Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960.mit Zimmerchen, -- obwohl nicht hinter einander -- wäre so recht. *) Unrichtig bleibts indeß immer, nach Sicht (statt a dato) einen Tag zu setzen,
auch nach des Bankdirektor Wagners Spruche. Allerdings gestand mir Cotta35 Schuldlosigkeit zu, da er mir nach dem Verluste des Wechsels noch eben so viel schuldig zu sein rechnete als vor der Abgabe desselben. mit Zimmerchen, — obwohl nicht hinter einander — wäre ſo recht. *) Unrichtig bleibts indeß immer, nach Sicht (ſtatt a dato) einen Tag zu ſetzen,
auch nach des Bankdirektor Wagners Spruche. Allerdings geſtand mir Cotta35 Schuldloſigkeit zu, da er mir nach dem Verluſte des Wechſels noch eben ſo viel ſchuldig zu ſein rechnete als vor der Abgabe deſſelben. <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0309" n="297"/> mit Zimmerchen, — obwohl nicht hinter einander — wäre ſo recht.<lb/> Ich glaub’ aber nicht, daß ers jetzt vermiethet. So ſehr viele Zimmer<lb/> brauch’ ich nicht; denn in Bayreuth hab’ ich nur Taggäſte zu logieren.<lb/> — Herzlich erfreuet mich <hi rendition="#aq">Thieriots</hi> Ankunft im July; er ſoll Spaß<lb/> hören und leiden. Wenn er nur bleibt bis ich komme, da er ſonſt ſelten<lb n="5"/> an einem Orte länger verharrt als 1 Monat oder ſo, nämlich als<lb/> Gaſt! Vielleicht kommt er ſpäter und erſt den 2 July. — Ich danke<lb/> Otto für ſeine ſchnelle Belehrung, der ich Folge geleiſtet. Die Un-<lb/> richtigkeiten in meinem <hi rendition="#g">erſten</hi> Briefe waren Folgen des vergeßnen<lb/> und damals noch unſichtbaren Wechſels<note place="foot" n="*)">Unrichtig bleibts indeß immer, nach Sicht (ſtatt <hi rendition="#aq">a dato</hi>) einen Tag zu ſetzen,<lb/> auch nach des Bankdirektor Wagners Spruche. Allerdings geſtand mir <hi rendition="#aq">Cotta</hi><lb n="35"/> Schuldloſigkeit zu, da er mir <hi rendition="#g">nach</hi> dem Verluſte des Wechſels noch eben ſo viel<lb/> ſchuldig zu ſein rechnete als <hi rendition="#g">vor</hi> der Abgabe deſſelben.</note> und des Weißmachens von<note place="right"><ref target="1922_Bd4_330">[330]</ref></note><lb n="10"/> <hi rendition="#aq">Holzapfel,</hi> der am Jammer ſchuld iſt; denn er wollte den Wechſel<lb/> 8 Tage eher holen laſſen. — Daß ich keinen Spitzbuben-Fuhrmann<lb/> für die Fäſſer auftrieb, ungeachtet alles fremden Verſprechens und<lb/> eignen Schickens, ſehen Sie ja daraus, daß ich auch keinen für das<lb/> Bier auffand — — Aber bin ich nur einmal in <hi rendition="#aq">Bayreuth:</hi> ſo ſoll ein<lb n="15"/> ganz anderes Mäßigkeits-Syſtem anfangen. Himmel, wie werd’<lb/> ich trinken, und doch mäßig! — Ich hatte auf meiner letzten Reiſe<lb/> weniger Götterluſt als ich mir verſprochen; die Lebens-Poeſie vor der<lb/> Ehe blüht zwar in der Ehe noch auf dem Papiere nach und vielleicht<lb/> reicher und wahrer, aber ins Leben, wenigſtens ins Reiſen iſt ſie<lb n="20"/> ſchwer mehr zu treiben. In Italien vielleicht könnt’ ich noch außer mir<lb/> kommen — und doch zöge mich Familien-Sehnſucht wieder zu ſehr. —<lb/> Warum iſt mir denn meine gute <hi rendition="#aq">Brüningk</hi> geſtorben? Sie und die<lb/> Jüdin <hi rendition="#aq">Gad</hi> (die <hi rendition="#aq">Domeier</hi>) waren unter meinen Freundinnen die red-<lb/> lichſten und uneigennützigſten; dann kommt die <hi rendition="#aq">Kalb;</hi> ſpät die andern.<lb n="25"/> — Ich arbeite jetzt wie ein Vieh, nämlich in ſofern der arme Körper<lb/> doch auch mit an meiner Aeſthetik helfen und ſchreiben muß, indem er<lb/> dabei ſeine Schreibfinger und ſeinen Hintern und ſelber ſeinen Schlund<lb/> hergeben muß, ſogar ſeine Paar Füſſe, um den Geiſt jeden Morgen<lb/> auf den Adamiberg zu tragen, wo ſolcher tief ſinnt und ausarbeitet<lb n="30"/> und den Leib als einen gemeinen Lakaien, unter ſeinen höhern Be-<lb/> geiſterungen zum Bier oder Weine fortgehen läſſet. Ich fürchte Ende<lb/> Monats einigen und durch den ganzen künftigen vielen Regen. —<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [297/0309]
mit Zimmerchen, — obwohl nicht hinter einander — wäre ſo recht.
Ich glaub’ aber nicht, daß ers jetzt vermiethet. So ſehr viele Zimmer
brauch’ ich nicht; denn in Bayreuth hab’ ich nur Taggäſte zu logieren.
— Herzlich erfreuet mich Thieriots Ankunft im July; er ſoll Spaß
hören und leiden. Wenn er nur bleibt bis ich komme, da er ſonſt ſelten 5
an einem Orte länger verharrt als 1 Monat oder ſo, nämlich als
Gaſt! Vielleicht kommt er ſpäter und erſt den 2 July. — Ich danke
Otto für ſeine ſchnelle Belehrung, der ich Folge geleiſtet. Die Un-
richtigkeiten in meinem erſten Briefe waren Folgen des vergeßnen
und damals noch unſichtbaren Wechſels *) und des Weißmachens von 10
Holzapfel, der am Jammer ſchuld iſt; denn er wollte den Wechſel
8 Tage eher holen laſſen. — Daß ich keinen Spitzbuben-Fuhrmann
für die Fäſſer auftrieb, ungeachtet alles fremden Verſprechens und
eignen Schickens, ſehen Sie ja daraus, daß ich auch keinen für das
Bier auffand — — Aber bin ich nur einmal in Bayreuth: ſo ſoll ein 15
ganz anderes Mäßigkeits-Syſtem anfangen. Himmel, wie werd’
ich trinken, und doch mäßig! — Ich hatte auf meiner letzten Reiſe
weniger Götterluſt als ich mir verſprochen; die Lebens-Poeſie vor der
Ehe blüht zwar in der Ehe noch auf dem Papiere nach und vielleicht
reicher und wahrer, aber ins Leben, wenigſtens ins Reiſen iſt ſie 20
ſchwer mehr zu treiben. In Italien vielleicht könnt’ ich noch außer mir
kommen — und doch zöge mich Familien-Sehnſucht wieder zu ſehr. —
Warum iſt mir denn meine gute Brüningk geſtorben? Sie und die
Jüdin Gad (die Domeier) waren unter meinen Freundinnen die red-
lichſten und uneigennützigſten; dann kommt die Kalb; ſpät die andern. 25
— Ich arbeite jetzt wie ein Vieh, nämlich in ſofern der arme Körper
doch auch mit an meiner Aeſthetik helfen und ſchreiben muß, indem er
dabei ſeine Schreibfinger und ſeinen Hintern und ſelber ſeinen Schlund
hergeben muß, ſogar ſeine Paar Füſſe, um den Geiſt jeden Morgen
auf den Adamiberg zu tragen, wo ſolcher tief ſinnt und ausarbeitet 30
und den Leib als einen gemeinen Lakaien, unter ſeinen höhern Be-
geiſterungen zum Bier oder Weine fortgehen läſſet. Ich fürchte Ende
Monats einigen und durch den ganzen künftigen vielen Regen. —
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*) Unrichtig bleibts indeß immer, nach Sicht (ſtatt a dato) einen Tag zu ſetzen,
auch nach des Bankdirektor Wagners Spruche. Allerdings geſtand mir Cotta 35
Schuldloſigkeit zu, da er mir nach dem Verluſte des Wechſels noch eben ſo viel
ſchuldig zu ſein rechnete als vor der Abgabe deſſelben.
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Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:08:29Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:08:29Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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