Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 2. Berlin, 1958.667. An Buchhändler Heinsius in Gera. Hof. d. 23 Jul. 97.Ihre Anfrage ist eben so moralisch als vorsichtig und nöthig. Denn Denn mein Plan ist folgender: das Buch erhält ein neues Gepräge Aber eine 2te Ausgabe des Hesperus und des Fixlein, mein Titan Sind Sie anderer Meinung: so können Sie, ohne meinen Wider-30 23 Jean Paul Briefe. II.
667. An Buchhändler Heinſius in Gera. Hof. d. 23 Jul. 97.Ihre Anfrage iſt eben ſo moraliſch als vorſichtig und nöthig. Denn Denn mein Plan iſt folgender: das Buch erhält ein neues Gepräge Aber eine 2te Ausgabe des Hesperus und des Fixlein, mein Titan Sind Sie anderer Meinung: ſo können Sie, ohne meinen Wider-30 23 Jean Paul Briefe. II.
<TEI> <text> <body> <pb facs="#f0370" n="353"/> <div type="letter" n="1"> <head>667. An <hi rendition="#g">Buchhändler Heinſius in Gera.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Hof.</hi> d. 23 Jul. 97.</hi> </dateline><lb/> <p>Ihre Anfrage iſt eben ſo moraliſch als vorſichtig und nöthig. Denn<lb/> im entgegengeſezten Falle hätt’ ich durch eine öffentliche Erklärung die<lb/> 2<hi rendition="#sup">te</hi> Auflage dem Schikſal der 1<hi rendition="#sup">ten</hi> ausſezen dürfen, da 1) mit H. <hi rendition="#aq">Bek-<lb n="5"/> man ½ Ld’or</hi> für den Bogen der 2<hi rendition="#sup">ten</hi> Auflage ackordieret war und da<lb/> 2) die „Teufelspapiere“ nicht blos Wiedertaufe und Wiedergeburt<lb/> ſondern auch einen verklärten Leib und Geiſt von mir erhalten ſollen,<lb/> damit ſie unter ihre Geſchwiſter paſſen. H. <hi rendition="#aq">Bekman</hi> leiſtete allerdings<lb/> das Wenige, was er verſprach, nämlich die Zahlung eines ½ <hi rendition="#aq">Ld’or;</hi><lb n="10"/> vergas aber das Daſein derſelben Bedingung bei der 2<hi rendition="#sup">ten</hi> Auflage.<lb/> Daran iſt jezt nichts gelegen.</p><lb/> <p>Denn mein Plan iſt folgender: das Buch erhält ein neues Gepräge<lb/> und einen neuen Gehalt — zerfält in 3 oder mehrere Bändgen — viele<lb/> Satiren werden in Erzählungen oder in <hi rendition="#g">Appendices</hi> (wie in den<lb n="15"/> <hi rendition="#aq">biographischen Belustigungen)</hi> verwandelt — ich thue <hi rendition="#g">neue</hi> Satiren<lb/> hinzu und ſeze vielleicht die Samlung fort — voran ſtell’ ich bei jedem<lb/> Bändgen zumal für mein weibliches Publikum <hi rendition="#g">neue</hi> ſentimentaliſche<lb/> Aufſäze ꝛc. — auf das Titelblat kömt über den alten Titel noch ein<lb/> neuer — ich bringe die Fikzion mit <hi rendition="#aq">Siebenkäs</hi> in dem 2<hi rendition="#sup">ten</hi> B. der<note place="right"><ref target="1922_Bd2_355">[355]</ref></note><lb n="20"/> <hi rendition="#aq">Blumenstüke</hi> ins Spiel und nehme meine zerſtreueten Aufſäze aus der<lb/> Monatsſchrift für Litteratur und Völkerkunde, aus den „Erholungen“<lb/> ꝛc. hinein.</p><lb/> <p>Aber eine 2<hi rendition="#sup">te</hi> Ausgabe des <hi rendition="#aq">Hesperus</hi> und des <hi rendition="#aq">Fixlein,</hi> mein <hi rendition="#aq">Titan</hi><lb/> und andre Urſachen machen dieſes zur Michaelis Meſſe unmöglich und<lb n="25"/> <hi rendition="#g">höchſtens</hi> für 1 Bändgen zur Oſtermeſſe wahrſcheinlich. Für dieſe<lb/> Arbeit iſt das Honorar neuer Aufſäze 4 <hi rendition="#aq">Ld’or</hi> (für einen wie die<lb/><hi rendition="#aq">Blumenstüke</hi> gedrukten Bogen), für umgearbeitete aus den Teufels<lb/> Papieren 3 <hi rendition="#aq">L.;</hi> bei den künftigen Auflagen ⅔ des Honorars.</p><lb/> <p>Sind Sie anderer Meinung: ſo können Sie, ohne meinen Wider-<lb n="30"/> ſpruch, recht gut die „Teufels Papiere“ unverbeſſert wieder auflegen<lb/> und mir ½ <hi rendition="#aq">Ldor</hi> zahlen. Aber meine völlige Umſchmelzung aller<lb/> ſatiriſchen Gipsabgüſſe aus meiner Jugend iſt eben ſo gewis als noth-<lb/> wendig und dan für Sie nachtheilig. Übrigens trag’ ich gern alles für<lb/> H. Bekman zum Verkaufe eines Verlages bei, durch welchen er ſo<lb n="35"/> wenig gewan als ich ſelber, obgleich die Teufels Papiere mich mehr<lb/> Zeit und Kräfte koſteten als die <hi rendition="#aq">Mumien.</hi></p><lb/> <fw place="bottom" type="sig">23 Jean Paul Briefe. <hi rendition="#aq">II.</hi></fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [353/0370]
667. An Buchhändler Heinſius in Gera.
Hof. d. 23 Jul. 97.
Ihre Anfrage iſt eben ſo moraliſch als vorſichtig und nöthig. Denn
im entgegengeſezten Falle hätt’ ich durch eine öffentliche Erklärung die
2te Auflage dem Schikſal der 1ten ausſezen dürfen, da 1) mit H. Bek- 5
man ½ Ld’or für den Bogen der 2ten Auflage ackordieret war und da
2) die „Teufelspapiere“ nicht blos Wiedertaufe und Wiedergeburt
ſondern auch einen verklärten Leib und Geiſt von mir erhalten ſollen,
damit ſie unter ihre Geſchwiſter paſſen. H. Bekman leiſtete allerdings
das Wenige, was er verſprach, nämlich die Zahlung eines ½ Ld’or; 10
vergas aber das Daſein derſelben Bedingung bei der 2ten Auflage.
Daran iſt jezt nichts gelegen.
Denn mein Plan iſt folgender: das Buch erhält ein neues Gepräge
und einen neuen Gehalt — zerfält in 3 oder mehrere Bändgen — viele
Satiren werden in Erzählungen oder in Appendices (wie in den 15
biographischen Belustigungen) verwandelt — ich thue neue Satiren
hinzu und ſeze vielleicht die Samlung fort — voran ſtell’ ich bei jedem
Bändgen zumal für mein weibliches Publikum neue ſentimentaliſche
Aufſäze ꝛc. — auf das Titelblat kömt über den alten Titel noch ein
neuer — ich bringe die Fikzion mit Siebenkäs in dem 2ten B. der 20
Blumenstüke ins Spiel und nehme meine zerſtreueten Aufſäze aus der
Monatsſchrift für Litteratur und Völkerkunde, aus den „Erholungen“
ꝛc. hinein.
[355]
Aber eine 2te Ausgabe des Hesperus und des Fixlein, mein Titan
und andre Urſachen machen dieſes zur Michaelis Meſſe unmöglich und 25
höchſtens für 1 Bändgen zur Oſtermeſſe wahrſcheinlich. Für dieſe
Arbeit iſt das Honorar neuer Aufſäze 4 Ld’or (für einen wie die
Blumenstüke gedrukten Bogen), für umgearbeitete aus den Teufels
Papieren 3 L.; bei den künftigen Auflagen ⅔ des Honorars.
Sind Sie anderer Meinung: ſo können Sie, ohne meinen Wider- 30
ſpruch, recht gut die „Teufels Papiere“ unverbeſſert wieder auflegen
und mir ½ Ldor zahlen. Aber meine völlige Umſchmelzung aller
ſatiriſchen Gipsabgüſſe aus meiner Jugend iſt eben ſo gewis als noth-
wendig und dan für Sie nachtheilig. Übrigens trag’ ich gern alles für
H. Bekman zum Verkaufe eines Verlages bei, durch welchen er ſo 35
wenig gewan als ich ſelber, obgleich die Teufels Papiere mich mehr
Zeit und Kräfte koſteten als die Mumien.
23 Jean Paul Briefe. II.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:02:06Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:02:06Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |