Mein edler Mensch! Wie soll ich Ihnen genug meinen Dank sagen, nicht blos über die Menge -- womit Sie von Jahr zu Jahr mehr sündigen um zu erfreuen -- sondern über die Wahl, womit Sie5 mir fast aus allen Lieblings Blüten mein Wiegen-Eden zusammen setzen. Nichts berauschet mich süsser und ätherischer als an einem sol- chen Tage in die Blumen künftiger Monate mich gleichsam einzuhül- len. Habe Dank, schönes Herz und sei doch so glücklich als du machst.
333. An Emanuel.10
[Bayreuth, 22. März 1807]
Guten Tag, Lieber! Sie werden mir heute den Brief von Renate[?] wieder zeigen, damit ich weiß, was sonst darin steht. -- Ich esse bei Schuckmann und trinke bei mir und fahre bei Ihnen mit diesem fort.
334. An Emanuel.15
[Bayreuth, 29. März 1807. Ostersonntag]
Guten Morgen und gute Feiertage! Warum muß die Gute backen und leiden und schenken? Wiewol eines das andere mildert. Ihr Schmerz im engen Hof und in allen Engen um sie herum, würde ein grosser werden. Mög' er meine andern Freunde verschonen, wenig-20 stens meinen besten, Bester!
335. An Jacobi.
Bayreuth d. 28 Dec. 1806.
Du und Fürsten allein können es machen, daß ich auf einem ganzen Bogen anfange, diese, weil ich ihnen Platz lassen, du, weil ich selber25 einen haben will, um mit dir ein Wort -- obwol blos auf meinem Kanapee, worauf ich, Kinder und Hund und Kanarienvogel ihren gei- stigen Gehalt auslassen -- zu reden. -- Ich bin in Bayreuth geblieben -- und mein Muth war nicht der Mühe werth; denn es war nichts zu bekämpfen; leicht wie eine Gewitterwolke voll Abendsonne zog30 die Schlagwolke des Kriegs über das Land hin und traf erst fern von uns; als Aurora wird sie, hoff' ich, umkehren und heim ziehen.
332. An Emanuel.
[Bayreuth, 21. März 1807]
Mein edler Menſch! Wie ſoll ich Ihnen genug meinen Dank ſagen, nicht blos über die Menge — womit Sie von Jahr zu Jahr mehr ſündigen um zu erfreuen — ſondern über die Wahl, womit Sie5 mir faſt aus allen Lieblings Blüten mein Wiegen-Eden zuſammen ſetzen. Nichts berauſchet mich ſüſſer und ätheriſcher als an einem ſol- chen Tage in die Blumen künftiger Monate mich gleichſam einzuhül- len. Habe Dank, ſchönes Herz und ſei doch ſo glücklich als du machſt.
333. An Emanuel.10
[Bayreuth, 22. März 1807]
Guten Tag, Lieber! Sie werden mir heute den Brief von Renate[?] wieder zeigen, damit ich weiß, was ſonſt darin ſteht. — Ich eſſe bei Schuckmann und trinke bei mir und fahre bei Ihnen mit dieſem fort.
334. An Emanuel.15
[Bayreuth, 29. März 1807. Oſterſonntag]
Guten Morgen und gute Feiertage! Warum muß die Gute backen und leiden und ſchenken? Wiewol eines das andere mildert. Ihr Schmerz im engen Hof und in allen Engen um ſie herum, würde ein groſſer werden. Mög’ er meine andern Freunde verſchonen, wenig-20 ſtens meinen beſten, Beſter!
335. An Jacobi.
Bayreuth d. 28 Dec. 1806.
Du und Fürſten allein können es machen, daß ich auf einem ganzen Bogen anfange, dieſe, weil ich ihnen Platz laſſen, du, weil ich ſelber25 einen haben will, um mit dir ein Wort — obwol blos auf meinem Kanapee, worauf ich, Kinder und Hund und Kanarienvogel ihren gei- ſtigen Gehalt auslaſſen — zu reden. — Ich bin in Bayreuth geblieben — und mein Muth war nicht der Mühe werth; denn es war nichts zu bekämpfen; leicht wie eine Gewitterwolke voll Abendſonne zog30 die Schlagwolke des Kriegs über das Land hin und traf erſt fern von uns; als Aurora wird ſie, hoff’ ich, umkehren und heim ziehen.
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332. An Emanuel.
[Bayreuth, 21. März 1807]
Mein edler Menſch! Wie ſoll ich Ihnen genug meinen Dank
ſagen, nicht blos über die Menge — womit Sie von Jahr zu Jahr
mehr ſündigen um zu erfreuen — ſondern über die Wahl, womit Sie 5
mir faſt aus allen Lieblings Blüten mein Wiegen-Eden zuſammen
ſetzen. Nichts berauſchet mich ſüſſer und ätheriſcher als an einem ſol-
chen Tage in die Blumen künftiger Monate mich gleichſam einzuhül-
len. Habe Dank, ſchönes Herz und ſei doch ſo glücklich als du machſt.
333. An Emanuel. 10
[Bayreuth, 22. März 1807]
Guten Tag, Lieber! Sie werden mir heute den Brief von Renate[?]
wieder zeigen, damit ich weiß, was ſonſt darin ſteht. — Ich eſſe bei
Schuckmann und trinke bei mir und fahre bei Ihnen mit dieſem fort.
334. An Emanuel. 15
[Bayreuth, 29. März 1807. Oſterſonntag]
Guten Morgen und gute Feiertage! Warum muß die Gute backen
und leiden und ſchenken? Wiewol eines das andere mildert. Ihr
Schmerz im engen Hof und in allen Engen um ſie herum, würde ein
groſſer werden. Mög’ er meine andern Freunde verſchonen, wenig- 20
ſtens meinen beſten, Beſter!
335. An Jacobi.
Bayreuth d. 28 Dec. 1806.
Du und Fürſten allein können es machen, daß ich auf einem ganzen
Bogen anfange, dieſe, weil ich ihnen Platz laſſen, du, weil ich ſelber 25
einen haben will, um mit dir ein Wort — obwol blos auf meinem
Kanapee, worauf ich, Kinder und Hund und Kanarienvogel ihren gei-
ſtigen Gehalt auslaſſen — zu reden. — Ich bin in Bayreuth geblieben
— und mein Muth war nicht der Mühe werth; denn es war nichts
zu bekämpfen; leicht wie eine Gewitterwolke voll Abendſonne zog 30
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:13:57Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:13:57Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe05_1961/152>, abgerufen am 17.02.2025.
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