ich der C. auf ihren lezten aus Hildburghausen wieder das stillere lezte Nein. *) -- Das Schiksal hat mich in meinen Herznerven gemis-[375] handelt -- es schenkt mir alles über und um das Herz, aber das Innerste zerschneidet es.
2. Aberglaube ists nach meiner längsten Erfahrung; jedes Unglük5 und Glük komt nur 2mal, nicht 3mal. -- Deine herliche Friederike hat die Kraft, die ihrige zu brauchen; darauf bau' ich -- Unendlich schmacht ich nach meinem Geburtswinkel. -- Hier und in Berlin waren immer glänzende Aethertage, und ich gieng euern holden Szenen immer mit so gerührten Wünschen unter dem hellesten Himmel10 nach. -- O Guter, ich komme jezt auf deinen "Ehrentag", an den ich oft dacht[e] an demselben. In welchem Grade mein Herz bis zum Kummer an deinem wohnt, kanst du kaum wissen; wir können uns nie verlieren. Und darum war mir dein Tag, bis zum Wetter sogar, so wichtig in mein Innerstes hinein. Dazu gehört auch deine edle Freundin15 Amoene.
d. 7. July.
Ich schmiere im eiligen Feuer zu sehr. -- Deine Frage über Amöne ist leicht gelöset. Meine Achtung gegen sie woget nicht wie meine Liebe es that; leztere wird durch ihre gegen mich bestimt. Nun20 brauch' ich diese weniger, ich geb' ihr mein ganzes Herz, sobald sie deines beglükt. Jezt erst kan ihres alle Früchte tragen und falsche Blätter abwerfen.
-- Ich sende dir C. Briefe mit der Bitte um die schnelleste Rükkehr, weil vielleicht eine nach Hildburghausen noch dazu komt. Blos im Ver-25 trauen auf deine Defensionen -- da ich dir die brieflichen meinigen **) bei C., nicht beilegen kan -- geb ich dir ihre Klagen gegen mich. -- Mein Geist flattert wieder poetisch in weiten ätherischen Räumen, blikt aber doch neben der Wolke auf ein festes Steinrizen-Nest herab, um im Schneegestöber des Lebens darein zu kriechen.30
3. Sehr gut und wahr; und das bestrit ich nie. Der Teufel hole die Sinnen, und bringe mir Engel.
4. alle Nummern zugegeben.
*) Er liegt bei; ich habe das Nein fortgeschikt.
**) Senden wir uns gegenseitig die Briefe zurük, so bekomst du meine 3 Recht- fertigungen.
ich der C. auf ihren lezten aus Hildburghausen wieder das ſtillere lezte Nein. *) — Das Schikſal hat mich in meinen Herznerven gemis-[375] handelt — es ſchenkt mir alles über und um das Herz, aber das Innerſte zerſchneidet es.
2. Aberglaube iſts nach meiner längſten Erfahrung; jedes Unglük5 und Glük komt nur 2mal, nicht 3mal. — Deine herliche Friederike hat die Kraft, die ihrige zu brauchen; darauf bau’ ich — Unendlich ſchmacht ich nach meinem Geburtswinkel. — Hier und in Berlin waren immer glänzende Aethertage, und ich gieng euern holden Szenen immer mit ſo gerührten Wünſchen unter dem helleſten Himmel10 nach. — O Guter, ich komme jezt auf deinen „Ehrentag“, an den ich oft dacht[e] an demſelben. In welchem Grade mein Herz bis zum Kummer an deinem wohnt, kanſt du kaum wiſſen; wir können uns nie verlieren. Und darum war mir dein Tag, bis zum Wetter ſogar, ſo wichtig in mein Innerſtes hinein. Dazu gehört auch deine edle Freundin15 Amoene.
d. 7. July.
Ich ſchmiere im eiligen Feuer zu ſehr. — Deine Frage über Amöne iſt leicht gelöſet. Meine Achtung gegen ſie woget nicht wie meine Liebe es that; leztere wird durch ihre gegen mich beſtimt. Nun20 brauch’ ich dieſe weniger, ich geb’ ihr mein ganzes Herz, ſobald ſie deines beglükt. Jezt erſt kan ihres alle Früchte tragen und falſche Blätter abwerfen.
— Ich ſende dir C. Briefe mit der Bitte um die ſchnelleſte Rükkehr, weil vielleicht eine nach Hildburghausen noch dazu komt. Blos im Ver-25 trauen auf deine Defenſionen — da ich dir die brieflichen meinigen **) bei C., nicht beilegen kan — geb ich dir ihre Klagen gegen mich. — Mein Geiſt flattert wieder poetiſch in weiten ätheriſchen Räumen, blikt aber doch neben der Wolke auf ein feſtes Steinrizen-Neſt herab, um im Schneegeſtöber des Lebens darein zu kriechen.30
3. Sehr gut und wahr; und das beſtrit ich nie. Der Teufel hole die Sinnen, und bringe mir Engel.
4. alle Nummern zugegeben.
*) Er liegt bei; ich habe das Nein fortgeſchikt.
**) Senden wir uns gegenſeitig die Briefe zurük, ſo bekomſt du meine 3 Recht- fertigungen.
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handelt — es ſchenkt mir alles über und um das Herz, aber das Innerſte
zerſchneidet es.
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2. Aberglaube iſts nach meiner längſten Erfahrung; jedes Unglük 5
und Glük komt nur 2mal, nicht 3mal. — Deine herliche Friederike
hat die Kraft, die ihrige zu brauchen; darauf bau’ ich — Unendlich
ſchmacht ich nach meinem Geburtswinkel. — Hier und in Berlin
waren immer glänzende Aethertage, und ich gieng euern holden
Szenen immer mit ſo gerührten Wünſchen unter dem helleſten Himmel 10
nach. — O Guter, ich komme jezt auf deinen „Ehrentag“, an den ich
oft dacht[e] an demſelben. In welchem Grade mein Herz bis zum
Kummer an deinem wohnt, kanſt du kaum wiſſen; wir können uns nie
verlieren. Und darum war mir dein Tag, bis zum Wetter ſogar, ſo
wichtig in mein Innerſtes hinein. Dazu gehört auch deine edle Freundin 15
Amoene.
d. 7. July.
Ich ſchmiere im eiligen Feuer zu ſehr. — Deine Frage über Amöne
iſt leicht gelöſet. Meine Achtung gegen ſie woget nicht wie meine
Liebe es that; leztere wird durch ihre gegen mich beſtimt. Nun 20
brauch’ ich dieſe weniger, ich geb’ ihr mein ganzes Herz, ſobald ſie
deines beglükt. Jezt erſt kan ihres alle Früchte tragen und falſche
Blätter abwerfen.
— Ich ſende dir C. Briefe mit der Bitte um die ſchnelleſte Rükkehr,
weil vielleicht eine nach Hildburghausen noch dazu komt. Blos im Ver- 25
trauen auf deine Defenſionen — da ich dir die brieflichen meinigen **)
bei C., nicht beilegen kan — geb ich dir ihre Klagen gegen mich. —
Mein Geiſt flattert wieder poetiſch in weiten ätheriſchen Räumen,
blikt aber doch neben der Wolke auf ein feſtes Steinrizen-Neſt herab,
um im Schneegeſtöber des Lebens darein zu kriechen. 30
3. Sehr gut und wahr; und das beſtrit ich nie. Der Teufel hole die
Sinnen, und bringe mir Engel.
4. alle Nummern zugegeben.
*) Er liegt bei; ich habe das Nein fortgeſchikt.
**) Senden wir uns gegenſeitig die Briefe zurük, ſo bekomſt du meine 3 Recht-
fertigungen.
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:05:42Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:05:42Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959, S. 349. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe03_1959/369>, abgerufen am 16.06.2024.
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