Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959.Gewalt; und man braucht oft nur die Trauer-Idee nicht träumerisch Nehmen Sie, liebe Seelen, diese eiligen Worte so auf wie sie5 Ihre Antwort und Ihre nähere Kentnis wird meinem Herzen Leben Sie wohl -- was Sie leicht können, da Sie sich lieben. Wie,10 Jean Paul Fr. Richter [Adr.] An den Bewusten abzugeben. 258. An Amöne Herold in Kalbsrieth. W[eimar] d. 10. Mai 99.Sie, liebe Amöne, sind so wenig in die Sache gemischt, daß ich Sie Ihre Briefe bekam ich. Für Sie sind keine da. -- Ich werd' alles25 Auch ich genos den Frühling, weil ich nicht in Weimar sondern R. [210]259. An Knebel in Ilmenau.30 Weimar d. 11. Mai 1799.Blos um den gehässigen Spielen des Zufals vorzubauen, schreib ich Gewalt; und man braucht oft nur die Trauer-Idee nicht träumeriſch Nehmen Sie, liebe Seelen, dieſe eiligen Worte ſo auf wie ſie5 Ihre Antwort und Ihre nähere Kentnis wird meinem Herzen Leben Sie wohl — was Sie leicht können, da Sie ſich lieben. Wie,10 Jean Paul Fr. Richter [Adr.] An den Bewuſten abzugeben. 258. An Amöne Herold in Kalbsrieth. W[eimar] d. 10. Mai 99.Sie, liebe Amöne, ſind ſo wenig in die Sache gemiſcht, daß ich Sie Ihre Briefe bekam ich. Für Sie ſind keine da. — Ich werd’ alles25 Auch ich genos den Frühling, weil ich nicht in Weimar ſondern R. [210]259. An Knebel in Ilmenau.30 Weimar d. 11. Mai 1799.Blos um den gehäſſigen Spielen des Zufals vorzubauen, ſchreib ich <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0205" n="190"/> Gewalt; und man braucht oft nur die Trauer-Idee nicht träumeriſch<lb/> zu verfolgen, nicht zu dekorieren. Wer ſich tröſten <hi rendition="#g">wil:</hi> er wird bald<lb/> getröſtet; aber wir ſagen oft, wir <hi rendition="#g">können</hi> nicht, da wir nur nicht<lb/><hi rendition="#g">wollen.</hi></p><lb/> <p>Nehmen Sie, liebe Seelen, dieſe eiligen Worte ſo auf wie ſie<lb n="5"/> gegeben werden; aber verhehlen Sie ſie auch andern.</p><lb/> <p>Ihre Antwort und Ihre nähere Kentnis wird meinem Herzen<lb/> wilkommen ſein; aber geben Sie mein Schweigen darauf blos der<lb/> Menge meiner Arbeiten und Briefe ſchuld.</p><lb/> <p>Leben Sie wohl — was Sie leicht können, da Sie ſich lieben. Wie,<lb n="10"/> der Himmel beſchied Ihnen ein ſo ſeltenes Glük und Sie klagen ſo<lb/> bitter über die Unterbrechung eines andern, deſſen Wiederholung in<lb/> ſeinem Vermögen iſt? —</p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#right">Jean Paul Fr. Richter</hi> </salute><lb/> <address> <addrLine>[Adr.] An den Bewuſten abzugeben.</addrLine> </address> </closer> <lb n="15"/> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>258. An <hi rendition="#g">Amöne Herold in Kalbsrieth.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">W[eimar]</hi> d. 10. Mai 99.</hi> </dateline><lb/> <p>Sie, liebe Amöne, ſind ſo wenig in die Sache gemiſcht, daß ich Sie<lb/> gerade im Briefe an Ch[arlotte] ausgenommen habe. — Wo ich ſtehe,<lb/> ſteh’ ich. Mein ewiges Unglük iſt die Vielſeitigkeit meiner Natur,<lb n="20"/> wodurch ich mich an jeden und er ſich an mich kettet; indes ich unter<lb/> den ſchärfſten Unähnlichkeiten leide. Ich wil mich bei keiner Freundin<lb/> mehr, wo dieſe ſind, ſo herzlich und ganz hingeben als wären keine<lb/> da. — Übrigens ſchrieb ich ihr lindernd.</p><lb/> <p>Ihre Briefe bekam ich. Für Sie ſind keine da. — Ich werd’ alles<lb n="25"/> beſorgen. —</p><lb/> <p>Auch ich genos den Frühling, weil ich nicht in Weimar ſondern<lb/> einſam in meinem <hi rendition="#aq">Titan</hi> und bei <hi rendition="#aq">Herder</hi> lebte. Leben Sie wohl!</p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#right">R.</hi> </salute> </closer> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head><note place="left"><ref target="1922_Bd3_210">[210]</ref></note>259. An <hi rendition="#g">Knebel in Ilmenau.</hi><lb n="30"/></head> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Weimar</hi> d. 11. Mai 1799.</hi> </dateline><lb/> <p>Blos um den gehäſſigen Spielen des Zufals vorzubauen, ſchreib ich<lb/> Ihnen, lieber guter Unſichtbarer, daß ich heute über 8 Tage, alſo<lb/> den 18 Mai abends in Ihrer Stube ſtehen werde. Am Morgen darauf<lb/> eil’ ich nach <hi rendition="#aq">Hildburghausen;</hi> und bald wieder zurük; und dan hoff<lb n="35"/> </p> </div> </body> </text> </TEI> [190/0205]
Gewalt; und man braucht oft nur die Trauer-Idee nicht träumeriſch
zu verfolgen, nicht zu dekorieren. Wer ſich tröſten wil: er wird bald
getröſtet; aber wir ſagen oft, wir können nicht, da wir nur nicht
wollen.
Nehmen Sie, liebe Seelen, dieſe eiligen Worte ſo auf wie ſie 5
gegeben werden; aber verhehlen Sie ſie auch andern.
Ihre Antwort und Ihre nähere Kentnis wird meinem Herzen
wilkommen ſein; aber geben Sie mein Schweigen darauf blos der
Menge meiner Arbeiten und Briefe ſchuld.
Leben Sie wohl — was Sie leicht können, da Sie ſich lieben. Wie, 10
der Himmel beſchied Ihnen ein ſo ſeltenes Glük und Sie klagen ſo
bitter über die Unterbrechung eines andern, deſſen Wiederholung in
ſeinem Vermögen iſt? —
Jean Paul Fr. Richter
[Adr.] An den Bewuſten abzugeben. 15
258. An Amöne Herold in Kalbsrieth.
W[eimar] d. 10. Mai 99.
Sie, liebe Amöne, ſind ſo wenig in die Sache gemiſcht, daß ich Sie
gerade im Briefe an Ch[arlotte] ausgenommen habe. — Wo ich ſtehe,
ſteh’ ich. Mein ewiges Unglük iſt die Vielſeitigkeit meiner Natur, 20
wodurch ich mich an jeden und er ſich an mich kettet; indes ich unter
den ſchärfſten Unähnlichkeiten leide. Ich wil mich bei keiner Freundin
mehr, wo dieſe ſind, ſo herzlich und ganz hingeben als wären keine
da. — Übrigens ſchrieb ich ihr lindernd.
Ihre Briefe bekam ich. Für Sie ſind keine da. — Ich werd’ alles 25
beſorgen. —
Auch ich genos den Frühling, weil ich nicht in Weimar ſondern
einſam in meinem Titan und bei Herder lebte. Leben Sie wohl!
R.
259. An Knebel in Ilmenau. 30
Weimar d. 11. Mai 1799.
Blos um den gehäſſigen Spielen des Zufals vorzubauen, ſchreib ich
Ihnen, lieber guter Unſichtbarer, daß ich heute über 8 Tage, alſo
den 18 Mai abends in Ihrer Stube ſtehen werde. Am Morgen darauf
eil’ ich nach Hildburghausen; und bald wieder zurük; und dan hoff 35
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(2016-11-22T15:05:42Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:05:42Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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