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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961.

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Schmerzen; denn mein Laudanum Sydenh. (für dessen Rath dem
D. Jahn ewiger Dank in meiner künftigen Selbst-Lebensbeschrei-
bung gesagt werden soll) langt ungleich der preussischen Macht, allzeit
früher an als die Übermacht.

Mein Junge ist ein Ries'chen; die Kleinste, Odilia, eine Fee;5
alles ist gesund bis zur Mutter hinauf. Meine drei Kinder waren
Mitarbeiter an der Levana, über welche ich Ihr und Heims Urtheil
zu haben wünschte. Apropos! In Zschokke's Mißellen steht ein
Urtheil darüber von einem E ..., der mich, meine Frau und die vor-
treffliche Heim kennen will. Fragen Sie diese doch, wer unter ihren10
E-Bekannten ein Hofmeister gewesen; denn dieser scheint er mir zu
sein, oder gewesen zu sein.

Unsere unvergeßliche Heim hat im Frühling einen köstlichen
Brief voll Herz und Kraft und Schmuck an meine Frau geschrieben;
es fehlte wenig, so antwortete ich sonst brummendes Unthier ihr15
selber und verkehrte mich in ein Schoßthierchen. Ich wollte, ich
könnte ihr jetzt die Hand drücken und ihrem alten Schelling dazu.
Flammte neuer Krieg von der östreichischen Gränze herüber: so
zög' ich vielleicht mit Familie und Bier wieder nach Meiningen, vor
der Hand und vor der Faust.20

Noch in diesem Jahre kommt in München bei Scherer ein
lustiges Büchlein von mir mit sehr ernsten Noten heraus: Des
Feldpredigers Attila Schmelzle Reise nach Flätz; sammt der Beichte
des Teufels bei einem Staatsmanne (welche letzte von der Zensur
des Morgenblattes nicht angenommen worden). Der Feldprediger25
-- ein ewig laufender Hase oder Jude -- erzählt seine Flucht-Reise,
um zu beweisen, daß er eine überkühne englische Dogge, wenn nicht
das englische Wappen selber sei. Viele mußten darüber lachen, die
es gelesen, z. B. ich.

Grüßen Sie mir jetzt meine Menschen: Zwei hab' ich schon ge-30
nannt; dann meinen prächtigen Reiter und Autor Heim, dann beide
Schwendler, den langen Regierungsrath Donnop, Panzerbieter
und Jahn. Leben Sie froh und ahmen Sie mich nicht nach in mei-
nem verruchten Schweigen, sondern schreiben Sie, sobald Sie ge-
lesen.35

J. P. F. Richter

Schmerzen; denn mein Laudanum Sydenh. (für deſſen Rath dem
D. Jahn ewiger Dank in meiner künftigen Selbſt-Lebensbeſchrei-
bung geſagt werden ſoll) langt ungleich der preuſſiſchen Macht, allzeit
früher an als die Übermacht.

Mein Junge iſt ein Rieſ’chen; die Kleinſte, Odilia, eine Fee;5
alles iſt geſund bis zur Mutter hinauf. Meine drei Kinder waren
Mitarbeiter an der Levana, über welche ich Ihr und Heims Urtheil
zu haben wünſchte. Apropos! In Zſchokke’s Miſzellen ſteht ein
Urtheil darüber von einem E ..., der mich, meine Frau und die vor-
treffliche Heim kennen will. Fragen Sie dieſe doch, wer unter ihren10
E-Bekannten ein Hofmeiſter geweſen; denn dieſer ſcheint er mir zu
ſein, oder geweſen zu ſein.

Unſere unvergeßliche Heim hat im Frühling einen köſtlichen
Brief voll Herz und Kraft und Schmuck an meine Frau geſchrieben;
es fehlte wenig, ſo antwortete ich ſonſt brummendes Unthier ihr15
ſelber und verkehrte mich in ein Schoßthierchen. Ich wollte, ich
könnte ihr jetzt die Hand drücken und ihrem alten Schelling dazu.
Flammte neuer Krieg von der öſtreichiſchen Gränze herüber: ſo
zög’ ich vielleicht mit Familie und Bier wieder nach Meiningen, vor
der Hand und vor der Fauſt.20

Noch in dieſem Jahre kommt in München bei Scherer ein
luſtiges Büchlein von mir mit ſehr ernſten Noten heraus: Des
Feldpredigers Attila Schmelzle Reiſe nach Flätz; ſammt der Beichte
des Teufels bei einem Staatsmanne (welche letzte von der Zenſur
des Morgenblattes nicht angenommen worden). Der Feldprediger25
— ein ewig laufender Haſe oder Jude — erzählt ſeine Flucht-Reiſe,
um zu beweiſen, daß er eine überkühne engliſche Dogge, wenn nicht
das engliſche Wappen ſelber ſei. Viele mußten darüber lachen, die
es geleſen, z. B. ich.

Grüßen Sie mir jetzt meine Menſchen: Zwei hab’ ich ſchon ge-30
nannt; dann meinen prächtigen Reiter und Autor Heim, dann beide
Schwendler, den langen Regierungsrath Donnop, Panzerbieter
und Jahn. Leben Sie froh und ahmen Sie mich nicht nach in mei-
nem verruchten Schweigen, ſondern ſchreiben Sie, ſobald Sie ge-
leſen.35

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[170/0185] Schmerzen; denn mein Laudanum Sydenh. (für deſſen Rath dem D. Jahn ewiger Dank in meiner künftigen Selbſt-Lebensbeſchrei- bung geſagt werden ſoll) langt ungleich der preuſſiſchen Macht, allzeit früher an als die Übermacht. Mein Junge iſt ein Rieſ’chen; die Kleinſte, Odilia, eine Fee; 5 alles iſt geſund bis zur Mutter hinauf. Meine drei Kinder waren Mitarbeiter an der Levana, über welche ich Ihr und Heims Urtheil zu haben wünſchte. Apropos! In Zſchokke’s Miſzellen ſteht ein Urtheil darüber von einem E ..., der mich, meine Frau und die vor- treffliche Heim kennen will. Fragen Sie dieſe doch, wer unter ihren 10 E-Bekannten ein Hofmeiſter geweſen; denn dieſer ſcheint er mir zu ſein, oder geweſen zu ſein. Unſere unvergeßliche Heim hat im Frühling einen köſtlichen Brief voll Herz und Kraft und Schmuck an meine Frau geſchrieben; es fehlte wenig, ſo antwortete ich ſonſt brummendes Unthier ihr 15 ſelber und verkehrte mich in ein Schoßthierchen. Ich wollte, ich könnte ihr jetzt die Hand drücken und ihrem alten Schelling dazu. Flammte neuer Krieg von der öſtreichiſchen Gränze herüber: ſo zög’ ich vielleicht mit Familie und Bier wieder nach Meiningen, vor der Hand und vor der Fauſt. 20 Noch in dieſem Jahre kommt in München bei Scherer ein luſtiges Büchlein von mir mit ſehr ernſten Noten heraus: Des Feldpredigers Attila Schmelzle Reiſe nach Flätz; ſammt der Beichte des Teufels bei einem Staatsmanne (welche letzte von der Zenſur des Morgenblattes nicht angenommen worden). Der Feldprediger 25 — ein ewig laufender Haſe oder Jude — erzählt ſeine Flucht-Reiſe, um zu beweiſen, daß er eine überkühne engliſche Dogge, wenn nicht das engliſche Wappen ſelber ſei. Viele mußten darüber lachen, die es geleſen, z. B. ich. Grüßen Sie mir jetzt meine Menſchen: Zwei hab’ ich ſchon ge- 30 nannt; dann meinen prächtigen Reiter und Autor Heim, dann beide Schwendler, den langen Regierungsrath Donnop, Panzerbieter und Jahn. Leben Sie froh und ahmen Sie mich nicht nach in mei- nem verruchten Schweigen, ſondern ſchreiben Sie, ſobald Sie ge- leſen. 35 J. P. F. Richter

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:13:57Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:13:57Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe05_1961/185>, abgerufen am 23.11.2024.