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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960.

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Ich bin heute nicht recht zufrieden mit meinem gestrigen Ungestüm,
worein ich immer gerathe, wenn ich mich von einer Hize in die andere,
von Büchern in Briefe hineinschreibe. Perthes sol dir meinen Brief
über meine jezige Arbeit schicken, die etwas bessers wird als mir das5
Volk zutrauet. Ich wolte, er verlegte sie, weil ich gern mit einem
Buchhändler zusammenkomme, gegen welchen ich als der Verkäufer so
dum und unbesorgt sein darf als mir wohlthut -- was bei deinem
Freunde der Fal sein würde.

Beantworte mir ja den vorigen Brief mit und sag' ein Wort über10
Schoppe.

Den 9ten Nov. gaben der Himmel und meine Frau mir einen
köstlichen Jungen, Namens Maximilian oder in Prosa Max. Meine
Emma wird von Malern besucht; aber von keinem Arzte, so schön und
gesund ist sie. Soviel Einsamkeit ich auch jezt durch Verwöhnung --15
denn sonst schrieb ich das Kampanerthal etc. in einer Koch- und Kauf-
stube -- um mich haben mus: so bleibt doch meine Schreib- und Denk-
stube der Tanzplaz der Kleinen so lange sie wacht. An einem Kinde ist
alles schön und heilig, sogar der Egoismus.

In meinen ästhetischen Abhandlungen komm' ich oft an oder in das20
heilige Land, wo deine Seele wohnt; und du wirst in ihnen überhaupt[305]
auf weniger abentheuerliche Thiere und Bildungen stossen als in
meinen andern Werken.

Vergieb die Kahlheit dieses Briefes; nim ihn für ein Postskript des
vorigen. Da du nach deiner Weise jezt die 2 zu 1 Antwort erfoder-25
lichen Briefe von mir bekommen hast: so wirst du mir diesen Secunda
Wechsel hoffentlich mit deiner Antwort honorieren. -- Ich grüsse
deine Herzens- und Lebens-Schwestern. Es gehe Euch allen besser als
die Jahrs- und Kriegs-Zeit ist.

J. P. F. Richter30

Ich habe dir doch das einmal für dich bestimte Blat wieder bei-
gelegt.

[Beilage]

Gesicht gesehen und dein lebendiges Wort gehört: dan*) [gestrichen:
möchtest du von dannen gehen, obwohl du jezt nun mein Lezter bist,35

*) Verzeih' das unhöfliche Ausstreichen.
18 Jean Paul Briefe. IV.

Ich bin heute nicht recht zufrieden mit meinem geſtrigen Ungeſtüm,
worein ich immer gerathe, wenn ich mich von einer Hize in die andere,
von Büchern in Briefe hineinſchreibe. Perthes ſol dir meinen Brief
über meine jezige Arbeit ſchicken, die etwas beſſers wird als mir das5
Volk zutrauet. Ich wolte, er verlegte ſie, weil ich gern mit einem
Buchhändler zuſammenkomme, gegen welchen ich als der Verkäufer ſo
dum und unbeſorgt ſein darf als mir wohlthut — was bei deinem
Freunde der Fal ſein würde.

Beantworte mir ja den vorigen Brief mit und ſag’ ein Wort über10
Schoppe.

Den 9ten Nov. gaben der Himmel und meine Frau mir einen
köſtlichen Jungen, Namens Maximilian oder in Proſa Max. Meine
Emma wird von Malern beſucht; aber von keinem Arzte, ſo ſchön und
geſund iſt ſie. Soviel Einſamkeit ich auch jezt durch Verwöhnung —15
denn ſonſt ſchrieb ich das Kampanerthal ꝛc. in einer Koch- und Kauf-
ſtube — um mich haben mus: ſo bleibt doch meine Schreib- und Denk-
ſtube der Tanzplaz der Kleinen ſo lange ſie wacht. An einem Kinde iſt
alles ſchön und heilig, ſogar der Egoiſmus.

In meinen äſthetiſchen Abhandlungen komm’ ich oft an oder in das20
heilige Land, wo deine Seele wohnt; und du wirſt in ihnen überhaupt[305]
auf weniger abentheuerliche Thiere und Bildungen ſtoſſen als in
meinen andern Werken.

Vergieb die Kahlheit dieſes Briefes; nim ihn für ein Poſtſkript des
vorigen. Da du nach deiner Weiſe jezt die 2 zu 1 Antwort erfoder-25
lichen Briefe von mir bekommen haſt: ſo wirſt du mir dieſen Secunda
Wechſel hoffentlich mit deiner Antwort honorieren. — Ich grüſſe
deine Herzens- und Lebens-Schweſtern. Es gehe Euch allen beſſer als
die Jahrs- und Kriegs-Zeit iſt.

J. P. F. Richter30

Ich habe dir doch das einmal für dich beſtimte Blat wieder bei-
gelegt.

[Beilage]

Geſicht geſehen und dein lebendiges Wort gehört: dan*) [gestrichen:
möchteſt du von dannen gehen, obwohl du jezt nun mein Lezter biſt,35

*) Verzeih’ das unhöfliche Ausſtreichen.
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[273/0285] 31 Jenn. Ich bin heute nicht recht zufrieden mit meinem geſtrigen Ungeſtüm, worein ich immer gerathe, wenn ich mich von einer Hize in die andere, von Büchern in Briefe hineinſchreibe. Perthes ſol dir meinen Brief über meine jezige Arbeit ſchicken, die etwas beſſers wird als mir das 5 Volk zutrauet. Ich wolte, er verlegte ſie, weil ich gern mit einem Buchhändler zuſammenkomme, gegen welchen ich als der Verkäufer ſo dum und unbeſorgt ſein darf als mir wohlthut — was bei deinem Freunde der Fal ſein würde. Beantworte mir ja den vorigen Brief mit und ſag’ ein Wort über 10 Schoppe. Den 9ten Nov. gaben der Himmel und meine Frau mir einen köſtlichen Jungen, Namens Maximilian oder in Proſa Max. Meine Emma wird von Malern beſucht; aber von keinem Arzte, ſo ſchön und geſund iſt ſie. Soviel Einſamkeit ich auch jezt durch Verwöhnung — 15 denn ſonſt ſchrieb ich das Kampanerthal ꝛc. in einer Koch- und Kauf- ſtube — um mich haben mus: ſo bleibt doch meine Schreib- und Denk- ſtube der Tanzplaz der Kleinen ſo lange ſie wacht. An einem Kinde iſt alles ſchön und heilig, ſogar der Egoiſmus. In meinen äſthetiſchen Abhandlungen komm’ ich oft an oder in das 20 heilige Land, wo deine Seele wohnt; und du wirſt in ihnen überhaupt auf weniger abentheuerliche Thiere und Bildungen ſtoſſen als in meinen andern Werken. [305] Vergieb die Kahlheit dieſes Briefes; nim ihn für ein Poſtſkript des vorigen. Da du nach deiner Weiſe jezt die 2 zu 1 Antwort erfoder- 25 lichen Briefe von mir bekommen haſt: ſo wirſt du mir dieſen Secunda Wechſel hoffentlich mit deiner Antwort honorieren. — Ich grüſſe deine Herzens- und Lebens-Schweſtern. Es gehe Euch allen beſſer als die Jahrs- und Kriegs-Zeit iſt. J. P. F. Richter 30 Ich habe dir doch das einmal für dich beſtimte Blat wieder bei- gelegt. Geſicht geſehen und dein lebendiges Wort gehört: dan *) [gestrichen: möchteſt du von dannen gehen, obwohl du jezt nun mein Lezter biſt, 35 *) Verzeih’ das unhöfliche Ausſtreichen. 18 Jean Paul Briefe. IV.

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:08:29Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:08:29Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960, S. 273. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe04_1960/285>, abgerufen am 24.11.2024.