Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960.dir und dem Vater recht sehr für diese schöne Rotunda, in die ihr mich [32] 47. An Karoline Mayer. [Berlin, Weihnachten 1800]10Ich schwimme ja in deinen Gaben. Warlich du übertäubst mich 48. An Christian Otto. Berlin d. 10 Dec. 1800.Jezt geht meine Noth an, nämlich der lange Brief. Zuerst von dir und dem Vater recht ſehr für dieſe ſchöne Rotunda, in die ihr mich [32] 47. An Karoline Mayer. [Berlin, Weihnachten 1800]10Ich ſchwimme ja in deinen Gaben. Warlich du übertäubſt mich 48. An Chriſtian Otto. Berlin d. 10 Dec. 1800.Jezt geht meine Noth an, nämlich der lange Brief. Zuerſt von <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0034" n="28"/> dir und dem Vater recht ſehr für dieſe ſchöne Rotunda, in die ihr mich<lb/> geſezt habt; und es geſchah wahrſcheinlich mehr der Schönheit als<lb/> des (ſanften) Winters wegen. — Geſtern gab ich der <hi rendition="#aq">Klenke</hi> ſchon zu<lb/> ſehr mein Wort für das Diner bei der Gräfin — auch die <hi rendition="#aq">Bernhard</hi><lb/> iſt da — als daß ichs zu meinem Vortheil brechen dürfte. Abends<lb n="5"/> aber komm’ ich mit meinem braunen <hi rendition="#aq">Soir</hi> (warum <hi rendition="#aq">Matin?</hi>) und wil<lb/> an dem geliebten Herzen meiner Karoline einmal recht ſeelig ſein.<lb/><hi rendition="#aq">Adio,</hi> meine Geliebteſte! Heute komm ich früh unter dein ſchönes Auge.</p> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head><note place="left"><ref target="1922_Bd4_32">[32]</ref></note> 47. An <hi rendition="#g">Karoline Mayer.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right">[Berlin, Weihnachten 1800]</hi> </dateline> <lb n="10"/> <p>Ich ſchwimme ja in deinen Gaben. Warlich du übertäubſt mich<lb/> durch deine Ströme. Ich kan dir nicht ſagen, wie mich deine <hi rendition="#g">dichte-<lb/> riſch</hi>-blühende Weſte — da ich <hi rendition="#g">allein</hi> dieſes <hi rendition="#g">Kleider Mittel</hi>ſtük<lb/> an mir liebe — bezaubert hat. Die neue Ober Weſte zieh ich heute,<lb/> aber als einen Ornat an, der Handſchuhe verlangt — auch die neue<lb n="15"/> Unterweſte; die alte gehört <hi rendition="#g">ſo</hi> nicht in deine Hände. — Entzogen hat<lb/> mich niemand dir; das verſucht man nicht einmal; ſondern es war ja<lb/><hi rendition="#g">unſer</hi> Doppel-Kontrakt, den Abend ſtat des Mittags zu nehmen.<lb/> Habe tauſendmal Dank, du Überflieſſende! Ich gab dir noch ſo wenig,<lb/> oft hält der Man das Fodern für Geben. <hi rendition="#aq">Adio carissima</hi>! Du<lb n="20"/> Arbeitſame, zu ſehr Fleiſſige für deinen Paul.</p> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>48. An <hi rendition="#g">Chriſtian Otto.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Berlin d. 10 Dec.</hi> 1800.</hi> </dateline><lb/> <p>Jezt geht meine Noth an, nämlich der lange Brief. Zuerſt von<lb/> meiner <hi rendition="#aq">Caroline.</hi> Ihr Vater — ein philoſophiſch-kantiſch-ofner Kopf,<lb n="25"/> der mir beſſere Aufſäze vorlieſet als <hi rendition="#aq">Herold</hi> verſteht, ein äuſſerſt<lb/> moraliſcher und weicher liebender Man — erzog ſeine 4 Töchter (die<lb/> älteſte 〈1<hi rendition="#sup">te</hi>〉 hat Hofrath <hi rendition="#aq">Spazier,</hi> die 3<hi rendition="#sup">te</hi> bei der Mutter lebende<lb/> heirathet jezt <hi rendition="#aq">Mahlman</hi>) weil er ſich von ſeiner Frau geſchieden, mit<lb/> der doch (auf ſeine Erlaubnis) die Kinder in Liebe leben, lieſet abends<lb n="30"/> mit ihnen <hi rendition="#aq">Rousseau</hi> ꝛc. und gab ihnen — beſonders durch den leben-<lb/> d[igen] Kieſewetter — eine philoſophiſche Glätte. Oft wenn Tochter<lb/> und Vater Nachts ſo innig Abſchied nehmen von ſich: thut mir mein<lb/> künftiger Ris zwiſchen beiden weh.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [28/0034]
dir und dem Vater recht ſehr für dieſe ſchöne Rotunda, in die ihr mich
geſezt habt; und es geſchah wahrſcheinlich mehr der Schönheit als
des (ſanften) Winters wegen. — Geſtern gab ich der Klenke ſchon zu
ſehr mein Wort für das Diner bei der Gräfin — auch die Bernhard
iſt da — als daß ichs zu meinem Vortheil brechen dürfte. Abends 5
aber komm’ ich mit meinem braunen Soir (warum Matin?) und wil
an dem geliebten Herzen meiner Karoline einmal recht ſeelig ſein.
Adio, meine Geliebteſte! Heute komm ich früh unter dein ſchönes Auge.
47. An Karoline Mayer.
[Berlin, Weihnachten 1800] 10
Ich ſchwimme ja in deinen Gaben. Warlich du übertäubſt mich
durch deine Ströme. Ich kan dir nicht ſagen, wie mich deine dichte-
riſch-blühende Weſte — da ich allein dieſes Kleider Mittelſtük
an mir liebe — bezaubert hat. Die neue Ober Weſte zieh ich heute,
aber als einen Ornat an, der Handſchuhe verlangt — auch die neue 15
Unterweſte; die alte gehört ſo nicht in deine Hände. — Entzogen hat
mich niemand dir; das verſucht man nicht einmal; ſondern es war ja
unſer Doppel-Kontrakt, den Abend ſtat des Mittags zu nehmen.
Habe tauſendmal Dank, du Überflieſſende! Ich gab dir noch ſo wenig,
oft hält der Man das Fodern für Geben. Adio carissima! Du 20
Arbeitſame, zu ſehr Fleiſſige für deinen Paul.
48. An Chriſtian Otto.
Berlin d. 10 Dec. 1800.
Jezt geht meine Noth an, nämlich der lange Brief. Zuerſt von
meiner Caroline. Ihr Vater — ein philoſophiſch-kantiſch-ofner Kopf, 25
der mir beſſere Aufſäze vorlieſet als Herold verſteht, ein äuſſerſt
moraliſcher und weicher liebender Man — erzog ſeine 4 Töchter (die
älteſte 〈1te〉 hat Hofrath Spazier, die 3te bei der Mutter lebende
heirathet jezt Mahlman) weil er ſich von ſeiner Frau geſchieden, mit
der doch (auf ſeine Erlaubnis) die Kinder in Liebe leben, lieſet abends 30
mit ihnen Rousseau ꝛc. und gab ihnen — beſonders durch den leben-
d[igen] Kieſewetter — eine philoſophiſche Glätte. Oft wenn Tochter
und Vater Nachts ſo innig Abſchied nehmen von ſich: thut mir mein
künftiger Ris zwiſchen beiden weh.
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Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:08:29Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:08:29Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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