Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961.daß mir unter dem Gebären nichts gefiel, sondern erst jetzt alles. Nur Wissen Sie denn, wie ich immer stärker an die Zwei glaube? Mein nächstes Werk heißt: Predigten*) und Predigtentwürfe. *) Tauf-, Trau-, Leichenreden -- Predigt-Entwürfe, z. B. einer Leichen- predigt auf einen noch lebenden Hund, dessen Hütte ich in der literarischen, poli-35 tischen etc. Welt oft genug schwarz oder roth gesehen. **) ????? etc. so viele Jahre, so viele Fragzeichen.
daß mir unter dem Gebären nichts gefiel, ſondern erſt jetzt alles. Nur Wiſſen Sie denn, wie ich immer ſtärker an die Zwei glaube? Mein nächſtes Werk heißt: Predigten*) und Predigtentwürfe. *) Tauf-, Trau-, Leichenreden — Predigt-Entwürfe, z. B. einer Leichen- predigt auf einen noch lebenden Hund, deſſen Hütte ich in der literariſchen, poli-35 tiſchen ꝛc. Welt oft genug ſchwarz oder roth geſehen. **) ????? ꝛc. ſo viele Jahre, ſo viele Fragzeichen.
<TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0127" n="112"/> daß mir unter dem Gebären nichts gefiel, ſondern erſt jetzt alles. Nur<lb/> aber 60 Fehler ausgenommen, nämlich Druckfehler, welche der<lb/> ſperrende Krieg durchaus in Bayreuth feſthielt. Ich meine, ich<lb/> konnte kein Erraten-Verzeichnis nach Braunſchweig bringen, um es<lb/> beibrochieren zu laſſen. Dieß leitete mich auf die frohe Idee — und<lb n="5"/> ſo gebiert mir immer ein Werk ein Werkchen, z. B. die Aeſthetik —,<lb/> die <hi rendition="#aq">Corrigenda</hi> beſonders zu geben, ſie noch mit denen der Flegeljahre<lb/> zu bereichern und alles in Kapitel zu ordnen und dem Filialwerkchen<lb/> eine (jetzt ſchon abgeſchriebene) Scherzvorrede von 24 Seiten (die<lb/> <die Vorrede> Sie über die Levana ſtellen) mitten unter den Vor-<lb n="10"/> beitönen der Franzoſen anzuhängen. Es iſt viel Einkleidung in der<lb/> Vorrede. (Der Titel iſt: Ergänzungsblatt der ꝛc.) Ganz am Ende<lb/> werd’ ich noch zuſetzen (mich freuet das bloße Vorausdenken): „Die<lb/> Druckfehler, welche wegen der Entfernung des Verfaſſers vom<lb/> Druckorte ſich in die Druckfehler ſollten eingeſchlichen haben, bittet<lb n="15"/> man den geneigten Leſer zu <hi rendition="#g">überſehen</hi> und zu <hi rendition="#g">verbeſſern.</hi>“</p><lb/> <p>Wiſſen Sie denn, wie ich immer ſtärker an die Zwei glaube?<lb/> z. B. Freiheitsbüchlein, Ergänzungsblatt. So iſt z. B. der jetzige<lb/> Krieg das Ancora des vorigen; da aber die Ruſſen ſchon ihrem An-<lb/> cora erlegen ſind: ſo iſt jetzt die Drei ihre Hoffnung des <hi rendition="#aq">dri Madera.</hi> —<lb n="20"/> </p> <p>Mein nächſtes Werk heißt: Predigten<note place="foot" n="*)">Tauf-, Trau-, Leichenreden — Predigt-Entwürfe, z. B. einer Leichen-<lb/> predigt auf einen noch lebenden Hund, deſſen Hütte ich in der literariſchen, poli-<lb n="35"/> tiſchen ꝛc. Welt oft genug ſchwarz oder roth geſehen.</note> und Predigtentwürfe.<lb/> Ich kann niemanden einen Begriff davon geben, ohne Papier und<lb/> Zeit aufzuopfern. Es ſind viele All-Räume darin. Überhaupt find’<lb/> ich immer mehr, daß ich meine Exzerpten nicht ſo wachſend benutze,<lb/> als ſie wachſend — wachſen, hätt’ ich beinahe geſagt — anlaufen.<lb n="25"/> Himmel, worauf könnt’ ich nicht anſpielen, wenn ich mich umſehe<lb/> nach meinen Papieren rechts! Warum bleib’ ich mager und das<lb/> Fett ſteht neben meinem Kanapee im Bücherbret? — Eva grüß<lb/> ich innigſt und ſie ſoll ſo gut ſein und Sie ſo lieben, daß Sie welt-<lb/> klüger werden und noch weit mehrere feine Lebens-Fühlhörner aus-<lb n="30"/> ſtrecken lernen als Sie ſchon zu haben hoffen. Ich wollte, ſie ſagte<lb/> jeden Abend zu Ihnen: ſein Sie bei ſich! — Oder: kann man dümmer<lb/> ſein <ſind Sie geſcheut???<note place="foot" n="**)">????? ꝛc. ſo viele Jahre, ſo viele Fragzeichen.</note> —> — Oder: Sie ſind nicht zu ändern<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [112/0127]
daß mir unter dem Gebären nichts gefiel, ſondern erſt jetzt alles. Nur
aber 60 Fehler ausgenommen, nämlich Druckfehler, welche der
ſperrende Krieg durchaus in Bayreuth feſthielt. Ich meine, ich
konnte kein Erraten-Verzeichnis nach Braunſchweig bringen, um es
beibrochieren zu laſſen. Dieß leitete mich auf die frohe Idee — und 5
ſo gebiert mir immer ein Werk ein Werkchen, z. B. die Aeſthetik —,
die Corrigenda beſonders zu geben, ſie noch mit denen der Flegeljahre
zu bereichern und alles in Kapitel zu ordnen und dem Filialwerkchen
eine (jetzt ſchon abgeſchriebene) Scherzvorrede von 24 Seiten (die
<die Vorrede> Sie über die Levana ſtellen) mitten unter den Vor- 10
beitönen der Franzoſen anzuhängen. Es iſt viel Einkleidung in der
Vorrede. (Der Titel iſt: Ergänzungsblatt der ꝛc.) Ganz am Ende
werd’ ich noch zuſetzen (mich freuet das bloße Vorausdenken): „Die
Druckfehler, welche wegen der Entfernung des Verfaſſers vom
Druckorte ſich in die Druckfehler ſollten eingeſchlichen haben, bittet 15
man den geneigten Leſer zu überſehen und zu verbeſſern.“
Wiſſen Sie denn, wie ich immer ſtärker an die Zwei glaube?
z. B. Freiheitsbüchlein, Ergänzungsblatt. So iſt z. B. der jetzige
Krieg das Ancora des vorigen; da aber die Ruſſen ſchon ihrem An-
cora erlegen ſind: ſo iſt jetzt die Drei ihre Hoffnung des dri Madera. — 20
Mein nächſtes Werk heißt: Predigten *) und Predigtentwürfe.
Ich kann niemanden einen Begriff davon geben, ohne Papier und
Zeit aufzuopfern. Es ſind viele All-Räume darin. Überhaupt find’
ich immer mehr, daß ich meine Exzerpten nicht ſo wachſend benutze,
als ſie wachſend — wachſen, hätt’ ich beinahe geſagt — anlaufen. 25
Himmel, worauf könnt’ ich nicht anſpielen, wenn ich mich umſehe
nach meinen Papieren rechts! Warum bleib’ ich mager und das
Fett ſteht neben meinem Kanapee im Bücherbret? — Eva grüß
ich innigſt und ſie ſoll ſo gut ſein und Sie ſo lieben, daß Sie welt-
klüger werden und noch weit mehrere feine Lebens-Fühlhörner aus- 30
ſtrecken lernen als Sie ſchon zu haben hoffen. Ich wollte, ſie ſagte
jeden Abend zu Ihnen: ſein Sie bei ſich! — Oder: kann man dümmer
ſein <ſind Sie geſcheut??? **) —> — Oder: Sie ſind nicht zu ändern
*) Tauf-, Trau-, Leichenreden — Predigt-Entwürfe, z. B. einer Leichen-
predigt auf einen noch lebenden Hund, deſſen Hütte ich in der literariſchen, poli- 35
tiſchen ꝛc. Welt oft genug ſchwarz oder roth geſehen.
**) ????? ꝛc. ſo viele Jahre, ſo viele Fragzeichen.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:13:57Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:13:57Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |