Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959.Von beiliegenden Briefen bitt' ich daß der weibliche in die weiblichen Um den lezten Punkt unsers Kommerzientraktats gar abzuthun Alle meine Tage hier sind Weihnachts-, Oster- und Pfingstfesttage Leben Sie froh! Erneuern Sie mein Andenken bei Madame Feind,10 Jean Paul Fr. Richter 149. An Christian Otto. Weimar d. 3 Nov. 98.Lieber Otto! Gestern vor [8] Tagen um 9 Uhr früh fuhr ich durch15 [126]Wolt ich das Äussere rechnen: so könt ich die Liebe anführen, die Von beiliegenden Briefen bitt’ ich daß der weibliche in die weiblichen Um den lezten Punkt unſers Kommerzientraktats gar abzuthun Alle meine Tage hier ſind Weihnachts-, Oſter- und Pfingſtfeſttage Leben Sie froh! Erneuern Sie mein Andenken bei Madame Feind,10 Jean Paul Fr. Richter 149. An Chriſtian Otto. Weimar d. 3 Nov. 98.Lieber Otto! Geſtern vor [8] Tagen um 9 Uhr früh fuhr ich durch15 [126]Wolt ich das Äuſſere rechnen: ſo könt ich die Liebe anführen, die <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <pb facs="#f0121" n="112"/> <p>Von beiliegenden Briefen bitt’ ich daß der weibliche in die weiblichen<lb/> Hände ſelber komme durch die Güte von <hi rendition="#aq">Mad.</hi> Feind. —</p><lb/> <p>Um den lezten Punkt unſers Kommerzientraktats gar abzuthun<lb/> — welches mündlich nicht ſo leicht war —, ſez ich blos noch dazu, daß<lb/> ich Sie um 3½ <hi rendition="#aq">Louisd’or</hi> in Golde für den Drukbogen nach dem Ab-<lb n="5"/> druk bitte — und bei der 2<hi rendition="#sup">ten</hi> Auflage die Hälfte — und das Drittel<lb/> bei der dritten. —</p><lb/> <p>Alle meine Tage hier ſind Weihnachts-, Oſter- und Pfingſtfeſttage<lb/> und es fehlet mir nichts als — Zeit.</p><lb/> <p>Leben Sie froh! Erneuern Sie mein Andenken bei Madame Feind,<lb n="10"/> eh ich es ſelber thue, und bei allen lieben Ihrigen!</p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#right">Jean Paul Fr. Richter</hi> </salute> </closer> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>149. An <hi rendition="#g">Chriſtian Otto.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Weimar</hi> d. 3 Nov. 98.</hi> </dateline><lb/> <p>Lieber Otto! Geſtern vor [8] Tagen um 9 Uhr früh fuhr ich durch<lb n="15"/> die Pforten meines neuen Jeruſalems. Denn lezteres hab’ ich <hi rendition="#g">wirk-<lb/> lich.</hi> Kein Stiefgenius beſchied mir zur Aufwartung die Hausfrau<lb/> ſelber, meine Stubenthürnachbarin, die für mich wie eine Mutter<lb/> ſorgt — die in meiner Abweſenheit eine zweite Thür in mein Zimmer<lb/> hat und alles herlich legt und aufträgt — für mich handelt — mich<lb n="20"/> um 6 Uhr zur warmen und erleuchteten Stube und Kaffeekanne auf-<lb/> klopft — und der ich ſtets 1 Laubtl. g[ebe] wovon ſie ohne Rechnung<lb/> auszahlt [bis] ſie einen neuen braucht — und der ich oft ein Glas Wein<lb/> verehre. Ich bin H[err und] Maire meiner ganzen Bruſt — der ſchönſte<lb/> Friede iſt darin beſchworen — und alle Grundſäze ſind auf den Beinen.<lb n="25"/> Warlich ich bin glüklich.</p><lb/> <p><note place="left"><ref target="1922_Bd3_126">[126]</ref></note>Wolt ich das Äuſſere rechnen: ſo könt ich die Liebe anführen, die<lb/> ich hier immer wärmer gewinne. Gleich auf den andern Tag lud mich<lb/> am erſten Amalie in der Retoude [!] zum Diner; auch die andere Her-<lb/> zogin, mit deren 2<hi rendition="#sup">ter</hi> Hofdame ich darin lange ſprach, pries wie dieſe<lb n="30"/> mich ſehr am Tiſch, wie mir <hi rendition="#aq">Herder</hi> ſagte. Es iſt eine fatale Einrich-<lb/> tung, daß es eitel ſcheint [und] ſogar iſt, wenn ich alles [hier an]führe<lb/> z. B. Wielands Wort, als ich mit Böttiger bei ihm war, daß ihm<lb/> zum Unglük gerade ſeine ſchönen Töchter geſtorben ſeien und daß die<lb/> eine, die zu zart fürs Leben geweſen wäre, ich hätte nehmen müſſen,<lb n="35"/> weil ich u. ſ. w. Sogar mit Bertuch und Kraus quick’ ich mich an und<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [112/0121]
Von beiliegenden Briefen bitt’ ich daß der weibliche in die weiblichen
Hände ſelber komme durch die Güte von Mad. Feind. —
Um den lezten Punkt unſers Kommerzientraktats gar abzuthun
— welches mündlich nicht ſo leicht war —, ſez ich blos noch dazu, daß
ich Sie um 3½ Louisd’or in Golde für den Drukbogen nach dem Ab- 5
druk bitte — und bei der 2ten Auflage die Hälfte — und das Drittel
bei der dritten. —
Alle meine Tage hier ſind Weihnachts-, Oſter- und Pfingſtfeſttage
und es fehlet mir nichts als — Zeit.
Leben Sie froh! Erneuern Sie mein Andenken bei Madame Feind, 10
eh ich es ſelber thue, und bei allen lieben Ihrigen!
Jean Paul Fr. Richter
149. An Chriſtian Otto.
Weimar d. 3 Nov. 98.
Lieber Otto! Geſtern vor [8] Tagen um 9 Uhr früh fuhr ich durch 15
die Pforten meines neuen Jeruſalems. Denn lezteres hab’ ich wirk-
lich. Kein Stiefgenius beſchied mir zur Aufwartung die Hausfrau
ſelber, meine Stubenthürnachbarin, die für mich wie eine Mutter
ſorgt — die in meiner Abweſenheit eine zweite Thür in mein Zimmer
hat und alles herlich legt und aufträgt — für mich handelt — mich 20
um 6 Uhr zur warmen und erleuchteten Stube und Kaffeekanne auf-
klopft — und der ich ſtets 1 Laubtl. g[ebe] wovon ſie ohne Rechnung
auszahlt [bis] ſie einen neuen braucht — und der ich oft ein Glas Wein
verehre. Ich bin H[err und] Maire meiner ganzen Bruſt — der ſchönſte
Friede iſt darin beſchworen — und alle Grundſäze ſind auf den Beinen. 25
Warlich ich bin glüklich.
Wolt ich das Äuſſere rechnen: ſo könt ich die Liebe anführen, die
ich hier immer wärmer gewinne. Gleich auf den andern Tag lud mich
am erſten Amalie in der Retoude [!] zum Diner; auch die andere Her-
zogin, mit deren 2ter Hofdame ich darin lange ſprach, pries wie dieſe 30
mich ſehr am Tiſch, wie mir Herder ſagte. Es iſt eine fatale Einrich-
tung, daß es eitel ſcheint [und] ſogar iſt, wenn ich alles [hier an]führe
z. B. Wielands Wort, als ich mit Böttiger bei ihm war, daß ihm
zum Unglük gerade ſeine ſchönen Töchter geſtorben ſeien und daß die
eine, die zu zart fürs Leben geweſen wäre, ich hätte nehmen müſſen, 35
weil ich u. ſ. w. Sogar mit Bertuch und Kraus quick’ ich mich an und
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(2016-11-22T15:05:42Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:05:42Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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