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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960.

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dir und dem Vater recht sehr für diese schöne Rotunda, in die ihr mich
gesezt habt; und es geschah wahrscheinlich mehr der Schönheit als
des (sanften) Winters wegen. -- Gestern gab ich der Klenke schon zu
sehr mein Wort für das Diner bei der Gräfin -- auch die Bernhard
ist da -- als daß ichs zu meinem Vortheil brechen dürfte. Abends5
aber komm' ich mit meinem braunen Soir (warum Matin?) und wil
an dem geliebten Herzen meiner Karoline einmal recht seelig sein.
Adio, meine Geliebteste! Heute komm ich früh unter dein schönes Auge.

[32] 47. An Karoline Mayer.
10

Ich schwimme ja in deinen Gaben. Warlich du übertäubst mich
durch deine Ströme. Ich kan dir nicht sagen, wie mich deine dichte-
risch
-blühende Weste -- da ich allein dieses Kleider Mittelstük
an mir liebe -- bezaubert hat. Die neue Ober Weste zieh ich heute,
aber als einen Ornat an, der Handschuhe verlangt -- auch die neue15
Unterweste; die alte gehört so nicht in deine Hände. -- Entzogen hat
mich niemand dir; das versucht man nicht einmal; sondern es war ja
unser Doppel-Kontrakt, den Abend stat des Mittags zu nehmen.
Habe tausendmal Dank, du Überfliessende! Ich gab dir noch so wenig,
oft hält der Man das Fodern für Geben. Adio carissima! Du20
Arbeitsame, zu sehr Fleissige für deinen Paul.

48. An Christian Otto.

Jezt geht meine Noth an, nämlich der lange Brief. Zuerst von
meiner Caroline. Ihr Vater -- ein philosophisch-kantisch-ofner Kopf,25
der mir bessere Aufsäze vorlieset als Herold versteht, ein äusserst
moralischer und weicher liebender Man -- erzog seine 4 Töchter (die
älteste 1te hat Hofrath Spazier, die 3te bei der Mutter lebende
heirathet jezt Mahlman) weil er sich von seiner Frau geschieden, mit
der doch (auf seine Erlaubnis) die Kinder in Liebe leben, lieset abends30
mit ihnen Rousseau etc. und gab ihnen -- besonders durch den leben-
d[igen] Kiesewetter -- eine philosophische Glätte. Oft wenn Tochter
und Vater Nachts so innig Abschied nehmen von sich: thut mir mein
künftiger Ris zwischen beiden weh.

dir und dem Vater recht ſehr für dieſe ſchöne Rotunda, in die ihr mich
geſezt habt; und es geſchah wahrſcheinlich mehr der Schönheit als
des (ſanften) Winters wegen. — Geſtern gab ich der Klenke ſchon zu
ſehr mein Wort für das Diner bei der Gräfin — auch die Bernhard
iſt da — als daß ichs zu meinem Vortheil brechen dürfte. Abends5
aber komm’ ich mit meinem braunen Soir (warum Matin?) und wil
an dem geliebten Herzen meiner Karoline einmal recht ſeelig ſein.
Adio, meine Geliebteſte! Heute komm ich früh unter dein ſchönes Auge.

[32] 47. An Karoline Mayer.
10

Ich ſchwimme ja in deinen Gaben. Warlich du übertäubſt mich
durch deine Ströme. Ich kan dir nicht ſagen, wie mich deine dichte-
riſch
-blühende Weſte — da ich allein dieſes Kleider Mittelſtük
an mir liebe — bezaubert hat. Die neue Ober Weſte zieh ich heute,
aber als einen Ornat an, der Handſchuhe verlangt — auch die neue15
Unterweſte; die alte gehört ſo nicht in deine Hände. — Entzogen hat
mich niemand dir; das verſucht man nicht einmal; ſondern es war ja
unſer Doppel-Kontrakt, den Abend ſtat des Mittags zu nehmen.
Habe tauſendmal Dank, du Überflieſſende! Ich gab dir noch ſo wenig,
oft hält der Man das Fodern für Geben. Adio carissima! Du20
Arbeitſame, zu ſehr Fleiſſige für deinen Paul.

48. An Chriſtian Otto.

Jezt geht meine Noth an, nämlich der lange Brief. Zuerſt von
meiner Caroline. Ihr Vater — ein philoſophiſch-kantiſch-ofner Kopf,25
der mir beſſere Aufſäze vorlieſet als Herold verſteht, ein äuſſerſt
moraliſcher und weicher liebender Man — erzog ſeine 4 Töchter (die
älteſte 〈1te〉 hat Hofrath Spazier, die 3te bei der Mutter lebende
heirathet jezt Mahlman) weil er ſich von ſeiner Frau geſchieden, mit
der doch (auf ſeine Erlaubnis) die Kinder in Liebe leben, lieſet abends30
mit ihnen Rousseau ꝛc. und gab ihnen — beſonders durch den leben-
d[igen] Kieſewetter — eine philoſophiſche Glätte. Oft wenn Tochter
und Vater Nachts ſo innig Abſchied nehmen von ſich: thut mir mein
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[28/0034] dir und dem Vater recht ſehr für dieſe ſchöne Rotunda, in die ihr mich geſezt habt; und es geſchah wahrſcheinlich mehr der Schönheit als des (ſanften) Winters wegen. — Geſtern gab ich der Klenke ſchon zu ſehr mein Wort für das Diner bei der Gräfin — auch die Bernhard iſt da — als daß ichs zu meinem Vortheil brechen dürfte. Abends 5 aber komm’ ich mit meinem braunen Soir (warum Matin?) und wil an dem geliebten Herzen meiner Karoline einmal recht ſeelig ſein. Adio, meine Geliebteſte! Heute komm ich früh unter dein ſchönes Auge. 47. An Karoline Mayer. [Berlin, Weihnachten 1800] 10 Ich ſchwimme ja in deinen Gaben. Warlich du übertäubſt mich durch deine Ströme. Ich kan dir nicht ſagen, wie mich deine dichte- riſch-blühende Weſte — da ich allein dieſes Kleider Mittelſtük an mir liebe — bezaubert hat. Die neue Ober Weſte zieh ich heute, aber als einen Ornat an, der Handſchuhe verlangt — auch die neue 15 Unterweſte; die alte gehört ſo nicht in deine Hände. — Entzogen hat mich niemand dir; das verſucht man nicht einmal; ſondern es war ja unſer Doppel-Kontrakt, den Abend ſtat des Mittags zu nehmen. Habe tauſendmal Dank, du Überflieſſende! Ich gab dir noch ſo wenig, oft hält der Man das Fodern für Geben. Adio carissima! Du 20 Arbeitſame, zu ſehr Fleiſſige für deinen Paul. 48. An Chriſtian Otto. Berlin d. 10 Dec. 1800. Jezt geht meine Noth an, nämlich der lange Brief. Zuerſt von meiner Caroline. Ihr Vater — ein philoſophiſch-kantiſch-ofner Kopf, 25 der mir beſſere Aufſäze vorlieſet als Herold verſteht, ein äuſſerſt moraliſcher und weicher liebender Man — erzog ſeine 4 Töchter (die älteſte 〈1te〉 hat Hofrath Spazier, die 3te bei der Mutter lebende heirathet jezt Mahlman) weil er ſich von ſeiner Frau geſchieden, mit der doch (auf ſeine Erlaubnis) die Kinder in Liebe leben, lieſet abends 30 mit ihnen Rousseau ꝛc. und gab ihnen — beſonders durch den leben- d[igen] Kieſewetter — eine philoſophiſche Glätte. Oft wenn Tochter und Vater Nachts ſo innig Abſchied nehmen von ſich: thut mir mein künftiger Ris zwiſchen beiden weh.

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:08:29Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:08:29Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe04_1960/34>, abgerufen am 21.11.2024.