Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959.38. An Hans von Ahlefeldt in Berlin. Leipzig d. 2. Jenn. 98.Ich schreibe an dich, mein Theuerer meinen ersten Brief dieses Jahrs. Mein Leben ist fast jezt so eben wie die Gegend: es hat weder die Dieser kleine Brief ist nur das Couvert eines grössern, nämlich des Ich erhielt dein Briefgen von M[ahlma]n: Er ist nicht -- [35]Nur mein Zeit-Falliment bedekt die Sonderbarkeit des Auftrags,15 Wahrscheinlich komm' ich in der Leidenswoche -- und für mich Lebe froher, mein verehrter Geliebter, als deine Briefe sagen und Richter. [Adr.] Sr. Hochwolgeboren dem H. Justiezassessor Freiherrn von25 Ahlefeldt Berlin d. F. An der Königsbrücke im Dietrichschen Hause abzugeben. 39. An Amöne Herold. L[eipzig] d. 5. Jenn. 98 [Freitag].Meine Amöne! Gerade bei meiner Zurükkehr vom sanften Eden-30 38. An Hans von Ahlefeldt in Berlin. Leipzig d. 2. Jenn. 98.Ich ſchreibe an dich, mein Theuerer meinen erſten Brief dieſes Jahrs. Mein Leben iſt faſt jezt ſo eben wie die Gegend: es hat weder die Dieſer kleine Brief iſt nur das Couvert eines gröſſern, nämlich des Ich erhielt dein Briefgen von M[ahlma]n: Er iſt nicht — [35]Nur mein Zeit-Falliment bedekt die Sonderbarkeit des Auftrags,15 Wahrſcheinlich komm’ ich in der Leidenswoche — und für mich Lebe froher, mein verehrter Geliebter, als deine Briefe ſagen und Richter. [Adr.] Sr. Hochwolgeboren dem H. Juſtiezaſſeſſor Freiherrn von25 Ahlefeldt Berlin d. F. An der Königsbrücke im Dietrichſchen Hauſe abzugeben. 39. An Amöne Herold. L[eipzig] d. 5. Jenn. 98 [Freitag].Meine Amöne! Gerade bei meiner Zurükkehr vom ſanften Eden-30 <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0038" n="32"/> <div type="letter" n="1"> <head>38. An <hi rendition="#g">Hans von Ahlefeldt in Berlin.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Leipzig</hi> d. 2. Jenn. 98.</hi> </dateline><lb/> <p>Ich ſchreibe an dich, mein Theuerer meinen erſten Brief dieſes Jahrs.<lb/> Ich möchte ſtat dir zu wünſchen, dich lieber umarmen und dan würd’<lb/> ich doch auch jenes thun.<lb n="5"/> </p> <p>Mein Leben iſt faſt jezt ſo eben wie die Gegend: es hat weder die<lb/> Ermüdung noch die Perſpektive der Gebirge.</p><lb/> <p>Dieſer kleine Brief iſt nur das Couvert eines gröſſern, nämlich des<lb/> Überbringers, den ich dir als meinen Freund ſchicke und der deiner<lb/> werden kan. Er verbindet mit der freien Mänlichkeit der Berliner<lb n="10"/> poetiſche Weichheit und hat eben ſo viele Kentniſſe als Erfahrungen.<lb/> Er mag dir viel von mir ſagen: mir ſol er viel von dir ſagen.</p><lb/> <p>Ich erhielt dein Briefgen von M[ahlma]n: Er iſt nicht —<lb/> Du.</p><lb/> <p><note place="left"><ref target="1922_Bd3_35">[35]</ref></note>Nur mein Zeit-Falliment bedekt die Sonderbarkeit des Auftrags,<lb n="15"/> daß du der lieblichen Doppelt-Geliebten unſrer zweifachen Freund-<lb/> ſchaft, der Nachtigallen-Nachbarin Minona in Bayreuth mein<lb/> wärmſtes Andenken zuſicherſt. —</p><lb/> <p>Wahrſcheinlich komm’ ich in der Leidenswoche — und für mich<lb/> in der Freudenwoche — nach Berlin und höre Graun und ſehe<lb n="20"/> dich.</p><lb/> <p>Lebe froher, mein verehrter Geliebter, als deine Briefe ſagen und<lb/> jeder liebe dich ſo innig und ſo lange als dein</p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#right">Richter.</hi> </salute><lb/> <address> <addrLine>[Adr.] Sr. Hochwolgeboren dem H. Juſtiezaſſeſſor Freiherrn von<lb n="25"/> <hi rendition="#aq">Ahlefeldt Berlin</hi> d. F. An der Königsbrücke im Dietrichſchen Hauſe<lb/> abzugeben.</addrLine> </address> </closer> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>39. An <hi rendition="#g">Amöne Herold.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">L[eipzig]</hi> d. 5. Jenn. 98 [Freitag].</hi> </dateline><lb/> <p>Meine Amöne! Gerade bei meiner Zurükkehr vom ſanften Eden-<lb n="30"/> Belgershain fand ich die lieblichen Laute Ihrer Seele. Dort fand ich,<lb/> Gute, einen Brief von Ihnen, der Ihre Schmerzen in mein Herz ein-<lb/> ſchnit. Nein, Amöne — ich wil Ihnen einmal ſchreiben über Ihr zer-<lb/> ſtörendes Ahnden und Lieben des Todes. —</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [32/0038]
38. An Hans von Ahlefeldt in Berlin.
Leipzig d. 2. Jenn. 98.
Ich ſchreibe an dich, mein Theuerer meinen erſten Brief dieſes Jahrs.
Ich möchte ſtat dir zu wünſchen, dich lieber umarmen und dan würd’
ich doch auch jenes thun. 5
Mein Leben iſt faſt jezt ſo eben wie die Gegend: es hat weder die
Ermüdung noch die Perſpektive der Gebirge.
Dieſer kleine Brief iſt nur das Couvert eines gröſſern, nämlich des
Überbringers, den ich dir als meinen Freund ſchicke und der deiner
werden kan. Er verbindet mit der freien Mänlichkeit der Berliner 10
poetiſche Weichheit und hat eben ſo viele Kentniſſe als Erfahrungen.
Er mag dir viel von mir ſagen: mir ſol er viel von dir ſagen.
Ich erhielt dein Briefgen von M[ahlma]n: Er iſt nicht —
Du.
Nur mein Zeit-Falliment bedekt die Sonderbarkeit des Auftrags, 15
daß du der lieblichen Doppelt-Geliebten unſrer zweifachen Freund-
ſchaft, der Nachtigallen-Nachbarin Minona in Bayreuth mein
wärmſtes Andenken zuſicherſt. —
[35]
Wahrſcheinlich komm’ ich in der Leidenswoche — und für mich
in der Freudenwoche — nach Berlin und höre Graun und ſehe 20
dich.
Lebe froher, mein verehrter Geliebter, als deine Briefe ſagen und
jeder liebe dich ſo innig und ſo lange als dein
Richter.
[Adr.] Sr. Hochwolgeboren dem H. Juſtiezaſſeſſor Freiherrn von 25
Ahlefeldt Berlin d. F. An der Königsbrücke im Dietrichſchen Hauſe
abzugeben.
39. An Amöne Herold.
L[eipzig] d. 5. Jenn. 98 [Freitag].
Meine Amöne! Gerade bei meiner Zurükkehr vom ſanften Eden- 30
Belgershain fand ich die lieblichen Laute Ihrer Seele. Dort fand ich,
Gute, einen Brief von Ihnen, der Ihre Schmerzen in mein Herz ein-
ſchnit. Nein, Amöne — ich wil Ihnen einmal ſchreiben über Ihr zer-
ſtörendes Ahnden und Lieben des Todes. —
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(2016-11-22T15:05:42Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:05:42Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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