so hat die Herder 100 Konvenzionstl. und so immer weiter steck' ich in Schulden meiner -- Schuldner. Nim also die Halbierung, die dich immer über die nächsten Klippen wegführt, nicht übel, Hans! -- Mache überhaupt meine Einrichtung nicht kostbar; denn der Ehe, des Alters und der Gesundheit und der Litteratur wegen, mus ich sparen; ich5 bekam wohl 1100 rtl. für den Titan, aber seit 3 Jahren; und so lang und länger schrieb ich daran in Intervallen. -- Anfangs wolt' ich beinahe an Matzdorf -- wenn ich nicht so ungern von Verlegern anti- zipierte und wenn ich mich nicht nach dir und Berlin so sehnte -- 200 rtl. für dich schreiben und dan gar nicht kommen; weil zwischen Freun-10 den dieses Verhältnis so illiberal ist. Thu' mir also den Gefallen und[403] sprich mit mir nichts davon. Aber Alter, vergieb auch. Du soltest wissen, wie ich Armer immer durch Freunde verarmte, wie mich ein nächster um mehr als 500 rtl. bestahl u. s. w.
Lebe wohl! Schicke wenigstens nach Dessau ein Antwortsblätgen15 an Spazier, damit ich da froher abreise. -- Lebe froh! Grüsse alles! --
R.
Hat dir der Ex-Religiosist Kosmeli dein Geld gezahlt? --
Ist kein altes starkes (aber nicht englisches) Bouteillen Bier zu kaufen? --20
Wahrscheinlich komm' ich den 29 oder 30ten, vielleicht eher.
Sorge ja für ein Repositorium; ein Schreibschrank reicht mir nicht.
522. An Matzdorff.
[Kopie][Weimar, 15. Sept. 1800]
Ihrentwegen sag' ich deinetwegen.25
(*) 523. An Christian Otto.
Weimar d. 11. Sept. 1800 [Donnerstag].
Ich habe dir, liebes Herz, mancherlei zu melden, mehr Süssaueres als Sauersüsses. Die Gräfin nachher -- Geld -- was ich sonst wolte -- wil man jezt von mir. Die Liebman kam vorgestern mit ihrem Kind30 allein gefahren und wolte 1000 rtl. von mir, dan -- da das Abschlagen leicht war, weil ich kaum das duplum überhaupt habe -- 500. Eine höllische Minute -- die weinende Mutter -- das schöne schweigende Kind -- das Unglük -- die Erniedrigung -- meine Angst über die
ſo hat die Herder 100 Konvenzionstl. und ſo immer weiter ſteck’ ich in Schulden meiner — Schuldner. Nim alſo die Halbierung, die dich immer über die nächſten Klippen wegführt, nicht übel, Hans! — Mache überhaupt meine Einrichtung nicht koſtbar; denn der Ehe, des Alters und der Geſundheit und der Litteratur wegen, mus ich ſparen; ich5 bekam wohl 1100 rtl. für den Titan, aber ſeit 3 Jahren; und ſo lang und länger ſchrieb ich daran in Intervallen. — Anfangs wolt’ ich beinahe an Matzdorf — wenn ich nicht ſo ungern von Verlegern anti- zipierte und wenn ich mich nicht nach dir und Berlin ſo ſehnte — 200 rtl. für dich ſchreiben und dan gar nicht kommen; weil zwiſchen Freun-10 den dieſes Verhältnis ſo illiberal iſt. Thu’ mir alſo den Gefallen und[403] ſprich mit mir nichts davon. Aber Alter, vergieb auch. Du ſolteſt wiſſen, wie ich Armer immer durch Freunde verarmte, wie mich ein nächſter um mehr als 500 rtl. beſtahl u. ſ. w.
Lebe wohl! Schicke wenigſtens nach Dessau ein Antwortsblätgen15 an Spazier, damit ich da froher abreiſe. — Lebe froh! Grüſſe alles! —
R.
Hat dir der Ex-Religioſiſt Kosmeli dein Geld gezahlt? —
Iſt kein altes ſtarkes (aber nicht engliſches) Bouteillen Bier zu kaufen? —20
Wahrſcheinlich komm’ ich den 29 oder 30ten, vielleicht eher.
Sorge ja für ein Repoſitorium; ein Schreibſchrank reicht mir nicht.
522. An Matzdorff.
[Kopie][Weimar, 15. Sept. 1800]
Ihrentwegen ſag’ ich deinetwegen.25
(*) 523. An Chriſtian Otto.
Weimar d. 11. Sept. 1800 [Donnerstag].
Ich habe dir, liebes Herz, mancherlei zu melden, mehr Süsſaueres als Sauerſüſſes. Die Gräfin nachher — Geld — was ich ſonſt wolte — wil man jezt von mir. Die Liebman kam vorgeſtern mit ihrem Kind30 allein gefahren und wolte 1000 rtl. von mir, dan — da das Abſchlagen leicht war, weil ich kaum das duplum überhaupt habe — 500. Eine hölliſche Minute — die weinende Mutter — das ſchöne ſchweigende Kind — das Unglük — die Erniedrigung — meine Angſt über die
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in Schulden meiner — Schuldner. Nim alſo die Halbierung, die dich
immer über die nächſten Klippen wegführt, nicht übel, Hans! — Mache
überhaupt meine Einrichtung nicht koſtbar; denn der Ehe, des Alters
und der Geſundheit und der Litteratur wegen, mus ich ſparen; ich 5
bekam wohl 1100 rtl. für den Titan, aber ſeit 3 Jahren; und ſo lang
und länger ſchrieb ich daran in Intervallen. — Anfangs wolt’ ich
beinahe an Matzdorf — wenn ich nicht ſo ungern von Verlegern anti-
zipierte und wenn ich mich nicht nach dir und Berlin ſo ſehnte — 200 rtl.
für dich ſchreiben und dan gar nicht kommen; weil zwiſchen Freun- 10
den dieſes Verhältnis ſo illiberal iſt. Thu’ mir alſo den Gefallen und
ſprich mit mir nichts davon. Aber Alter, vergieb auch. Du ſolteſt
wiſſen, wie ich Armer immer durch Freunde verarmte, wie mich ein
nächſter um mehr als 500 rtl. beſtahl u. ſ. w.
[403]
Lebe wohl! Schicke wenigſtens nach Dessau ein Antwortsblätgen 15
an Spazier, damit ich da froher abreiſe. — Lebe froh! Grüſſe alles! —
R.
Hat dir der Ex-Religioſiſt Kosmeli dein Geld gezahlt? —
Iſt kein altes ſtarkes (aber nicht engliſches) Bouteillen Bier zu
kaufen? — 20
Wahrſcheinlich komm’ ich den 29 oder 30ten, vielleicht eher.
Sorge ja für ein Repoſitorium; ein Schreibſchrank reicht mir nicht.
522. An Matzdorff.
[Weimar, 15. Sept. 1800]
Ihrentwegen ſag’ ich deinetwegen. 25
(*) 523. An Chriſtian Otto.
Weimar d. 11. Sept. 1800 [Donnerstag].
Ich habe dir, liebes Herz, mancherlei zu melden, mehr Süsſaueres
als Sauerſüſſes. Die Gräfin nachher — Geld — was ich ſonſt wolte
— wil man jezt von mir. Die Liebman kam vorgeſtern mit ihrem Kind 30
allein gefahren und wolte 1000 rtl. von mir, dan — da das Abſchlagen
leicht war, weil ich kaum das duplum überhaupt habe — 500. Eine
hölliſche Minute — die weinende Mutter — das ſchöne ſchweigende
Kind — das Unglük — die Erniedrigung — meine Angſt über die
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:05:42Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:05:42Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959, S. 375. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe03_1959/396>, abgerufen am 16.06.2024.
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