Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959.[13]14. An Karoline Herold. [Kopie][Leipzig, 25. Nov. 1797]-- daß Sie ein Herz mehr an Ihrem bekommen. -- Ach frage nur die, die 15. An Friedrich von Oertel in Belgershain. [Leipzig, 25. (?) Nov. 1797]10Auf deinen doppelt- (ästhetisch und moralisch) schönen Brief bring' R. Noch immer find ich hier alles klein, sogar die Fehler; und im Innern 16. An Christian Otto. Leipzig d. 28 Nov. 97.Lieber Otto! Dein Brief gab mir zwar stosweise kleine Schauer, Ich wil jezt jeden Einwand gegen mich in deinem Brief durchgehen30 [14]"R. schien mir angegriffen von Ruhm nicht ganz Er selbst geblieben [13]14. An Karoline Herold. [Kopie][Leipzig, 25. Nov. 1797]— daß Sie ein Herz mehr an Ihrem bekommen. — Ach frage nur die, die 15. An Friedrich von Oertel in Belgershain. [Leipzig, 25. (?) Nov. 1797]10Auf deinen doppelt- (äſthetiſch und moraliſch) ſchönen Brief bring’ R. Noch immer find ich hier alles klein, ſogar die Fehler; und im Innern 16. An Chriſtian Otto. Leipzig d. 28 Nov. 97.Lieber Otto! Dein Brief gab mir zwar ſtosweiſe kleine Schauer, Ich wil jezt jeden Einwand gegen mich in deinem Brief durchgehen30 [14]„R. ſchien mir angegriffen von Ruhm nicht ganz Er ſelbſt geblieben <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0017" n="12"/> <div type="letter" n="1"> <head><note place="left"><ref target="1922_Bd3_13">[13]</ref></note>14. An <hi rendition="#g">Karoline Herold.</hi></head><lb/> <note type="editorial">[Kopie]</note> <dateline> <hi rendition="#right">[Leipzig, 25. Nov. 1797]</hi> </dateline><lb/> <p>— daß Sie ein Herz mehr an Ihrem bekommen. — Ach frage nur die, die<lb/> keine Eltern mehr haben, wie gern man ihnen vergäbe und wie man<lb/> ſie liebte, wenn ſie nicht unter uns lägen. Ach alles giebt die Zukunft<lb n="5"/> zurük, aber nicht das elterliche Herz, das ſo ewig warm für uns geſorget<lb/> hat. Im Auge des verwaiſeten Kindes ſteht eine ewige Thräne und<lb/> die Erde troknet ſie nicht ab.</p> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>15. An <hi rendition="#g">Friedrich von Oertel in Belgershain.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right">[Leipzig, 25. (?) Nov. 1797]</hi> </dateline> <lb n="10"/> <p>Auf deinen doppelt- (äſthetiſch und moraliſch) ſchönen Brief bring’<lb/> ich dir am erſten hellen kalten Tage die mündliche Antwort. Dein<lb/> Bote kam früher als ich dachte. Hier iſt der Fund der Eile. — Ich<lb/> werde immer froher hier und doch bedarf ich Belgershain immer<lb/> mehr. — Ich komme nachmittags und gehe vormittags. — LebeT[!]<lb n="15"/> ſeelig! —</p> <closer> <salute> <hi rendition="#sameLine"> <hi rendition="#right">R.</hi> </hi> </salute> </closer><lb/> <postscript> <p>Noch immer find ich hier alles klein, ſogar die Fehler; und im Innern<lb/> ſo wenig Erhabenes als in der äuſſern Ebene, den artiſtiſchen Berg<lb/> über dem Stadtgraben ausgenommen. — Ach! ich habe den <hi rendition="#aq">Don<lb/> Juan</hi> gehört — und danke dir für deinen lobenden Klavierauszug<lb n="20"/> davon wie Mozart für die Partitur.</p> </postscript> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>16. An <hi rendition="#g">Chriſtian Otto.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Leipzig</hi> d. 28 Nov. 97.</hi> </dateline><lb/> <p>Lieber Otto! Dein Brief gab mir zwar ſtosweiſe kleine Schauer,<lb/> aber es iſt gut, daß du mir das ganze Gewebe deiner Irthümer zum<lb n="25"/> Zerreiſſen vorgelegt: mögeſt du dir künftig keine Fäden mehr weben,<lb/> die in dich einſchneiden. Wie haſt du mich misverſtanden, obwohl<lb/> immer aus Liebe! Mir thut nichts in deinem Briefe weh als dein<lb/> Schmerz.</p><lb/> <p>Ich wil jezt <hi rendition="#g">jeden</hi> Einwand gegen mich in deinem Brief durchgehen<lb n="30"/> zum Zugeben oder zum Widerlegen: dieſes Mittel giebt doch der an-<lb/> dringenden Fülle meines Innern einen geraden Weg.</p><lb/> <p><note place="left"><ref target="1922_Bd3_14">[14]</ref></note>„R. ſchien mir angegriffen von Ruhm nicht ganz Er ſelbſt geblieben<lb/> „zu ſein ꝛc.“ Ich dachte oft, manche werden das vorausſezen und es<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [12/0017]
14. An Karoline Herold.
[Leipzig, 25. Nov. 1797]
— daß Sie ein Herz mehr an Ihrem bekommen. — Ach frage nur die, die
keine Eltern mehr haben, wie gern man ihnen vergäbe und wie man
ſie liebte, wenn ſie nicht unter uns lägen. Ach alles giebt die Zukunft 5
zurük, aber nicht das elterliche Herz, das ſo ewig warm für uns geſorget
hat. Im Auge des verwaiſeten Kindes ſteht eine ewige Thräne und
die Erde troknet ſie nicht ab.
15. An Friedrich von Oertel in Belgershain.
[Leipzig, 25. (?) Nov. 1797] 10
Auf deinen doppelt- (äſthetiſch und moraliſch) ſchönen Brief bring’
ich dir am erſten hellen kalten Tage die mündliche Antwort. Dein
Bote kam früher als ich dachte. Hier iſt der Fund der Eile. — Ich
werde immer froher hier und doch bedarf ich Belgershain immer
mehr. — Ich komme nachmittags und gehe vormittags. — LebeT[!] 15
ſeelig! —
R.
Noch immer find ich hier alles klein, ſogar die Fehler; und im Innern
ſo wenig Erhabenes als in der äuſſern Ebene, den artiſtiſchen Berg
über dem Stadtgraben ausgenommen. — Ach! ich habe den Don
Juan gehört — und danke dir für deinen lobenden Klavierauszug 20
davon wie Mozart für die Partitur.
16. An Chriſtian Otto.
Leipzig d. 28 Nov. 97.
Lieber Otto! Dein Brief gab mir zwar ſtosweiſe kleine Schauer,
aber es iſt gut, daß du mir das ganze Gewebe deiner Irthümer zum 25
Zerreiſſen vorgelegt: mögeſt du dir künftig keine Fäden mehr weben,
die in dich einſchneiden. Wie haſt du mich misverſtanden, obwohl
immer aus Liebe! Mir thut nichts in deinem Briefe weh als dein
Schmerz.
Ich wil jezt jeden Einwand gegen mich in deinem Brief durchgehen 30
zum Zugeben oder zum Widerlegen: dieſes Mittel giebt doch der an-
dringenden Fülle meines Innern einen geraden Weg.
„R. ſchien mir angegriffen von Ruhm nicht ganz Er ſelbſt geblieben
„zu ſein ꝛc.“ Ich dachte oft, manche werden das vorausſezen und es
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(2016-11-22T15:05:42Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:05:42Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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