Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 2. Berlin, 1958.

Bild:
<< vorherige Seite

nach Leipzig gieng, schreib' ich Ihnen zum zweitenmale und mit
derselben Beklommenheit, womit man das Maschinenwerk der Lebens-
bühne alzeit um- und durcheinander schieben sieht. Ihren gedrukten
Schäzen, Theuerster, verdank' ich einen grossen Theil meiner exzer-
pierten; und nie kan meine Dankbarkeit für Ihre Liebe kleiner werden.5
Der Himmel führe im gaukelnden Traume des Lebens immer holde
Welten vor Ihr Auge und wende die Nachtluft und die Nachtfröste
ab! Leben Sie und die Ihrigen glüklich, glüklich, glüklich!

J. P. F. Richter

N. S. Haben Sie den Hesperus und das Kampanerthal gelesen?10
-- Der Aufenthalt Ihrer Bücher bei mir hatte doch den Nuzen, daß
sie nicht mit den veraukzionierten untergiengen. Vale, Care, vale!

[Adr.] Sr. HochEhrwürden H. Pfarrer Vogel, Arzberg. Fr. Mit
36 Büchern.
724. An Friedrich Wilhelm Hagen in Erlangen.15
[Kopie]

Das Schiksal bringt mich durch eine Schneckenlinie von Zufällig-
keiten an Sie, lieber Harpokrates, der den Finger lieber an den
Mund als an die Feder legt. Ich wünsche Ihnen so frohe nachschim-
mernde Minuten als die schönen waren, die meinen Abend bei Ihren20
Freunden zusammensezten.

725. An Beygang in Leipzig.
[Kopie]

Sie bemühen sich, mir im Leipziger Konchylienkabinet das Schnecken-
gehäuse auszusuchen, in das ich ziehen kan. Die Fluth meiner hiesigen25
Kleinigkeiten wat' ich schwerlich durch so früh.

726. An Friedrich von Oertel in Leipzig.[384]

Mein guter Oertel! Die Nachricht deiner körperlichen Wunden
hab' ich zum Glücke nach der Heilung der leztern erhalten. Wie sehn'30
ich mich in deine Umarmung, seitdem nicht blos eine solche Reihe
trennender Stunden sondern auch so viele beraubende zwischen uns

nach Leipzig gieng, ſchreib’ ich Ihnen zum zweitenmale und mit
derſelben Beklommenheit, womit man das Maſchinenwerk der Lebens-
bühne alzeit um- und durcheinander ſchieben ſieht. Ihren gedrukten
Schäzen, Theuerſter, verdank’ ich einen groſſen Theil meiner exzer-
pierten; und nie kan meine Dankbarkeit für Ihre Liebe kleiner werden.5
Der Himmel führe im gaukelnden Traume des Lebens immer holde
Welten vor Ihr Auge und wende die Nachtluft und die Nachtfröſte
ab! Leben Sie und die Ihrigen glüklich, glüklich, glüklich!

J. P. F. Richter

N. S. Haben Sie den Heſperus und das Kampanerthal geleſen?10
— Der Aufenthalt Ihrer Bücher bei mir hatte doch den Nuzen, daß
ſie nicht mit den veraukzionierten untergiengen. Vale, Care, vale!

[Adr.] Sr. HochEhrwürden H. Pfarrer Vogel, Arzberg. Fr. Mit
36 Büchern.
724. An Friedrich Wilhelm Hagen in Erlangen.15
[Kopie]

Das Schikſal bringt mich durch eine Schneckenlinie von Zufällig-
keiten an Sie, lieber Harpokrates, der den Finger lieber an den
Mund als an die Feder legt. Ich wünſche Ihnen ſo frohe nachſchim-
mernde Minuten als die ſchönen waren, die meinen Abend bei Ihren20
Freunden zuſammenſezten.

725. An Beygang in Leipzig.
[Kopie]

Sie bemühen ſich, mir im Leipziger Konchylienkabinet das Schnecken-
gehäuſe auszuſuchen, in das ich ziehen kan. Die Fluth meiner hieſigen25
Kleinigkeiten wat’ ich ſchwerlich durch ſo früh.

726. An Friedrich von Oertel in Leipzig.[384]

Mein guter Oertel! Die Nachricht deiner körperlichen Wunden
hab’ ich zum Glücke nach der Heilung der leztern erhalten. Wie ſehn’30
ich mich in deine Umarmung, ſeitdem nicht blos eine ſolche Reihe
trennender Stunden ſondern auch ſo viele beraubende zwiſchen uns

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="letter" n="1">
        <p><pb facs="#f0404" n="383"/>
nach Leipzig gieng, &#x017F;chreib&#x2019; ich Ihnen zum zweitenmale und mit<lb/>
der&#x017F;elben Beklommenheit, womit man das Ma&#x017F;chinenwerk der Lebens-<lb/>
bühne alzeit um- und durcheinander &#x017F;chieben &#x017F;ieht. Ihren gedrukten<lb/>
Schäzen, Theuer&#x017F;ter, verdank&#x2019; ich einen gro&#x017F;&#x017F;en Theil meiner exzer-<lb/>
pierten; und nie kan meine Dankbarkeit für Ihre Liebe kleiner werden.<lb n="5"/>
Der Himmel führe im gaukelnden Traume des Lebens immer holde<lb/>
Welten vor Ihr Auge und wende die Nachtluft und die Nachtfrö&#x017F;te<lb/>
ab! Leben Sie und die Ihrigen glüklich, glüklich, glüklich!</p><lb/>
        <closer>
          <salute> <hi rendition="#right">J. P. F. Richter</hi> </salute>
        </closer><lb/>
        <postscript>
          <p>N. S. Haben Sie den He&#x017F;perus und das Kampanerthal gele&#x017F;en?<lb n="10"/>
&#x2014; Der Aufenthalt Ihrer Bücher bei mir hatte doch den Nuzen, daß<lb/>
&#x017F;ie nicht mit den veraukzionierten untergiengen. <hi rendition="#aq">Vale, Care, vale</hi>!</p>
        </postscript><lb/>
        <trailer>
          <address>
            <addrLine>[Adr.] Sr. HochEhrwürden H. Pfarrer <hi rendition="#aq">Vogel,</hi> Arzberg. Fr. Mit<lb/>
36 Büchern.</addrLine>
          </address>
        </trailer>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>724. An <hi rendition="#g">Friedrich Wilhelm Hagen in Erlangen.</hi><lb n="15"/>
</head>
        <note type="editorial">[Kopie]</note>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Hof, 21. Okt. 1797]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Das Schik&#x017F;al bringt mich durch eine Schneckenlinie von Zufällig-<lb/>
keiten an Sie, lieber Harpokrates, der den Finger lieber an den<lb/>
Mund als an die Feder legt. Ich wün&#x017F;che Ihnen &#x017F;o frohe nach&#x017F;chim-<lb/>
mernde Minuten als die &#x017F;chönen waren, die meinen Abend bei Ihren<lb n="20"/>
Freunden zu&#x017F;ammen&#x017F;ezten.</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>725. An <hi rendition="#g">Beygang in Leipzig.</hi></head><lb/>
        <note type="editorial">[Kopie]</note>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Hof, 21. Okt. 1797]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Sie bemühen &#x017F;ich, mir im Leipziger Konchylienkabinet das Schnecken-<lb/>
gehäu&#x017F;e auszu&#x017F;uchen, in das ich ziehen kan. Die Fluth meiner hie&#x017F;igen<lb n="25"/>
Kleinigkeiten wat&#x2019; ich &#x017F;chwerlich durch &#x017F;o früh.</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>726. An <hi rendition="#g">Friedrich von Oertel in Leipzig.</hi><note place="right"><ref target="1922_Bd2_384">[384]</ref></note></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Hof.</hi> d. 21 Okt 97.</hi> </dateline><lb/>
        <p>Mein guter Oertel! Die Nachricht deiner körperlichen Wunden<lb/>
hab&#x2019; ich zum Glücke <hi rendition="#g">nach</hi> der Heilung der leztern erhalten. Wie &#x017F;ehn&#x2019;<lb n="30"/>
ich mich in deine Umarmung, &#x017F;eitdem nicht blos eine &#x017F;olche Reihe<lb/>
trennender Stunden &#x017F;ondern auch &#x017F;o viele beraubende zwi&#x017F;chen uns<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[383/0404] nach Leipzig gieng, ſchreib’ ich Ihnen zum zweitenmale und mit derſelben Beklommenheit, womit man das Maſchinenwerk der Lebens- bühne alzeit um- und durcheinander ſchieben ſieht. Ihren gedrukten Schäzen, Theuerſter, verdank’ ich einen groſſen Theil meiner exzer- pierten; und nie kan meine Dankbarkeit für Ihre Liebe kleiner werden. 5 Der Himmel führe im gaukelnden Traume des Lebens immer holde Welten vor Ihr Auge und wende die Nachtluft und die Nachtfröſte ab! Leben Sie und die Ihrigen glüklich, glüklich, glüklich! J. P. F. Richter N. S. Haben Sie den Heſperus und das Kampanerthal geleſen? 10 — Der Aufenthalt Ihrer Bücher bei mir hatte doch den Nuzen, daß ſie nicht mit den veraukzionierten untergiengen. Vale, Care, vale! [Adr.] Sr. HochEhrwürden H. Pfarrer Vogel, Arzberg. Fr. Mit 36 Büchern. 724. An Friedrich Wilhelm Hagen in Erlangen. 15 [Hof, 21. Okt. 1797] Das Schikſal bringt mich durch eine Schneckenlinie von Zufällig- keiten an Sie, lieber Harpokrates, der den Finger lieber an den Mund als an die Feder legt. Ich wünſche Ihnen ſo frohe nachſchim- mernde Minuten als die ſchönen waren, die meinen Abend bei Ihren 20 Freunden zuſammenſezten. 725. An Beygang in Leipzig. [Hof, 21. Okt. 1797] Sie bemühen ſich, mir im Leipziger Konchylienkabinet das Schnecken- gehäuſe auszuſuchen, in das ich ziehen kan. Die Fluth meiner hieſigen 25 Kleinigkeiten wat’ ich ſchwerlich durch ſo früh. 726. An Friedrich von Oertel in Leipzig. Hof. d. 21 Okt 97. Mein guter Oertel! Die Nachricht deiner körperlichen Wunden hab’ ich zum Glücke nach der Heilung der leztern erhalten. Wie ſehn’ 30 ich mich in deine Umarmung, ſeitdem nicht blos eine ſolche Reihe trennender Stunden ſondern auch ſo viele beraubende zwiſchen uns

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:02:06Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:02:06Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe02_1958
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe02_1958/404
Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 2. Berlin, 1958, S. 383. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe02_1958/404>, abgerufen am 22.11.2024.