Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959.meiner Seele mitten [in] der komischen Arbeit der Entschlus, ihre Apropos! Der sphragistischen Zufälle wegen wil ich künftig folgendeNB. Arche bedeutet Göthe --5 Taube die Herzogin -- H. Geist die verwittibte Pegasus Herder Nachtigal sie Osterlam Herzog.10 Ach ich komme nie dazu -- als in Hof -- dir mein Herz aufzublättern. Ach hier wenn ich dich hätte, unter den Meinigen, vor Herder, in[142] d. 1 Dec. Heute send ichs auf die Post.*) Gegen den herlichen Abend *) erst den 2ten, weil Herder den Jakobi hatte.35
meiner Seele mitten [in] der komiſchen Arbeit der Entſchlus, ihre Apropos! Der ſphragiſtiſchen Zufälle wegen wil ich künftig folgendeNB. Arche bedeutet Göthe —5 Taube die Herzogin — H. Geiſt die verwittibte Pegaſus Herder Nachtigal ſie Oſterlam Herzog.10 Ach ich komme nie dazu — als in Hof — dir mein Herz aufzublättern. Ach hier wenn ich dich hätte, unter den Meinigen, vor Herder, in[142] d. 1 Dec. Heute ſend ichs auf die Poſt.*) Gegen den herlichen Abend *) erſt den 2ten, weil Herder den Jakobi hatte.35
<TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0137" n="127"/> meiner Seele mitten [in] der komiſchen Arbeit der Entſchlus, ihre<lb/> Hand anzunehmen, wie ein Sturm auf. —</p><lb/> <p>Apropos! Der ſphragiſtiſchen Zufälle wegen wil ich künftig folgende<note place="right"><hi rendition="#aq">NB.</hi></note><lb/> Chiffern brauchen:</p><lb/> <list> <item><hi rendition="#g">Arche</hi> bedeutet Göthe —<lb n="5"/> </item> <item><hi rendition="#g">Taube</hi> die Herzogin —</item><lb/> <item>H. <hi rendition="#g">Geiſt</hi> die verwittibte</item><lb/> <item><hi rendition="#g">Pegaſus</hi> Herder</item><lb/> <item><hi rendition="#g">Nachtigal</hi> ſie</item><lb/> <item><hi rendition="#g">Oſterlam</hi> Herzog.<lb n="10"/> </item> </list> <p>Ach ich komme nie dazu — als in <hi rendition="#aq">Hof</hi> — dir mein Herz aufzublättern.<lb/> Nur Einmal wenn ich dich in meinem Siz der Seeligen hätte! Du<lb/> könteſt wohl; aber du thuſts nicht aus zu groſſem Stolz und zu groſſer<lb/> Beſcheidenheit. — Drinnen bei euch hab’ ich dan des Guten auf einmal<lb/> zuviel; und hier wäre die bloſſe Friz ſchon etwas für meine Erinne-<lb n="15"/> rungen. Im künftigen Jahr komm ich im Frühling und im Herbſt. Es<lb/> iſt ein Kazen- oder doch Gemſenſprung.</p><lb/> <p>Ach hier wenn ich dich hätte, unter den Meinigen, vor <hi rendition="#aq">Herder,</hi> in<note place="right"><ref target="1922_Bd3_142">[142]</ref></note><lb/> meiner alten Stube und könte ſo zugleich ſtrömen und trinken. Dieſes<lb/> Blat wird deinen Geburtstag antreffen; aber dieſe drückende Kluft<lb n="20"/> zwiſchen dem Tage und dem Wunſch, und dan wieder zwiſchen der<lb/> Erinnerung und ihrer Ankunft! O wär er doch nur 1½ Monate<lb/> früher, ſo müſt ich ihn mit und <hi rendition="#g">neben</hi> dir feiern, mein theuerer<lb/> Chriſtian, es würde uns wohl alle beide zu tief erregen — ach was<lb/> thät’ es bei mir, wenn ich nur über die geſunde Unſchädlichkeit deines<lb n="25"/> zu hoch wogenden Herzens gewiſſer wäre. Nein, wir werden doch nicht<lb/> ganz glüklich, bis wir einander jede Woche ſehen können. Aus meinem<lb/> Kopfe iſt manches, aus meiner Bruſt gar nichts gewichen was der<lb/> Liebe und Freundſchaft gehört. O du Guter! feier’ ihn, deinen Neujahrs-<lb/> tag fröhlig, und nicht zu ſehr weinend, an dem Herzen unſerer Freundin.<lb n="30"/> — Jezt gut! Ich kan an dich und meine Mutter nie lange mit troknen<lb/> Augen denken. Schlaf wohl!</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p><hi rendition="#aq">d. 1 Dec.</hi> Heute ſend ichs auf die Poſt.<note place="foot" n="*)">erſt den 2ten, weil Herder den Jakobi hatte.<lb n="35"/> </note> Gegen den herlichen Abend<lb/> bei <hi rendition="#aq">Herder</hi> konte die Retoude nicht recht aufkommen. Ich fand aber<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [127/0137]
meiner Seele mitten [in] der komiſchen Arbeit der Entſchlus, ihre
Hand anzunehmen, wie ein Sturm auf. —
Apropos! Der ſphragiſtiſchen Zufälle wegen wil ich künftig folgende
Chiffern brauchen:
NB.
Arche bedeutet Göthe — 5
Taube die Herzogin —
H. Geiſt die verwittibte
Pegaſus Herder
Nachtigal ſie
Oſterlam Herzog. 10
Ach ich komme nie dazu — als in Hof — dir mein Herz aufzublättern.
Nur Einmal wenn ich dich in meinem Siz der Seeligen hätte! Du
könteſt wohl; aber du thuſts nicht aus zu groſſem Stolz und zu groſſer
Beſcheidenheit. — Drinnen bei euch hab’ ich dan des Guten auf einmal
zuviel; und hier wäre die bloſſe Friz ſchon etwas für meine Erinne- 15
rungen. Im künftigen Jahr komm ich im Frühling und im Herbſt. Es
iſt ein Kazen- oder doch Gemſenſprung.
Ach hier wenn ich dich hätte, unter den Meinigen, vor Herder, in
meiner alten Stube und könte ſo zugleich ſtrömen und trinken. Dieſes
Blat wird deinen Geburtstag antreffen; aber dieſe drückende Kluft 20
zwiſchen dem Tage und dem Wunſch, und dan wieder zwiſchen der
Erinnerung und ihrer Ankunft! O wär er doch nur 1½ Monate
früher, ſo müſt ich ihn mit und neben dir feiern, mein theuerer
Chriſtian, es würde uns wohl alle beide zu tief erregen — ach was
thät’ es bei mir, wenn ich nur über die geſunde Unſchädlichkeit deines 25
zu hoch wogenden Herzens gewiſſer wäre. Nein, wir werden doch nicht
ganz glüklich, bis wir einander jede Woche ſehen können. Aus meinem
Kopfe iſt manches, aus meiner Bruſt gar nichts gewichen was der
Liebe und Freundſchaft gehört. O du Guter! feier’ ihn, deinen Neujahrs-
tag fröhlig, und nicht zu ſehr weinend, an dem Herzen unſerer Freundin. 30
— Jezt gut! Ich kan an dich und meine Mutter nie lange mit troknen
Augen denken. Schlaf wohl!
[142]
d. 1 Dec. Heute ſend ichs auf die Poſt. *) Gegen den herlichen Abend
bei Herder konte die Retoude nicht recht aufkommen. Ich fand aber
*) erſt den 2ten, weil Herder den Jakobi hatte. 35
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(2016-11-22T15:05:42Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:05:42Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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