Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 2. Berlin, 1958.

Bild:
<< vorherige Seite

Wenn man ins Elysium trat, muste man Lethe trinken: Sie würden
das irdische verlieren, wenn Sie sie nähmen und alle Ihre Handlungen
vergässen. Leben Sie wohl als wären Sie im höhern.

Jean Paul Fr. Richter
629. An Karoline Herold.5
[Kopie]

Die Blätter der Birke geben wie eine schöne Seele Wohlgeruch
ohne Geräusch und Farben-Pomp.

630. An Christian Otto.
10

Ich leihe euch das eine Exemplar dazu, weil ihr nichts zu lesen
habt -- wie ich armer Teufel. Beigang schlos auf meine Abwesenheit
auch vermuthlich aus dem Ausbleiben der Rükfracht. -- Kanst du
mir nicht morgen Göthe über das Karneval (in seinen neuesten
Schriften) und etwan Wielands 6. und 7. Band schicken? --15

631. An Christian Otto.

Ein wenig Minuten mehr als der Vormittag hat, sind zur Vol-
endung einer Arbeit und also zum Hausarrest bestimt. Ich danke dir.
Aber nachmittags, wo die Sonne leuchten wird, werden wir uns20
wohl finden.

632. An Wilhelmine von Kropff in Bayreuth.

Sie würden hart gegen einen sein, der oft weiter nichts ist als stum,
wenn Sie aus meinem Stilschweigen nicht geschlossen hätten, daß ich25
Ihren kleinen Auftrag über die Flachsspinnerei zwar ausgerichtet
habe aber ohne Nuzen. Dem Mädgen fehlt nicht die Willigkeit
sondern ein -- Spinrad dazu; und ihre Armuth verbeut ihr, zu
kaufen und zu lernen.

[340]Ich kan Ihnen nicht sagen, wie ich mich nach einem kleinen Wieder-30
scheine Ihrer Hand oder vielmehr Ihrer Handschrift -- denn zum
ersten wäre das Papier nicht weis genug -- nun seit einer so langen

Wenn man ins Elyſium trat, muſte man Lethe trinken: Sie würden
das irdiſche verlieren, wenn Sie ſie nähmen und alle Ihre Handlungen
vergäſſen. Leben Sie wohl als wären Sie im höhern.

Jean Paul Fr. Richter
629. An Karoline Herold.5
[Kopie]

Die Blätter der Birke geben wie eine ſchöne Seele Wohlgeruch
ohne Geräuſch und Farben-Pomp.

630. An Chriſtian Otto.
10

Ich leihe euch das eine Exemplar dazu, weil ihr nichts zu leſen
habt — wie ich armer Teufel. Beigang ſchlos auf meine Abweſenheit
auch vermuthlich aus dem Ausbleiben der Rükfracht. — Kanſt du
mir nicht morgen Göthe über das Karneval (in ſeinen neueſten
Schriften) und etwan Wielands 6. und 7. Band ſchicken? —15

631. An Chriſtian Otto.

Ein wenig Minuten mehr als der Vormittag hat, ſind zur Vol-
endung einer Arbeit und alſo zum Hausarreſt beſtimt. Ich danke dir.
Aber nachmittags, wo die Sonne leuchten wird, werden wir uns20
wohl finden.

632. An Wilhelmine von Kropff in Bayreuth.

Sie würden hart gegen einen ſein, der oft weiter nichts iſt als ſtum,
wenn Sie aus meinem Stilſchweigen nicht geſchloſſen hätten, daß ich25
Ihren kleinen Auftrag über die Flachsſpinnerei zwar ausgerichtet
habe aber ohne Nuzen. Dem Mädgen fehlt nicht die Willigkeit
ſondern ein — Spinrad dazu; und ihre Armuth verbeut ihr, zu
kaufen und zu lernen.

[340]Ich kan Ihnen nicht ſagen, wie ich mich nach einem kleinen Wieder-30
ſcheine Ihrer Hand oder vielmehr Ihrer Handſchrift — denn zum
erſten wäre das Papier nicht weis genug — nun ſeit einer ſo langen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="letter" n="1">
        <pb facs="#f0354" n="338"/>
        <p>Wenn man ins Ely&#x017F;ium trat, mu&#x017F;te man Lethe trinken: Sie würden<lb/>
das irdi&#x017F;che verlieren, wenn Sie &#x017F;ie nähmen und alle Ihre Handlungen<lb/>
vergä&#x017F;&#x017F;en. Leben Sie wohl als wären Sie im höhern.</p><lb/>
        <closer>
          <salute> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Jean Paul</hi> Fr. Richter</hi> </salute>
        </closer>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>629. An <hi rendition="#g">Karoline Herold.</hi><lb n="5"/>
</head>
        <note type="editorial">[Kopie]</note>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Hof, 3. (?) Juni 1797]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Die Blätter der Birke geben wie eine &#x017F;chöne Seele Wohlgeruch<lb/>
ohne Geräu&#x017F;ch und Farben-Pomp.</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>630. An <hi rendition="#g">Chri&#x017F;tian Otto.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Hof, 3. Juni 1797. Sonnabend]</hi> </dateline>
        <lb n="10"/>
        <p>Ich leihe euch das eine Exemplar dazu, weil ihr nichts zu le&#x017F;en<lb/>
habt &#x2014; wie ich armer Teufel. <hi rendition="#aq">Beigang</hi> &#x017F;chlos auf meine Abwe&#x017F;enheit<lb/>
auch vermuthlich aus dem Ausbleiben der Rükfracht. &#x2014; Kan&#x017F;t du<lb/>
mir nicht morgen Göthe über das Karneval (in &#x017F;einen neue&#x017F;ten<lb/>
Schriften) und etwan Wielands 6. und 7. Band &#x017F;chicken? &#x2014;<lb n="15"/>
</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>631. An <hi rendition="#g">Chri&#x017F;tian Otto.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Hof, 5. Juni 1797. Pfing&#x017F;tmontag]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Ein wenig Minuten mehr als der Vormittag hat, &#x017F;ind zur Vol-<lb/>
endung einer Arbeit und al&#x017F;o zum Hausarre&#x017F;t be&#x017F;timt. Ich danke dir.<lb/>
Aber nachmittags, wo die Sonne leuchten wird, werden wir uns<lb n="20"/>
wohl finden.</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>632. An <hi rendition="#g">Wilhelmine von Kropff in Bayreuth.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Hof</hi> d. 7 Jun. 97.</hi> </dateline><lb/>
        <p>Sie würden <hi rendition="#g">hart</hi> gegen einen &#x017F;ein, der oft weiter nichts i&#x017F;t als <hi rendition="#g">&#x017F;tum,</hi><lb/>
wenn Sie aus meinem Stil&#x017F;chweigen nicht ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en hätten, daß ich<lb n="25"/>
Ihren kleinen Auftrag über die Flachs&#x017F;pinnerei zwar ausgerichtet<lb/>
habe aber ohne Nuzen. Dem Mädgen fehlt nicht die Willigkeit<lb/>
&#x017F;ondern ein &#x2014; Spinrad dazu; und ihre Armuth verbeut ihr, zu<lb/>
kaufen und zu lernen.</p><lb/>
        <p><note place="left"><ref target="1922_Bd2_340">[340]</ref></note>Ich kan Ihnen nicht &#x017F;agen, wie ich mich nach einem kleinen Wieder-<lb n="30"/>
&#x017F;cheine Ihrer Hand oder vielmehr Ihrer Hand&#x017F;chrift &#x2014; denn zum<lb/>
er&#x017F;ten wäre das Papier nicht weis genug &#x2014; nun &#x017F;eit einer &#x017F;o langen<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[338/0354] Wenn man ins Elyſium trat, muſte man Lethe trinken: Sie würden das irdiſche verlieren, wenn Sie ſie nähmen und alle Ihre Handlungen vergäſſen. Leben Sie wohl als wären Sie im höhern. Jean Paul Fr. Richter 629. An Karoline Herold. 5 [Hof, 3. (?) Juni 1797] Die Blätter der Birke geben wie eine ſchöne Seele Wohlgeruch ohne Geräuſch und Farben-Pomp. 630. An Chriſtian Otto. [Hof, 3. Juni 1797. Sonnabend] 10 Ich leihe euch das eine Exemplar dazu, weil ihr nichts zu leſen habt — wie ich armer Teufel. Beigang ſchlos auf meine Abweſenheit auch vermuthlich aus dem Ausbleiben der Rükfracht. — Kanſt du mir nicht morgen Göthe über das Karneval (in ſeinen neueſten Schriften) und etwan Wielands 6. und 7. Band ſchicken? — 15 631. An Chriſtian Otto. [Hof, 5. Juni 1797. Pfingſtmontag] Ein wenig Minuten mehr als der Vormittag hat, ſind zur Vol- endung einer Arbeit und alſo zum Hausarreſt beſtimt. Ich danke dir. Aber nachmittags, wo die Sonne leuchten wird, werden wir uns 20 wohl finden. 632. An Wilhelmine von Kropff in Bayreuth. Hof d. 7 Jun. 97. Sie würden hart gegen einen ſein, der oft weiter nichts iſt als ſtum, wenn Sie aus meinem Stilſchweigen nicht geſchloſſen hätten, daß ich 25 Ihren kleinen Auftrag über die Flachsſpinnerei zwar ausgerichtet habe aber ohne Nuzen. Dem Mädgen fehlt nicht die Willigkeit ſondern ein — Spinrad dazu; und ihre Armuth verbeut ihr, zu kaufen und zu lernen. Ich kan Ihnen nicht ſagen, wie ich mich nach einem kleinen Wieder- 30 ſcheine Ihrer Hand oder vielmehr Ihrer Handſchrift — denn zum erſten wäre das Papier nicht weis genug — nun ſeit einer ſo langen [340]

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:02:06Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:02:06Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe02_1958
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe02_1958/354
Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 2. Berlin, 1958, S. 338. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe02_1958/354>, abgerufen am 24.11.2024.