Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959.84. An Luise Reim in Leipzig? [Kopie][Hof, 18. (?) April 1798]-- Ich kan Ihren Brief nicht in der Ferne von 161/2 Meilen sondern 85. An Charlotte Reim in Leipzig.5 Hof. d. 18 Apr. 98.Sie hingegen, gute Charlotte, haben Ihren Brief nicht so kurz Ich hoff' es bald wieder zu thun; und da ein Christ täglich sterben Ich wüste keine schönere Belohnung für Ihre Nähstunde meinetwegen, Grüssen Sie die mit der Natur auflebende liebe Platner! Fliegen Sie mir alle, wenn ich in die Stube trete -- die ich dasmal Jean Paul 86. An Elisa Feind in Leipzig. [Kopie][Hof, 18. April 1798]Meinen Himmeln -- dem blauen -- dem warmen -- dem freund- 87. An Emilie von Berlepsch in Weimar. [Kopie][Hof, 21. April 1798]Von der blühenden Freundschaftsinsel seh' ich auf das weite Meer, 84. An Luiſe Reim in Leipzig? [Kopie][Hof, 18. (?) April 1798]— Ich kan Ihren Brief nicht in der Ferne von 16½ Meilen ſondern 85. An Charlotte Reim in Leipzig.5 Hof. d. 18 Apr. 98.Sie hingegen, gute Charlotte, haben Ihren Brief nicht ſo kurz Ich hoff’ es bald wieder zu thun; und da ein Chriſt täglich ſterben Ich wüſte keine ſchönere Belohnung für Ihre Nähſtunde meinetwegen, Grüſſen Sie die mit der Natur auflebende liebe Platner! Fliegen Sie mir alle, wenn ich in die Stube trete — die ich dasmal Jean Paul 86. An Eliſa Feind in Leipzig. [Kopie][Hof, 18. April 1798]Meinen Himmeln — dem blauen — dem warmen — dem freund- 87. An Emilie von Berlepſch in Weimar. [Kopie][Hof, 21. April 1798]Von der blühenden Freundſchaftsinſel ſeh’ ich auf das weite Meer, <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0067" n="60"/> <div type="letter" n="1"> <head>84. An <hi rendition="#g">Luiſe Reim in Leipzig?</hi></head><lb/> <note type="editorial">[Kopie]</note> <dateline> <hi rendition="#right">[Hof, 18. (?) April 1798]</hi> </dateline><lb/> <p>— Ich kan Ihren Brief nicht in der Ferne von 16½ Meilen ſondern<lb/> 16½ Zollen beantworten.</p> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>85. An <hi rendition="#g">Charlotte Reim in Leipzig.</hi><lb n="5"/> </head> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Hof.</hi> d. 18 Apr. 98.</hi> </dateline><lb/> <p>Sie hingegen, gute Charlotte, haben Ihren Brief nicht ſo kurz<lb/> gefaſſet wie Ihr Haar, ſondern mir wenigſtens die eine Hälfte meines<lb/> Willens gethan. Ihr lieber Brief brachte meiner Phantaſie Ihre<lb/><note place="left"><ref target="1922_Bd3_65">[65]</ref></note>Augen, Ihre Stimme, Ihr Haar, Ihren Mund — dieſen indeſſen<lb n="10"/> doch nicht ganz — und ſogar das Fenſter mit, wo ich Sie oft quäle.</p><lb/> <p>Ich hoff’ es bald wieder zu thun; und da ein Chriſt täglich ſterben<lb/> ſol, wil ich von Ihnen täglich Abſchied nehmen wie das lezte mal.</p><lb/> <p>Ich wüſte keine ſchönere Belohnung für Ihre Nähſtunde meinetwegen,<lb/> als wenn das niedliche engelblaſſe Kind, das Sie in eine Nonne ſchwarz<lb n="15"/> eingekleidet haben, Ihnen darin ſein Lächeln entgegenbringen könte.</p><lb/> <p>Grüſſen Sie die mit der Natur auflebende liebe Platner!</p><lb/> <p>Fliegen Sie mir alle, wenn ich in die Stube trete — die ich dasmal<lb/> ungeſcheuet offen laſſe — freudetrunken entgegen! Und thun Sie Ihrem<lb/> vorigen Tiſchnachbar, und künftigen Gaſſennachbar überal ſeinen<lb n="20"/> Willen! Das wird ihn laben! Adieu, Liebe!</p> <closer> <salute> <hi rendition="#sameLine"> <hi rendition="#right">Jean Paul</hi> </hi> </salute> </closer> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>86. An <hi rendition="#g">Eliſa Feind in Leipzig.</hi></head><lb/> <note type="editorial">[Kopie]</note> <dateline> <hi rendition="#right">[Hof, 18. April 1798]</hi> </dateline><lb/> <p>Meinen Himmeln — dem blauen — dem warmen — dem freund-<lb/> ſchaftlichen — dem erhabnen gebürgigen — dieſen fehlt blos der<lb n="25"/> harmoniſche, in den Sie mich führten. Als prophetiſcher Wetter-<lb/> jeſaias, als ſchlechter Wetter-Jeremias. Ich werde das Opfer der<lb/> metereologiſchen [!] Hiobspoſt. Ob ich gleich von der Freundſchaft zur<lb/> Freundſchaft abreiſe, ſo zieht doch ſchon über meine jezigen blauen<lb/> Tage die Wolke des lezten, wo ich ſo geliebte Menſchen verlieren mus.<lb n="30"/> </p> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>87. An <hi rendition="#g">Emilie von Berlepſch in Weimar.</hi></head><lb/> <note type="editorial">[Kopie]</note> <dateline> <hi rendition="#right">[Hof, 21. April 1798]</hi> </dateline><lb/> <p>Von der blühenden Freundſchaftsinſel ſeh’ ich auf das weite Meer,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [60/0067]
84. An Luiſe Reim in Leipzig?
[Hof, 18. (?) April 1798]
— Ich kan Ihren Brief nicht in der Ferne von 16½ Meilen ſondern
16½ Zollen beantworten.
85. An Charlotte Reim in Leipzig. 5
Hof. d. 18 Apr. 98.
Sie hingegen, gute Charlotte, haben Ihren Brief nicht ſo kurz
gefaſſet wie Ihr Haar, ſondern mir wenigſtens die eine Hälfte meines
Willens gethan. Ihr lieber Brief brachte meiner Phantaſie Ihre
Augen, Ihre Stimme, Ihr Haar, Ihren Mund — dieſen indeſſen 10
doch nicht ganz — und ſogar das Fenſter mit, wo ich Sie oft quäle.
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Ich hoff’ es bald wieder zu thun; und da ein Chriſt täglich ſterben
ſol, wil ich von Ihnen täglich Abſchied nehmen wie das lezte mal.
Ich wüſte keine ſchönere Belohnung für Ihre Nähſtunde meinetwegen,
als wenn das niedliche engelblaſſe Kind, das Sie in eine Nonne ſchwarz 15
eingekleidet haben, Ihnen darin ſein Lächeln entgegenbringen könte.
Grüſſen Sie die mit der Natur auflebende liebe Platner!
Fliegen Sie mir alle, wenn ich in die Stube trete — die ich dasmal
ungeſcheuet offen laſſe — freudetrunken entgegen! Und thun Sie Ihrem
vorigen Tiſchnachbar, und künftigen Gaſſennachbar überal ſeinen 20
Willen! Das wird ihn laben! Adieu, Liebe!
Jean Paul
86. An Eliſa Feind in Leipzig.
[Hof, 18. April 1798]
Meinen Himmeln — dem blauen — dem warmen — dem freund-
ſchaftlichen — dem erhabnen gebürgigen — dieſen fehlt blos der 25
harmoniſche, in den Sie mich führten. Als prophetiſcher Wetter-
jeſaias, als ſchlechter Wetter-Jeremias. Ich werde das Opfer der
metereologiſchen [!] Hiobspoſt. Ob ich gleich von der Freundſchaft zur
Freundſchaft abreiſe, ſo zieht doch ſchon über meine jezigen blauen
Tage die Wolke des lezten, wo ich ſo geliebte Menſchen verlieren mus. 30
87. An Emilie von Berlepſch in Weimar.
[Hof, 21. April 1798]
Von der blühenden Freundſchaftsinſel ſeh’ ich auf das weite Meer,
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(2016-11-22T15:05:42Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:05:42Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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