Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959.
ich -- zumal im Sommer, den ich immer verreise -- kan weniger Der Algütige sei es auch gegen dich, und heile deinen Körper Lebe wohl, wohl, vertrauende Seele! Du irrest dich nicht an5 Leiden sind schöner die das zweite Leben endigt und die es10 Lebe wohl, Josephine. Jean Paul 276. An Charlotte von Sydow. [Kopie][Weimar, 10. Juni 1799]15Charlotte! Votre lettre quelque mince qu'elle soit en est *277. An Christian Felix Weiße in Leipzig. Weimar d. 10 Jun. 99 [Montag].Wenn Sie, Verehrtester, mein Schweigen vergeben haben, so ver- Ernstlicher! Meine Freundin, die Frau unsers Herders, weis für
ich — zumal im Sommer, den ich immer verreise — kan weniger Der Algütige sei es auch gegen dich, und heile deinen Körper Lebe wohl, wohl, vertrauende Seele! Du irrest dich nicht an5 Leiden sind schöner die das zweite Leben endigt und die es10 Lebe wohl, Josephine. Jean Paul 276. An Charlotte von Sydow. [Kopie][Weimar, 10. Juni 1799]15Charlotte! Votre lettre quelque mince qu’elle soit en est *277. An Chriſtian Felix Weiße in Leipzig. Weimar d. 10 Jun. 99 [Montag].Wenn Sie, Verehrteſter, mein Schweigen vergeben haben, ſo ver- Ernſtlicher! Meine Freundin, die Frau unſers Herders, weis für <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <div n="2"> <p> <hi rendition="#aq"><pb facs="#f0217" n="202"/> ich — zumal im Sommer, den ich immer verreise — kan weniger<lb/> oft als viel schreiben.</hi> </p><lb/> <p> <hi rendition="#aq">Der Algütige sei es auch gegen dich, und heile deinen Körper<lb/> und, wenn er kan, auch dein schönes Herz.</hi> </p><lb/> <p> <hi rendition="#aq">Lebe wohl, wohl, vertrauende Seele! Du irrest dich nicht an<lb n="5"/> mir. Deine aufknospende Tochter zeige dir deine Jugend, dein</hi><lb/> <note place="left"> <ref target="1922_Bd3_222">[222]</ref> </note> <hi rendition="#aq">Herz und dein Verdienst! — Fodere von der Erde nur <hi rendition="#g">Stille,</hi><lb/> keine Melodie, und die Sphärenmusik mache dir dan dein eigenes<lb/> Herz. Und sage dir immer:</hi> </p><lb/> <p> <hi rendition="#aq">Leiden sind schöner die das zweite Leben endigt und die es<lb n="10"/> fodern und verdienen, als Freuden, die ihm widersprechen und<lb/> entsagen, und die es endigt.</hi> </p><lb/> <p> <hi rendition="#aq">Lebe wohl, Josephine.</hi> </p> <closer> <salute> <hi rendition="#sameLine"> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#right">Jean Paul</hi> </hi> </hi> </salute> </closer> </div> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>276. An <hi rendition="#g">Charlotte von Sydow.</hi></head><lb/> <note type="editorial">[Kopie]</note> <dateline> <hi rendition="#right">[Weimar, 10. Juni 1799]</hi> </dateline> <lb n="15"/> <p> <hi rendition="#aq">Charlotte! Votre lettre quelque mince qu’elle soit en est<lb/> pourtant une. Il y a peu de meres et de filles, vous en aves l’une,<lb/> soyes l’autre. Comme il est doux, de respecter et d’imiter la vertu<lb/> quand elle emprunte la forme qu’on doit aimer le plus, celle d’une<lb/> mere!</hi> <lb n="20"/> </p> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>*277. An <hi rendition="#g">Chriſtian Felix Weiße in Leipzig.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Weimar</hi> d. 10 Jun. 99 [Montag].</hi> </dateline><lb/> <p>Wenn Sie, Verehrteſter, mein Schweigen vergeben haben, ſo ver-<lb/> zeihen Sie auch mein Schreiben. Denn ich wil leider etwas damit von<lb/> Ihnen haben — nämlich eine Bouteille Wein.<lb n="25"/> </p> <p>Ernſtlicher! Meine Freundin, die Frau unſers Herders, weis für<lb/> ihre Nerven keine[n] offizinellern Wein als den Zyper-Wein. Ich habe<lb/> vergeblich darum — weil hier keiner iſt — nach Hof an einen Griechen<lb/> geſchrieben. Da Sie nun über den Wein-Zehend und Zol aufſehen,<lb/> ſo haben Sie vielleicht Gelegenheit meine Bitte zu erfüllen, daß Sie<lb n="30"/> irgend jemand veranlaſſen, mir einſtweilen unfrankiert auf der Poſt<lb/> 1 Bouteille, was ſie auch koſte, eilig zuzuſenden. Vergeben Sie dieſe<lb/> geringfügige Bitte meiner Liebe gegen ein Haus, das ja auch die<lb/> Ihrige hat.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [202/0217]
ich — zumal im Sommer, den ich immer verreise — kan weniger
oft als viel schreiben.
Der Algütige sei es auch gegen dich, und heile deinen Körper
und, wenn er kan, auch dein schönes Herz.
Lebe wohl, wohl, vertrauende Seele! Du irrest dich nicht an 5
mir. Deine aufknospende Tochter zeige dir deine Jugend, dein
Herz und dein Verdienst! — Fodere von der Erde nur Stille,
keine Melodie, und die Sphärenmusik mache dir dan dein eigenes
Herz. Und sage dir immer:
[222]
Leiden sind schöner die das zweite Leben endigt und die es 10
fodern und verdienen, als Freuden, die ihm widersprechen und
entsagen, und die es endigt.
Lebe wohl, Josephine.
Jean Paul
276. An Charlotte von Sydow.
[Weimar, 10. Juni 1799] 15
Charlotte! Votre lettre quelque mince qu’elle soit en est
pourtant une. Il y a peu de meres et de filles, vous en aves l’une,
soyes l’autre. Comme il est doux, de respecter et d’imiter la vertu
quand elle emprunte la forme qu’on doit aimer le plus, celle d’une
mere! 20
*277. An Chriſtian Felix Weiße in Leipzig.
Weimar d. 10 Jun. 99 [Montag].
Wenn Sie, Verehrteſter, mein Schweigen vergeben haben, ſo ver-
zeihen Sie auch mein Schreiben. Denn ich wil leider etwas damit von
Ihnen haben — nämlich eine Bouteille Wein. 25
Ernſtlicher! Meine Freundin, die Frau unſers Herders, weis für
ihre Nerven keine[n] offizinellern Wein als den Zyper-Wein. Ich habe
vergeblich darum — weil hier keiner iſt — nach Hof an einen Griechen
geſchrieben. Da Sie nun über den Wein-Zehend und Zol aufſehen,
ſo haben Sie vielleicht Gelegenheit meine Bitte zu erfüllen, daß Sie 30
irgend jemand veranlaſſen, mir einſtweilen unfrankiert auf der Poſt
1 Bouteille, was ſie auch koſte, eilig zuzuſenden. Vergeben Sie dieſe
geringfügige Bitte meiner Liebe gegen ein Haus, das ja auch die
Ihrige hat.
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(2016-11-22T15:05:42Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:05:42Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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