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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961.

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444. An Emanuel.

Guten Morgen, Alter! Hier haben Sie Thieriots Brief, wo ich
hinter Abwegen des Scherzes den Ernst zu verstecken suchte. Und
hier haben Sie noch ein zweites größeres Morgenblatt, um das ich5
Sie morgen früh wieder bitte.

445. An Emanuel.

Guten Morgen, Emanuel! Hier werb' ich Sie wieder zu meinem
Leser an und schick' Ihnen einen Aufsatz, der vielleicht für Ihre10
Gefühle spricht. Ich bitte Sie ihn Vormittags auf die Post zu
senden und mir Nachmittags das Porto zu berechnen. Evens Reden
in Quart hab' ich erst gestern gelesen und also wider Willen eine
Unwahrheit an Th[ieriot] geschrieben. --

So weit hatt' ich geschrieben, als Loew kam. Vielleicht paßt mein15
poetischer Ernst mehr zu Ihrem. --

446. An Cotta.

Alles, was über die Gegenwart gesagt wird, trift diese eben amschönsten.20

447. An Professor Marheineke in Heidelberg.

Wol, ich nehme Ihren schönen Antrag an und will künftig die
kritischen Zergliederungs- und Zeidel-Messer an bessere und schlechtere
Werke ansetzen als an meine. Bisjetzt lehnt' ich alle Vokazionen für25
solche Richterstühle, die oft selber nur verdeckte Armesünderstühle
sind, aus Achtung der schweren Pflicht von mir ab. Die schärfste
Gerechtigkeit gegen das Buch und die heiligste Schonung und
Pflege für den Verfasser sind nicht so leicht zu verbinden. Die Kritik
kann leichter Meisterwerke zurückhalten als veranlassen. Denken Sie30
daran, was uns einige Rezensionen z. B. gegen Leisewitz gestohlen
haben. Selber ein Jahrzehend lange gelobte Autoren z. B. Hippel,
Herder
ermatten für die Zukunft bei Über-Tadel; wie leicht ver-
welken vollends an einem erst vorkeimenden Talente die Herzblätter

444. An Emanuel.

Guten Morgen, Alter! Hier haben Sie Thieriots Brief, wo ich
hinter Abwegen des Scherzes den Ernſt zu verſtecken ſuchte. Und
hier haben Sie noch ein zweites größeres Morgenblatt, um das ich5
Sie morgen früh wieder bitte.

445. An Emanuel.

Guten Morgen, Emanuel! Hier werb’ ich Sie wieder zu meinem
Leſer an und ſchick’ Ihnen einen Aufſatz, der vielleicht für Ihre10
Gefühle ſpricht. Ich bitte Sie ihn Vormittags auf die Poſt zu
ſenden und mir Nachmittags das Porto zu berechnen. Evens Reden
in Quart hab’ ich erſt geſtern geleſen und alſo wider Willen eine
Unwahrheit an Th[ieriot] geſchrieben. —

So weit hatt’ ich geſchrieben, als Loew kam. Vielleicht paßt mein15
poetiſcher Ernſt mehr zu Ihrem. —

446. An Cotta.

Alles, was über die Gegenwart geſagt wird, trift dieſe eben amſchönſten.20

447. An Profeſſor Marheineke in Heidelberg.

Wol, ich nehme Ihren ſchönen Antrag an und will künftig die
kritiſchen Zergliederungs- und Zeidel-Meſſer an beſſere und ſchlechtere
Werke anſetzen als an meine. Bisjetzt lehnt’ ich alle Vokazionen für25
ſolche Richterſtühle, die oft ſelber nur verdeckte Armeſünderſtühle
ſind, aus Achtung der ſchweren Pflicht von mir ab. Die ſchärfſte
Gerechtigkeit gegen das Buch und die heiligſte Schonung und
Pflege für den Verfaſſer ſind nicht ſo leicht zu verbinden. Die Kritik
kann leichter Meiſterwerke zurückhalten als veranlaſſen. Denken Sie30
daran, was uns einige Rezenſionen z. B. gegen Leiſewitz geſtohlen
haben. Selber ein Jahrzehend lange gelobte Autoren z. B. Hippel,
Herder
ermatten für die Zukunft bei Über-Tadel; wie leicht ver-
welken vollends an einem erſt vorkeimenden Talente die Herzblätter

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[186/0201] 444. An Emanuel. [Bayreuth, 13. Dez. 1807] Guten Morgen, Alter! Hier haben Sie Thieriots Brief, wo ich hinter Abwegen des Scherzes den Ernſt zu verſtecken ſuchte. Und hier haben Sie noch ein zweites größeres Morgenblatt, um das ich 5 Sie morgen früh wieder bitte. 445. An Emanuel. [Bayreuth, 14. Dez. 1807] Guten Morgen, Emanuel! Hier werb’ ich Sie wieder zu meinem Leſer an und ſchick’ Ihnen einen Aufſatz, der vielleicht für Ihre 10 Gefühle ſpricht. Ich bitte Sie ihn Vormittags auf die Poſt zu ſenden und mir Nachmittags das Porto zu berechnen. Evens Reden in Quart hab’ ich erſt geſtern geleſen und alſo wider Willen eine Unwahrheit an Th[ieriot] geſchrieben. — So weit hatt’ ich geſchrieben, als Loew kam. Vielleicht paßt mein 15 poetiſcher Ernſt mehr zu Ihrem. — 446. An Cotta. [Kopie][Bayreuth, 14. Dez. 1807] Alles, was über die Gegenwart geſagt wird, trift dieſe eben amſchönſten. 20 447. An Profeſſor Marheineke in Heidelberg. Bayreuth d. 15. Dec. 1807 Wol, ich nehme Ihren ſchönen Antrag an und will künftig die kritiſchen Zergliederungs- und Zeidel-Meſſer an beſſere und ſchlechtere Werke anſetzen als an meine. Bisjetzt lehnt’ ich alle Vokazionen für 25 ſolche Richterſtühle, die oft ſelber nur verdeckte Armeſünderſtühle ſind, aus Achtung der ſchweren Pflicht von mir ab. Die ſchärfſte Gerechtigkeit gegen das Buch und die heiligſte Schonung und Pflege für den Verfaſſer ſind nicht ſo leicht zu verbinden. Die Kritik kann leichter Meiſterwerke zurückhalten als veranlaſſen. Denken Sie 30 daran, was uns einige Rezenſionen z. B. gegen Leiſewitz geſtohlen haben. Selber ein Jahrzehend lange gelobte Autoren z. B. Hippel, Herder ermatten für die Zukunft bei Über-Tadel; wie leicht ver- welken vollends an einem erſt vorkeimenden Talente die Herzblätter

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:13:57Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:13:57Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe05_1961/201>, abgerufen am 27.11.2024.