Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 2. Berlin, 1958.nend fühlt "ich habe Troz und Mark zum Kampf, ich könte alles Erreichen Sie keine äussere Absicht: so erringen Sie doch alles: den Sie können in diesem Blatte ein treumeinendes Herz nicht ver- Der Himmel lasse die Dornenkrone in einen Blumenkranz aus-15 Ihr Freund20 Richter 75. An Emanuel in Bayreuth. Hof. d. 16 März 1795.Mein lieber Lieber, Dieser Brief ist blos merkantilisch und daher so kurz wie das Leben. Es ist so: ich bitte Sie nämlich, die Güte zu haben, mir sobald als Das Zeug, das Sie mir schicken, werden Sie in kurzem wieder35 nend fühlt „ich habe Troz und Mark zum Kampf, ich könte alles Erreichen Sie keine äuſſere Abſicht: ſo erringen Sie doch alles: den Sie können in dieſem Blatte ein treumeinendes Herz nicht ver- Der Himmel laſſe die Dornenkrone in einen Blumenkranz aus-15 Ihr Freund20 Richter 75. An Emanuel in Bayreuth. Hof. d. 16 März 1795.Mein lieber Lieber, Dieſer Brief iſt blos merkantiliſch und daher ſo kurz wie das Leben. Es iſt ſo: ich bitte Sie nämlich, die Güte zu haben, mir ſobald als Das Zeug, das Sie mir ſchicken, werden Sie in kurzem wieder35 <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0068" n="59"/> nend fühlt „ich habe Troz und Mark zum Kampf, ich könte alles<lb/> wagen“ und wenn man dennoch, götlich-zufrieden mit dem Gefühl des<lb/> Muths, nicht ſowol vor dem Gegner die Waffen ſtrekt als vor der<lb/> Sanftmuth, dan hat man etwas höhers als Muth: Ergebenheit in die<lb/><hi rendition="#g">Vorſehung.</hi> Man ſiegt über einen gröſſern Gegner als den äuſſern —<lb n="5"/> über den innern. —</p><lb/> <p>Erreichen Sie keine äuſſere Abſicht: ſo erringen Sie doch alles: den<lb/> innern Gehalt. Sie leſen ja die Bücher nicht, um ſie zu dozieren und<lb/> davon zu leben. Eben ſo üben Sie ja die Geduld nicht, um damit<lb/> Menſchen zu gewinnen, ſondern weil ſie götlich iſt.<lb n="10"/> </p> <p>Sie können in dieſem Blatte ein treumeinendes Herz nicht ver-<lb/> kennen. Ich habe Ihnen freilich — und das auf eine unpolierte<lb/> Weiſe — nichts geſagt als was Sie ſchon wuſten; aber die Wahrheit<lb/> wird wie der Schal ſchöner durch das Echo, ich meine <hi rendition="#g">kräftiger.</hi></p><lb/> <p>Der Himmel laſſe die Dornenkrone in einen Blumenkranz aus-<lb n="15"/> blühen und ſchlieſſe die bangen Prüfungen nicht nur mit Freude,<lb/> ſondern auch mit fremder Beſſerung.</p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#right">Ihr<lb/> Freund<lb n="20"/> Richter</hi> </salute> </closer> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>75. An <hi rendition="#g">Emanuel in Bayreuth.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Hof.</hi> d. 16 März 1795.</hi> </dateline><lb/> <opener> <salute> <hi rendition="#et">Mein lieber Lieber,</hi> </salute> </opener><lb/> <p>Dieſer Brief iſt blos merkantiliſch und daher ſo kurz wie das Leben.<lb/> Ich traſſiere einmal ums andere in meinen Papieren auf Ihre — und<note place="right"><ref target="1922_Bd2_53">[53]</ref></note><lb n="25"/> doch ſchweigen Sie noch: ich hoffe, ein Paar Hoſen geben Ihnen die<lb/> Feder.</p><lb/> <p>Es iſt ſo: ich bitte Sie nämlich, die Güte zu haben, mir ſobald als<lb/> möglich engliſches Leder zu 1 Paar Beinkleidern zu ſchicken; oder<lb/> irgend einen anderen Hoſenzeug von ähnlichem Preiſe, der aber<lb n="30"/> modiſcher ſein mus als die Weisheit. Nur ſchwarz ſei er nicht, weil ich<lb/> dieſes Negerkolorit an keinem Geſchlechte liebe als am weiſſen, ich<lb/> meine am weiblichen. Dieſe gabelförmige Schenkel-Kapſel gehöret<lb/> unter einen blauen Rok.</p><lb/> <p>Das Zeug, das Sie mir ſchicken, werden Sie in kurzem wieder<lb n="35"/> ſehen — an meinen Beinen, weil ich ſobald der Frühling nur ein<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [59/0068]
nend fühlt „ich habe Troz und Mark zum Kampf, ich könte alles
wagen“ und wenn man dennoch, götlich-zufrieden mit dem Gefühl des
Muths, nicht ſowol vor dem Gegner die Waffen ſtrekt als vor der
Sanftmuth, dan hat man etwas höhers als Muth: Ergebenheit in die
Vorſehung. Man ſiegt über einen gröſſern Gegner als den äuſſern — 5
über den innern. —
Erreichen Sie keine äuſſere Abſicht: ſo erringen Sie doch alles: den
innern Gehalt. Sie leſen ja die Bücher nicht, um ſie zu dozieren und
davon zu leben. Eben ſo üben Sie ja die Geduld nicht, um damit
Menſchen zu gewinnen, ſondern weil ſie götlich iſt. 10
Sie können in dieſem Blatte ein treumeinendes Herz nicht ver-
kennen. Ich habe Ihnen freilich — und das auf eine unpolierte
Weiſe — nichts geſagt als was Sie ſchon wuſten; aber die Wahrheit
wird wie der Schal ſchöner durch das Echo, ich meine kräftiger.
Der Himmel laſſe die Dornenkrone in einen Blumenkranz aus- 15
blühen und ſchlieſſe die bangen Prüfungen nicht nur mit Freude,
ſondern auch mit fremder Beſſerung.
Ihr
Freund 20
Richter
75. An Emanuel in Bayreuth.
Hof. d. 16 März 1795.
Mein lieber Lieber,
Dieſer Brief iſt blos merkantiliſch und daher ſo kurz wie das Leben.
Ich traſſiere einmal ums andere in meinen Papieren auf Ihre — und 25
doch ſchweigen Sie noch: ich hoffe, ein Paar Hoſen geben Ihnen die
Feder.
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Es iſt ſo: ich bitte Sie nämlich, die Güte zu haben, mir ſobald als
möglich engliſches Leder zu 1 Paar Beinkleidern zu ſchicken; oder
irgend einen anderen Hoſenzeug von ähnlichem Preiſe, der aber 30
modiſcher ſein mus als die Weisheit. Nur ſchwarz ſei er nicht, weil ich
dieſes Negerkolorit an keinem Geſchlechte liebe als am weiſſen, ich
meine am weiblichen. Dieſe gabelförmige Schenkel-Kapſel gehöret
unter einen blauen Rok.
Das Zeug, das Sie mir ſchicken, werden Sie in kurzem wieder 35
ſehen — an meinen Beinen, weil ich ſobald der Frühling nur ein
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(2016-11-22T15:02:06Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:02:06Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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