Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959.Leben Sie ruhig, mein Geliebter und geben Sie mir bald eine Zeile J. P. F. Richter Mein Logis ist beim Buchbinder Rüger neben der Nikolaikirche. 92. An Wilhelmine von Kropff in Bayreuth.5 [Kopie][Leipzig, 12. Mai 1798]Indem ich ihn [Pfenninger] empfehlen sol, mus ich mich erst 93. An Christian Otto. Dresden d. 16 Mai 98 [Mittwoch].Lieber Otto! Gestern kam ich an, daher wil ich dir heute noch nichts Unter der Messe wurd ich so besucht als stände ich ausser dem Thore Leben Sie ruhig, mein Geliebter und geben Sie mir bald eine Zeile J. P. F. Richter Mein Logis iſt beim Buchbinder Rüger neben der Nikolaikirche. 92. An Wilhelmine von Kropff in Bayreuth.5 [Kopie][Leipzig, 12. Mai 1798]Indem ich ihn [Pfenninger] empfehlen ſol, mus ich mich erſt 93. An Chriſtian Otto. Dresden d. 16 Mai 98 [Mittwoch].Lieber Otto! Geſtern kam ich an, daher wil ich dir heute noch nichts Unter der Meſſe wurd ich ſo beſucht als ſtände ich auſſer dem Thore <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <pb facs="#f0071" n="64"/> <p>Leben Sie ruhig, mein Geliebter und geben Sie mir bald eine Zeile<lb/> der Liebe!</p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#right">J. P. F. Richter</hi> </salute> </closer><lb/> <postscript> <p>Mein Logis iſt beim Buchbinder <hi rendition="#aq">Rüger</hi> neben der Nikolaikirche.</p> </postscript> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>92. An <hi rendition="#g">Wilhelmine von Kropff in Bayreuth.</hi><lb n="5"/> </head> <note type="editorial">[Kopie]</note> <dateline> <hi rendition="#right">[Leipzig, 12. Mai 1798]</hi> </dateline><lb/> <p>Indem ich ihn [Pfenninger] empfehlen ſol, mus ich mich erſt<lb/> ſelbſt empfehlen, da Sie nicht bei mir wie bei den Kindern das<lb/> Schweigen unter die Tugenden rechnen. Die Höfer Freunde und<lb/> Leipziger Fremden [?] haben mir das Dintenfas verſtekt und aus-<lb n="10"/> gegoſſen.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>93. An <hi rendition="#g">Chriſtian Otto.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Dresden</hi> d. 16 Mai 98 [Mittwoch].</hi> </dateline><lb/> <p>Lieber Otto! Geſtern kam ich an, daher wil ich dir heute noch nichts<lb/> über den Dresdener Flor, Verfal, Populazion und Moralität ꝛc.<lb n="15"/> ſchreiben, ſondern über den Leipziger.</p><lb/> <p>Unter der Meſſe wurd ich ſo beſucht als ſtände ich auſſer dem Thore<lb/> und mäſſe entweder 2 Schuh oder 8. Ich wil dich mit keinem Paſſagier-<lb/> zettel von flachen Orkusſchatten behängen ſondern im Kalender nur<lb/> einige Heiligennamen roth ſchreiben. Ich ſah Matzdorf, der nicht<lb n="20"/> eigennüzig (eher grosmüthig aus Schwäche) ſondern fürchterlich-<lb/> furchtſam iſt (ſein ſchlechter Druk war nur Angſt, nicht Gewinſucht)<lb/> weich, wohlwollend und mit dem man machen kan was man wil d. h.<lb/> ſol; ich lieb ihn und ſeine Mutter und Frau, die beide hel, entſchloſſen<lb/> und verbindlich ſind. — Dan v. Retzer aus Wien, deſſen Wieneriſche<lb n="25"/> <note place="left"><ref target="1922_Bd3_70">[70]</ref></note>ungelenke Treuherzigkeit mehr moraliſch- als äſthetiſch-vortheilhaft<lb/> gegen die Berl[iniſchen] und Sächſ[iſchen] ſchnellen Evoluzionen,<lb/> gegen die Doppelzüngigkeit und Vielfüſſigkeit ihrer Ideen abſtach. —<lb/> Dan Merkel, ein junges zartes, dan Morgenſtern, ein ſchwärme-<lb/> riſches liebes Mängen — dan Kanzlerin v. Boſe, ſanft, beſcheiden,<lb n="30"/> ſchön, und ein Gegenſtand meines Verliebens, ſie ſol aber den weib-<lb/> lichen Ehrenpunkt wie einen Gefrierpunkt behandeln und ſcheuen. —<lb/> Dan Böttiger, Bertuch, Becker (den Reichs-Anzeiger und Noth- und<lb/> Hülfs Autor, mat und mittelmäſſig), Legazionsrath Matthäi aus<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [64/0071]
Leben Sie ruhig, mein Geliebter und geben Sie mir bald eine Zeile
der Liebe!
J. P. F. Richter
Mein Logis iſt beim Buchbinder Rüger neben der Nikolaikirche.
92. An Wilhelmine von Kropff in Bayreuth. 5
[Leipzig, 12. Mai 1798]
Indem ich ihn [Pfenninger] empfehlen ſol, mus ich mich erſt
ſelbſt empfehlen, da Sie nicht bei mir wie bei den Kindern das
Schweigen unter die Tugenden rechnen. Die Höfer Freunde und
Leipziger Fremden [?] haben mir das Dintenfas verſtekt und aus- 10
gegoſſen.
93. An Chriſtian Otto.
Dresden d. 16 Mai 98 [Mittwoch].
Lieber Otto! Geſtern kam ich an, daher wil ich dir heute noch nichts
über den Dresdener Flor, Verfal, Populazion und Moralität ꝛc. 15
ſchreiben, ſondern über den Leipziger.
Unter der Meſſe wurd ich ſo beſucht als ſtände ich auſſer dem Thore
und mäſſe entweder 2 Schuh oder 8. Ich wil dich mit keinem Paſſagier-
zettel von flachen Orkusſchatten behängen ſondern im Kalender nur
einige Heiligennamen roth ſchreiben. Ich ſah Matzdorf, der nicht 20
eigennüzig (eher grosmüthig aus Schwäche) ſondern fürchterlich-
furchtſam iſt (ſein ſchlechter Druk war nur Angſt, nicht Gewinſucht)
weich, wohlwollend und mit dem man machen kan was man wil d. h.
ſol; ich lieb ihn und ſeine Mutter und Frau, die beide hel, entſchloſſen
und verbindlich ſind. — Dan v. Retzer aus Wien, deſſen Wieneriſche 25
ungelenke Treuherzigkeit mehr moraliſch- als äſthetiſch-vortheilhaft
gegen die Berl[iniſchen] und Sächſ[iſchen] ſchnellen Evoluzionen,
gegen die Doppelzüngigkeit und Vielfüſſigkeit ihrer Ideen abſtach. —
Dan Merkel, ein junges zartes, dan Morgenſtern, ein ſchwärme-
riſches liebes Mängen — dan Kanzlerin v. Boſe, ſanft, beſcheiden, 30
ſchön, und ein Gegenſtand meines Verliebens, ſie ſol aber den weib-
lichen Ehrenpunkt wie einen Gefrierpunkt behandeln und ſcheuen. —
Dan Böttiger, Bertuch, Becker (den Reichs-Anzeiger und Noth- und
Hülfs Autor, mat und mittelmäſſig), Legazionsrath Matthäi aus
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(2016-11-22T15:05:42Z)
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Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:05:42Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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