Sie sollen, lieber Thieriot, heute mit mir und Buri bei Herder sein, wird mir geschrieben, weil morgen nichts ist -- als der Kreuzi- gungstag. Kommen Sie daher punkt 71/2 Uhr zu mir.5
R.
440. An Matzdorff.
[Kopie][Weimar, 13. April 1800]
dessus de porte (Titelblat).
441. An Emilie von Berlepsch in Edinburg.10
[Kopie][Weimar, 13. April 1800]
Als Stoiker -- auch der eingebildete mus etwas von dem wahren haben, sonst wählte er diese Rolle nicht. Wie uns der Trieb zu handeln in der Jugend quäält, weis selten ein Weib. -- Sie werden, wenn Ihr[346] Schiksal sanfter wird, sich -- und den andern [?] in 1 Empfindung15 suchen und finden. -- Mögest du, Algegenwärtiger, neben dessen Auge alle ihre Thränen fallen, einmal diese tausendfach zerrissene Brust genesen lassen. Und lasse sie an dich denken, wenn sie jeden Trost vergisset.
442. An Elisa Feind in Leipzig.20
Weimar d. 7. Apr. 1800.
Liebe Freundin! Ich lasse Sie in diesen holden Tagen im Hause nur schlafen, aber nicht wachen; den ganzen Tag sind Sie -- nach meiner Phantasie -- auf dem Wege zu einem Lustörtgen. Niemand ist seltener in Leipzig als ein Leipziger. -- Gegen das Ende des Maies,25 der noch schöner sein wird als der März, bin ich entschieden in Leipzig, um nach Berlin zu gehen. Ich freue mich auf die erste Stunde auf Ihrem Kanapee.
Dieser Brief sol Sie um eine Aukzion bitten. Ernsthaft: ich ersuche Sie, das Fas vol Betten öfnen zu lassen und die Federn -- denn der30 Rest taugt [nur] noch zu Zunder, weil ich die bessern Betten meinen Brüdern überlassen -- zu verkaufen an sich und an andere. Ich scheue das Porto; und Betten brauch' ich nicht, da ich sie jezt von besserer
439. An Thieriot.
[Weimar, 10. April 1800. Gründonnerstag]
Sie ſollen, lieber Thieriot, heute mit mir und Buri bei Herder ſein, wird mir geſchrieben, weil morgen nichts iſt — als der Kreuzi- gungstag. Kommen Sie daher punkt 7½ Uhr zu mir.5
R.
440. An Matzdorff.
[Kopie][Weimar, 13. April 1800]
dessus de porte (Titelblat).
441. An Emilie von Berlepſch in Edinburg.10
[Kopie][Weimar, 13. April 1800]
Als Stoiker — auch der eingebildete mus etwas von dem wahren haben, ſonſt wählte er dieſe Rolle nicht. Wie uns der Trieb zu handeln in der Jugend quäält, weis ſelten ein Weib. — Sie werden, wenn Ihr[346] Schikſal ſanfter wird, ſich — und den andern [?] in 1 Empfindung15 ſuchen und finden. — Mögeſt du, Algegenwärtiger, neben deſſen Auge alle ihre Thränen fallen, einmal dieſe tauſendfach zerriſſene Bruſt geneſen laſſen. Und laſſe ſie an dich denken, wenn ſie jeden Troſt vergiſſet.
442. An Eliſa Feind in Leipzig.20
Weimar d. 7. Apr. 1800.
Liebe Freundin! Ich laſſe Sie in dieſen holden Tagen im Hauſe nur ſchlafen, aber nicht wachen; den ganzen Tag ſind Sie — nach meiner Phantaſie — auf dem Wege zu einem Luſtörtgen. Niemand iſt ſeltener in Leipzig als ein Leipziger. — Gegen das Ende des Maies,25 der noch ſchöner ſein wird als der März, bin ich entſchieden in Leipzig, um nach Berlin zu gehen. Ich freue mich auf die erſte Stunde auf Ihrem Kanapee.
Dieſer Brief ſol Sie um eine Aukzion bitten. Ernſthaft: ich erſuche Sie, das Fas vol Betten öfnen zu laſſen und die Federn — denn der30 Reſt taugt [nur] noch zu Zunder, weil ich die beſſern Betten meinen Brüdern überlaſſen — zu verkaufen an ſich und an andere. Ich ſcheue das Porto; und Betten brauch’ ich nicht, da ich ſie jezt von beſſerer
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Sie ſollen, lieber Thieriot, heute mit mir und Buri bei Herder
ſein, wird mir geſchrieben, weil morgen nichts iſt — als der Kreuzi-
gungstag. Kommen Sie daher punkt 7½ Uhr zu mir. 5
R.
440. An Matzdorff.
[Weimar, 13. April 1800]
dessus de porte (Titelblat).
441. An Emilie von Berlepſch in Edinburg. 10
[Weimar, 13. April 1800]
Als Stoiker — auch der eingebildete mus etwas von dem wahren
haben, ſonſt wählte er dieſe Rolle nicht. Wie uns der Trieb zu handeln
in der Jugend quäält, weis ſelten ein Weib. — Sie werden, wenn Ihr
Schikſal ſanfter wird, ſich — und den andern [?] in 1 Empfindung 15
ſuchen und finden. — Mögeſt du, Algegenwärtiger, neben deſſen
Auge alle ihre Thränen fallen, einmal dieſe tauſendfach zerriſſene
Bruſt geneſen laſſen. Und laſſe ſie an dich denken, wenn ſie jeden Troſt
vergiſſet.
[346]
442. An Eliſa Feind in Leipzig. 20
Weimar d. 7. Apr. 1800.
Liebe Freundin! Ich laſſe Sie in dieſen holden Tagen im Hauſe
nur ſchlafen, aber nicht wachen; den ganzen Tag ſind Sie — nach
meiner Phantaſie — auf dem Wege zu einem Luſtörtgen. Niemand iſt
ſeltener in Leipzig als ein Leipziger. — Gegen das Ende des Maies, 25
der noch ſchöner ſein wird als der März, bin ich entſchieden in Leipzig,
um nach Berlin zu gehen. Ich freue mich auf die erſte Stunde auf
Ihrem Kanapee.
Dieſer Brief ſol Sie um eine Aukzion bitten. Ernſthaft: ich erſuche
Sie, das Fas vol Betten öfnen zu laſſen und die Federn — denn der 30
Reſt taugt [nur] noch zu Zunder, weil ich die beſſern Betten meinen
Brüdern überlaſſen — zu verkaufen an ſich und an andere. Ich ſcheue
das Porto; und Betten brauch’ ich nicht, da ich ſie jezt von beſſerer
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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:05:42Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:05:42Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959, S. 319. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe03_1959/339>, abgerufen am 26.06.2024.
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