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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959.

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Schreibe auf deine Briefe blos: Legazions Rath Richter; und unter-
streiche Richter und lasse das dumme Wohlgebohren weg. -- Meine
Addresse nach Berlin ist: "abzugeben in der Matzdorfischen Buch-
handlung". -- Lebe wohl mit deiner guten Frau, ich sehne mich nach
euerm Anblik.5

Richter
*500. An Josephine von Sydow.

Josephine! In Berlin, in das ich ohne Sie nicht so früh gekom-
men wäre, werd' ich den künftigen Herbst und Winter wohnen.10
Sie sehen, Theuere! wie sehr ich recht hatte, so oft zu hoffen. --
Schöne Stunden der Freundschaft werden uns jezt kommen und
Sie werden weniger opfern müssen, Ihrem Herzen zu folgen und
meines zu beglücken. Sie sehnen Sich in meine Gegenden herein;
ach und ich sehne mich aus ihnen heraus: ich habe hier wenige15
Freuden, ausser denen der Hofnung.

[387]Von Caroline bleibe ich getrent; aber obgleich nicht unsere
Hände, so sind doch unsere Seelen vereinigt -- wir leben in
Briefen und in Theilnahme beisammen, und uns fehlet blos das
Band der Ehe, das ohnehin selten aus der Binde Amors ge-20
sponnen ist.

Nach Michaelis werd' ich nach Berlin ziehen.

Barleben -- mit seinem Wintergesicht und seiner gefrornen
Zunge -- hat in der Brust ein Frühlingsfeuer und mit diesem
entwarf er mir das holde und wahre Bild, das von Ihnen in seiner25
Seele steht.

Lauter Arbeiten (die Nachwehen meiner langen Berliner Ruhe)
und nöthige Reisen schlagen mir die Freude, länger mit meiner
Josephine zu reden, ab; die ich aber jezt bei der Hofnung einer
schöneren Zukunft leichter entbehre. --
30

Wer ist jenes gute Wesen, von dem Sie schreiben, daß Sie
mit ihm von mir reden dürfen?

Eine tönende Aeolsharfe steht an meinem wehenden Fenster,
die Töne wallen auf und nieder, bald wie Seufzer, bald wie
Freudenrufe, und eine unsichtbare Hand greift auf den Saiten35
die Melodien unseres Innern. --

Schreibe auf deine Briefe blos: Legazions Rath Richter; und unter-
ſtreiche Richter und laſſe das dumme Wohlgebohren weg. — Meine
Addreſſe nach Berlin iſt: „abzugeben in der Matzdorfiſchen Buch-
handlung“. — Lebe wohl mit deiner guten Frau, ich ſehne mich nach
euerm Anblik.5

Richter
*500. An Joſephine von Sydow.

Josephine! In Berlin, in das ich ohne Sie nicht so früh gekom-
men wäre, werd’ ich den künftigen Herbst und Winter wohnen.10
Sie sehen, Theuere! wie sehr ich recht hatte, so oft zu hoffen. —
Schöne Stunden der Freundschaft werden uns jezt kommen und
Sie werden weniger opfern müssen, Ihrem Herzen zu folgen und
meines zu beglücken. Sie sehnen Sich in meine Gegenden herein;
ach und ich sehne mich aus ihnen heraus: ich habe hier wenige15
Freuden, ausser denen der Hofnung.

[387]Von Caroline bleibe ich getrent; aber obgleich nicht unsere
Hände, so sind doch unsere Seelen vereinigt — wir leben in
Briefen und in Theilnahme beisammen, und uns fehlet blos das
Band der Ehe, das ohnehin selten aus der Binde Amors ge-20
sponnen ist.

Nach Michaelis werd’ ich nach Berlin ziehen.

Barleben — mit seinem Wintergesicht und seiner gefrornen
Zunge — hat in der Brust ein Frühlingsfeuer und mit diesem
entwarf er mir das holde und wahre Bild, das von Ihnen in seiner25
Seele steht.

Lauter Arbeiten (die Nachwehen meiner langen Berliner Ruhe)
und nöthige Reisen schlagen mir die Freude, länger mit meiner
Josephine zu reden, ab; die ich aber jezt bei der Hofnung einer
schöneren Zukunft leichter entbehre. —
30

Wer ist jenes gute Wesen, von dem Sie schreiben, daß Sie
mit ihm von mir reden dürfen?

Eine tönende Aeolsharfe steht an meinem wehenden Fenster,
die Töne wallen auf und nieder, bald wie Seufzer, bald wie
Freudenrufe, und eine unsichtbare Hand greift auf den Saiten35
die Melodien unseres Innern. —

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[360/0380] Schreibe auf deine Briefe blos: Legazions Rath Richter; und unter- ſtreiche Richter und laſſe das dumme Wohlgebohren weg. — Meine Addreſſe nach Berlin iſt: „abzugeben in der Matzdorfiſchen Buch- handlung“. — Lebe wohl mit deiner guten Frau, ich ſehne mich nach euerm Anblik. 5 Richter *500. An Joſephine von Sydow. Weimar d. 10 Aug. 1800. Josephine! In Berlin, in das ich ohne Sie nicht so früh gekom- men wäre, werd’ ich den künftigen Herbst und Winter wohnen. 10 Sie sehen, Theuere! wie sehr ich recht hatte, so oft zu hoffen. — Schöne Stunden der Freundschaft werden uns jezt kommen und Sie werden weniger opfern müssen, Ihrem Herzen zu folgen und meines zu beglücken. Sie sehnen Sich in meine Gegenden herein; ach und ich sehne mich aus ihnen heraus: ich habe hier wenige 15 Freuden, ausser denen der Hofnung. Von Caroline bleibe ich getrent; aber obgleich nicht unsere Hände, so sind doch unsere Seelen vereinigt — wir leben in Briefen und in Theilnahme beisammen, und uns fehlet blos das Band der Ehe, das ohnehin selten aus der Binde Amors ge- 20 sponnen ist. [387] Nach Michaelis werd’ ich nach Berlin ziehen. Barleben — mit seinem Wintergesicht und seiner gefrornen Zunge — hat in der Brust ein Frühlingsfeuer und mit diesem entwarf er mir das holde und wahre Bild, das von Ihnen in seiner 25 Seele steht. Lauter Arbeiten (die Nachwehen meiner langen Berliner Ruhe) und nöthige Reisen schlagen mir die Freude, länger mit meiner Josephine zu reden, ab; die ich aber jezt bei der Hofnung einer schöneren Zukunft leichter entbehre. — 30 Wer ist jenes gute Wesen, von dem Sie schreiben, daß Sie mit ihm von mir reden dürfen? Eine tönende Aeolsharfe steht an meinem wehenden Fenster, die Töne wallen auf und nieder, bald wie Seufzer, bald wie Freudenrufe, und eine unsichtbare Hand greift auf den Saiten 35 die Melodien unseres Innern. —

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:05:42Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:05:42Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959, S. 360. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe03_1959/380>, abgerufen am 22.11.2024.