieren mus Ich habe mit den nächſten Poſten 5 Bouteillen Champagner Wein Wäre die Poſt nicht: ſo hätt’ ich Ihnen erſt morgen abends ge- Ich hätte mir alle Ihre herzlichen Wünſche für mich, ſelber geſagt Ach mein guter Emanuel das ſag ich ja heute und an jedem Tage Richter Meinen herzlichſten Grus an unſern Simultan-Freund Schäfer!30 560. An Chriſtian Otto. [Hof, 21. März 1797]Indem ich nur anfange zu leſen, ſeh ich daß es Entheiligung wäre <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0323" n="308"/><hi rendition="#g">reiſen.</hi> — Ich habe bisher faſt keine Briefe erhalten, als zankende —<lb/> der ſchönen <hi rendition="#aq">Krüdner</hi> bin ich 3 Antworten ſchuldig, d. h. ich habe ihr<lb/> nicht geſchrieben ſeit ſie aus <hi rendition="#aq">Bayreuth</hi> weg iſt.</p><lb/> <p>Mit 1000 Freuden bezieh ich Ihre Stube. Das ſezen Sie ohnehin<lb/> voraus, daß ich überal im Empfangen und Geben <hi rendition="#g">die</hi> Freiheit voraus-<lb n="5"/> <note place="left"><ref target="1922_Bd2_309">[309]</ref></note>ſeze, worunter keine fremde leidet. — Ach wir ſolten alle in dieſem<lb/> geflügelten und ſo bald eingeäſcherten Leben uns um nichts zu<lb/> ſcheeren brauchen als um unſer — Gewiſſen, aber nicht um Schneider,<lb/> Schuſter, Modejournale, Zeremonienmeiſter, geiſt- und weltliche<lb/> Räthe ꝛc. —<lb n="10"/> </p> <p>Ich danke Ihnen für die Briefe am meiſten, die ich kopieren mus<lb/> — in meine Exzerpten: Ihr Name ſteht oft darin. Ihre <hi rendition="#g">Land</hi> trauer<lb/> der Natur um Rabbinen gefiel mir. —</p><lb/> <p>Ich habe mit den nächſten Poſten 5 <hi rendition="#aq">Bouteillen</hi> Champagner Wein<lb/> vonnöthen. Sind ſie drauſſen zu bekommen und jezt zu verſchicken: ſo<lb n="15"/> bitt’ ich Sie darum.</p><lb/> <p>Wäre die Poſt nicht: ſo hätt’ ich Ihnen erſt morgen abends ge-<lb/> ſchrieben, weil übermorgen mein Geburtstag iſt. Wie hätt’ ich, mein<lb/> geliebter Emanuel, die lezten Tropfen in der Waſſeruhr meines<lb/> Lebensjahres ſchöner und lichter fallen ſehen können, als unter dem<lb n="20"/> holden Licht, das Ihr Bild auf ſie wirft?</p><lb/> <p>Ich hätte mir alle Ihre herzlichen Wünſche für mich, ſelber geſagt<lb/> und ſie Ihnen wiedergegeben — ich hätte Ihre Geſtalt vol Liebe,<lb/> gerührt mit dem Auge des innern Menſchen angeſehen und wäre Ihnen<lb/> mein Theuerer, an die entfernte Bruſt gefallen und hätte blos geſagt:<lb n="25"/> wir werden nie getrent —</p><lb/> <p>Ach mein guter Emanuel das ſag ich ja heute und an jedem Tage<lb/> meines Lebens! —</p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#right">Richter</hi> </salute> </closer><lb/> <postscript> <p>Meinen herzlichſten Grus an unſern Simultan-Freund Schäfer!<lb n="30"/> </p> </postscript> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>560. An <hi rendition="#g">Chriſtian Otto.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right">[Hof, 21. März 1797]</hi> </dateline><lb/> <p>Indem ich nur anfange zu leſen, ſeh ich daß es Entheiligung wäre<lb/> fortzufahren, da ein goldwechſelnder Jude aufzählt. Ich danke dir im<lb/> Voraus für den Inhalt.<lb n="35"/> </p> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [308/0323]
reiſen. — Ich habe bisher faſt keine Briefe erhalten, als zankende —
der ſchönen Krüdner bin ich 3 Antworten ſchuldig, d. h. ich habe ihr
nicht geſchrieben ſeit ſie aus Bayreuth weg iſt.
Mit 1000 Freuden bezieh ich Ihre Stube. Das ſezen Sie ohnehin
voraus, daß ich überal im Empfangen und Geben die Freiheit voraus- 5
ſeze, worunter keine fremde leidet. — Ach wir ſolten alle in dieſem
geflügelten und ſo bald eingeäſcherten Leben uns um nichts zu
ſcheeren brauchen als um unſer — Gewiſſen, aber nicht um Schneider,
Schuſter, Modejournale, Zeremonienmeiſter, geiſt- und weltliche
Räthe ꝛc. — 10
[309]Ich danke Ihnen für die Briefe am meiſten, die ich kopieren mus
— in meine Exzerpten: Ihr Name ſteht oft darin. Ihre Land trauer
der Natur um Rabbinen gefiel mir. —
Ich habe mit den nächſten Poſten 5 Bouteillen Champagner Wein
vonnöthen. Sind ſie drauſſen zu bekommen und jezt zu verſchicken: ſo 15
bitt’ ich Sie darum.
Wäre die Poſt nicht: ſo hätt’ ich Ihnen erſt morgen abends ge-
ſchrieben, weil übermorgen mein Geburtstag iſt. Wie hätt’ ich, mein
geliebter Emanuel, die lezten Tropfen in der Waſſeruhr meines
Lebensjahres ſchöner und lichter fallen ſehen können, als unter dem 20
holden Licht, das Ihr Bild auf ſie wirft?
Ich hätte mir alle Ihre herzlichen Wünſche für mich, ſelber geſagt
und ſie Ihnen wiedergegeben — ich hätte Ihre Geſtalt vol Liebe,
gerührt mit dem Auge des innern Menſchen angeſehen und wäre Ihnen
mein Theuerer, an die entfernte Bruſt gefallen und hätte blos geſagt: 25
wir werden nie getrent —
Ach mein guter Emanuel das ſag ich ja heute und an jedem Tage
meines Lebens! —
Richter
Meinen herzlichſten Grus an unſern Simultan-Freund Schäfer! 30
560. An Chriſtian Otto.
[Hof, 21. März 1797]
Indem ich nur anfange zu leſen, ſeh ich daß es Entheiligung wäre
fortzufahren, da ein goldwechſelnder Jude aufzählt. Ich danke dir im
Voraus für den Inhalt. 35
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(2016-11-22T15:02:06Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:02:06Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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