Thue mir einen Geschäfts-Gefallen, lieber Bruder. Nämlich lasse dir nach beiliegender Anweisung, auf die du die Oblate drücken kannst, 9 Ld. in Golde für mich auszahlen; und gib dir dann die5 zweite Mühe, 15 rtl. davon in Silber an Frommann aus Jena, durch den ich sie dem armen Kanne geben lassen, zurück zu zahlen. Der Rest mag bei dir liegen bleiben, da ich ohnehin in Leipzig zu- weilen kleine Zahlungen zu thun habe. Möge dieß dein unan- genehmstes Meßgeschäfte sein! Mein Dank und meine Bitte und10 mein Wunsch sollen es dafür halten.
Caroline wollte oder will heute ein Blatt an dich einschlagen; ich zweifle aber, da ich immer meine Briefe eine Stunde vor der Postzeit aufgebe und sie gern bei deren Abschluß.
Hab' ich nur einmal mein Pädagogium aus- und fertig gemauert:15 so sollst du für die elegante Zeitung öfter Aufsätzchen haben. Ich habe schon wieder 2 im Kopfe, wovon einer gegen die Möbel-Manie anläuft.
Ich hoffe, Thieriot war bei dir; es ist ein rechtes derbes Stück -- Geist. Schneid' es nur an. --20
Da meine Kinder keine andern Krankheiten haben als die der ganzen Umwelt; und da sie folglich immer alle 3 auf einmal sich aufs Krankenlager betten: so haben sie es dieses mal auch gethan, obwol kurz und leicht; denn 2 heilten sich selber, ohne sich etwas anderes zu verschreiben als ein Paar Tage Geduld.25
Lebe recht wol, lieber Alter! Mache doch recht viele Lieder. Deine Verskunst hat einen eignen Zauber für mich, indeß den meisten neuern Gedichten entweder jene oder die Romantik fehlt. Mache auch einmal wieder Herodes-Spaß. --
Richter30
*215. An Ernst Wagner.
Bayreuth d. 2 Mai 1806
An Meiningen denk' ich hier öfter als sonst in Meiningen selber. Ihr letzter Brief über Ihre Krankheit hat mich um so mehr ge- schmerzt, da ich mir jetzt Ihre freiere Laufbahn aus dem adelichen35 Burgverließ in die Kabinets- und Bücherwelt hinaus wie unter
214. An Mahlmann.
Bayreuth d. 29 Apr. 1806
Thue mir einen Geſchäfts-Gefallen, lieber Bruder. Nämlich laſſe dir nach beiliegender Anweiſung, auf die du die Oblate drücken kannſt, 9 Ld. in Golde für mich auszahlen; und gib dir dann die5 zweite Mühe, 15 rtl. davon in Silber an Frommann aus Jena, durch den ich ſie dem armen Kanne geben laſſen, zurück zu zahlen. Der Reſt mag bei dir liegen bleiben, da ich ohnehin in Leipzig zu- weilen kleine Zahlungen zu thun habe. Möge dieß dein unan- genehmſtes Meßgeſchäfte ſein! Mein Dank und meine Bitte und10 mein Wunſch ſollen es dafür halten.
Caroline wollte oder will heute ein Blatt an dich einſchlagen; ich zweifle aber, da ich immer meine Briefe eine Stunde vor der Poſtzeit aufgebe und ſie gern bei deren Abſchluß.
Hab’ ich nur einmal mein Pädagogium aus- und fertig gemauert:15 ſo ſollſt du für die elegante Zeitung öfter Aufſätzchen haben. Ich habe ſchon wieder 2 im Kopfe, wovon einer gegen die Möbel-Manie anläuft.
Ich hoffe, Thieriot war bei dir; es iſt ein rechtes derbes Stück — Geiſt. Schneid’ es nur an. —20
Da meine Kinder keine andern Krankheiten haben als die der ganzen Umwelt; und da ſie folglich immer alle 3 auf einmal ſich aufs Krankenlager betten: ſo haben ſie es dieſes mal auch gethan, obwol kurz und leicht; denn 2 heilten ſich ſelber, ohne ſich etwas anderes zu verſchreiben als ein Paar Tage Geduld.25
Lebe recht wol, lieber Alter! Mache doch recht viele Lieder. Deine Verskunſt hat einen eignen Zauber für mich, indeß den meiſten neuern Gedichten entweder jene oder die Romantik fehlt. Mache auch einmal wieder Herodes-Spaß. —
Richter30
*215. An Ernſt Wagner.
Bayreuth d. 2 Mai 1806
An Meiningen denk’ ich hier öfter als ſonſt in Meiningen ſelber. Ihr letzter Brief über Ihre Krankheit hat mich um ſo mehr ge- ſchmerzt, da ich mir jetzt Ihre freiere Laufbahn aus dem adelichen35 Burgverließ in die Kabinets- und Bücherwelt hinaus wie unter
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214. An Mahlmann.
Bayreuth d. 29 Apr. 1806
Thue mir einen Geſchäfts-Gefallen, lieber Bruder. Nämlich
laſſe dir nach beiliegender Anweiſung, auf die du die Oblate drücken
kannſt, 9 Ld. in Golde für mich auszahlen; und gib dir dann die 5
zweite Mühe, 15 rtl. davon in Silber an Frommann aus Jena,
durch den ich ſie dem armen Kanne geben laſſen, zurück zu zahlen.
Der Reſt mag bei dir liegen bleiben, da ich ohnehin in Leipzig zu-
weilen kleine Zahlungen zu thun habe. Möge dieß dein unan-
genehmſtes Meßgeſchäfte ſein! Mein Dank und meine Bitte und 10
mein Wunſch ſollen es dafür halten.
Caroline wollte oder will heute ein Blatt an dich einſchlagen;
ich zweifle aber, da ich immer meine Briefe eine Stunde vor der
Poſtzeit aufgebe und ſie gern bei deren Abſchluß.
Hab’ ich nur einmal mein Pädagogium aus- und fertig gemauert: 15
ſo ſollſt du für die elegante Zeitung öfter Aufſätzchen haben. Ich habe
ſchon wieder 2 im Kopfe, wovon einer gegen die Möbel-Manie
anläuft.
Ich hoffe, Thieriot war bei dir; es iſt ein rechtes derbes Stück —
Geiſt. Schneid’ es nur an. — 20
Da meine Kinder keine andern Krankheiten haben als die der
ganzen Umwelt; und da ſie folglich immer alle 3 auf einmal ſich aufs
Krankenlager betten: ſo haben ſie es dieſes mal auch gethan, obwol
kurz und leicht; denn 2 heilten ſich ſelber, ohne ſich etwas anderes zu
verſchreiben als ein Paar Tage Geduld. 25
Lebe recht wol, lieber Alter! Mache doch recht viele Lieder. Deine
Verskunſt hat einen eignen Zauber für mich, indeß den meiſten
neuern Gedichten entweder jene oder die Romantik fehlt. Mache
auch einmal wieder Herodes-Spaß. —
Richter 30
*215. An Ernſt Wagner.
Bayreuth d. 2 Mai 1806
An Meiningen denk’ ich hier öfter als ſonſt in Meiningen ſelber.
Ihr letzter Brief über Ihre Krankheit hat mich um ſo mehr ge-
ſchmerzt, da ich mir jetzt Ihre freiere Laufbahn aus dem adelichen 35
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:13:57Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:13:57Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe05_1961/104>, abgerufen am 16.02.2025.
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