Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960.herrn verlieren würde, wenn er mich nicht ausserhalb des Thors Spiz10 p. t. Hund bei H. J. P. 314. An Christian Otto. M[einingen] d. 20. Sept. [1802]Lieber Alter! Dein Brief und Urtheil labte mich. Es braucht bei herrn verlieren würde, wenn er mich nicht auſſerhalb des Thors Spiz10 p. t. Hund bei H. J. P. 314. An Chriſtian Otto. M[einingen] d. 20. Sept. [1802]Lieber Alter! Dein Brief und Urtheil labte mich. Es braucht bei <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0185" n="178"/> herrn verlieren würde, wenn er mich nicht auſſerhalb des Thors<lb/> brauchen dürfte, wohin gerade ſeine Geſchäfte mit mir fallen — und<lb/> da ich ſein einziger Viehſtand bin und ſeine Poularderie und Faſanerie<lb/> und ſein Wappenthier; und da Sie ihn gewis halb ſo lieben als er Sie;<lb/> und da Sie oft, wenn Sie bei ihm waren, die Gnade gehabt, mich<lb n="5"/> armen Hund zu ſtreicheln und zu ſagen: kom Spiz — ſo verſeh ich mich<lb/> zu meinem Glüksſtern und Hundsſtern, daß mir verſtattet werde,<lb/> früher als ich zu Schuhen zugeſchnitten bin und auf andern Füſſen als<lb/> auf fremden, vor das Thor zu kommen.</p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#right">Spiz<lb n="10"/> <hi rendition="#aq">p. t.</hi> Hund bei H. <hi rendition="#aq">J. P.</hi></hi> </salute> </closer> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>314. An <hi rendition="#g">Chriſtian Otto.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">M[einingen] d. 20. Sept.</hi> [1802]</hi> </dateline><lb/> <p>Lieber Alter! Dein Brief und Urtheil labte mich. Es braucht bei<lb/> einer neuen Ausgabe des Titans nur Ausſtoſſungen und im 1. [Band]<lb n="15"/> entweder das Umſchmelzen oder Vorausſchicken der Jugendgeſchichte.<lb/> Im 4. Band iſt <hi rendition="#g">kein einziges Fehlen</hi> oder Ich; eben ſo im 5. Ich<lb/> bin nun mein Selbſt-Sieger; und ſo ſol künftig auch das Komiſche<lb/> geſchrieben ſein. — Haſt du meinen lezten vom 10<hi rendition="#sup">ten</hi> erhalten? —<lb/> Unter deiner Anlage zu Geſchäften meint’ ich das: in die Strumpf-<lb n="20"/> <note place="left"><ref target="1922_Bd4_199">[199]</ref></note>weberei, Hausbauerei, Juriſterei fandeſt du dich überal gleich ſchnel,<lb/> mit einem ſeltenen Durchblik der Menſchen, mit einer dir eignen mir<lb/> abgängigen Kraft, eine Begebenheit rük- und vorwärts zu konſtru-<lb/> ieren und ganz ferne in einander zu ziehen und zu weben. Und das iſt<lb/> hiſtoriſcher Geiſt. Du ſprichſt von deiner Unentſchloſſenheit und Ver-<lb n="25"/> legenheit; ich habe beide nicht ſonderlich, und doch keinen Geſchäfts-<lb/> geiſt, ob er ſich gleich inſpir[ier]en lieſſe. — Jezt erſt durch dich freu’<lb/> ich mich recht über <hi rendition="#aq">Hardenberg.</hi> — Deine Worte über meine frucht-<lb/> tragende Frau rührten mich innig. Du ſolſt wie von einer Fürſtin<lb/> immer das Diarium ihres Doppellebens haben. Lange dauerts wohl<lb n="30"/> nicht mehr. In dieſer Nacht hatte ſie bei ihrer fortblühenden Geſund-<lb/> heit fortwachende Schmerzen, die ich anfangs dem Reize der Ver-<lb/> ſtopfung zuſchrieb. Am Morgen fand die Hebamme — eine in Jena<lb/> ächt ausgelernte, ein weiſes Man-Weib —, daß nach 2 Stunden die<lb/> Entbindung ſein werde. Um 11 Uhr erfolgte leztere mit einem göt-<lb n="35"/> lichen Töchterlein. Himmel! du wirſt entzükt auffahren wie ich, als<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [178/0185]
herrn verlieren würde, wenn er mich nicht auſſerhalb des Thors
brauchen dürfte, wohin gerade ſeine Geſchäfte mit mir fallen — und
da ich ſein einziger Viehſtand bin und ſeine Poularderie und Faſanerie
und ſein Wappenthier; und da Sie ihn gewis halb ſo lieben als er Sie;
und da Sie oft, wenn Sie bei ihm waren, die Gnade gehabt, mich 5
armen Hund zu ſtreicheln und zu ſagen: kom Spiz — ſo verſeh ich mich
zu meinem Glüksſtern und Hundsſtern, daß mir verſtattet werde,
früher als ich zu Schuhen zugeſchnitten bin und auf andern Füſſen als
auf fremden, vor das Thor zu kommen.
Spiz 10
p. t. Hund bei H. J. P.
314. An Chriſtian Otto.
M[einingen] d. 20. Sept. [1802]
Lieber Alter! Dein Brief und Urtheil labte mich. Es braucht bei
einer neuen Ausgabe des Titans nur Ausſtoſſungen und im 1. [Band] 15
entweder das Umſchmelzen oder Vorausſchicken der Jugendgeſchichte.
Im 4. Band iſt kein einziges Fehlen oder Ich; eben ſo im 5. Ich
bin nun mein Selbſt-Sieger; und ſo ſol künftig auch das Komiſche
geſchrieben ſein. — Haſt du meinen lezten vom 10ten erhalten? —
Unter deiner Anlage zu Geſchäften meint’ ich das: in die Strumpf- 20
weberei, Hausbauerei, Juriſterei fandeſt du dich überal gleich ſchnel,
mit einem ſeltenen Durchblik der Menſchen, mit einer dir eignen mir
abgängigen Kraft, eine Begebenheit rük- und vorwärts zu konſtru-
ieren und ganz ferne in einander zu ziehen und zu weben. Und das iſt
hiſtoriſcher Geiſt. Du ſprichſt von deiner Unentſchloſſenheit und Ver- 25
legenheit; ich habe beide nicht ſonderlich, und doch keinen Geſchäfts-
geiſt, ob er ſich gleich inſpir[ier]en lieſſe. — Jezt erſt durch dich freu’
ich mich recht über Hardenberg. — Deine Worte über meine frucht-
tragende Frau rührten mich innig. Du ſolſt wie von einer Fürſtin
immer das Diarium ihres Doppellebens haben. Lange dauerts wohl 30
nicht mehr. In dieſer Nacht hatte ſie bei ihrer fortblühenden Geſund-
heit fortwachende Schmerzen, die ich anfangs dem Reize der Ver-
ſtopfung zuſchrieb. Am Morgen fand die Hebamme — eine in Jena
ächt ausgelernte, ein weiſes Man-Weib —, daß nach 2 Stunden die
Entbindung ſein werde. Um 11 Uhr erfolgte leztere mit einem göt- 35
lichen Töchterlein. Himmel! du wirſt entzükt auffahren wie ich, als
[199]
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:08:29Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:08:29Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |