Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961.

Bild:
<< vorherige Seite

465. An Emanuel.

Guten Morgen, Lieber! Möge mein Brief nicht zu spät ankom-
men. Sie verzeihen mir schon die Kürze, Rechter!

466. An Wilhelmine von Kehler in Glatz.5

Worte sind keine Blicke -- und darum nimmt die Entfernung so
viel.

467. An Emanuel.
10

Guter Emanuel! Da ich jetzt in so fern wieder bei Cassa bin,
daß ich jede Minute 100, 200, 300 rtl. von der Cottaischen be-
ziehen kann: so bitt' ich Sie bis zur Rückkehr Ihres H. Bruders --
Sie müßten denn selber meine Anweisung zu 150 rtl. pr. gebrauchen
können -- mir 20 rtl. pr. zu leihen. Todtschinder will Geld für15
seine Waren in seinem heutigen Billet. Das Tramplerische Bier
bekommt mir unerwartet -- für mich und Todtschinder -- gut.

Meine C[aroline] hat mir Ihre Nachqualen erzählt, mit welchen
wahrscheinlich Ihr Religionsvolk die tiefern Qualen übertäuben
will. Aber so innig auch ich Ihre kindliche und religiöse Bequemung20
verehre: so setz' ich doch dazu: die Seele, hinter welcher es geschieht,
steht über noch höhern Vorurtheilen als die jüdischen sind, und ist
weder Jüdin, noch Christin und sieht das treue Herz des Sohnes
offen und treu, wenn es auch keine Thräne vergi[e]ßt, geschweige
kein Übriges nachthut.25

N. S. Morgen früh werd' ich das Geld holen lassen, -- sogar die
Repetieruhr -- sobald Sie bejahen.

468. An Emanuel.

Guten Morgen, Guter! Mög' ich Sie durch meine Bitte in keine30
Verlegenheit Ihrer Gebräuche gesetzt haben! -- Bald werd' ....
(so weit hatt' ich geschrieben, als Ihr blütenreines Blatt ankam)
ich zu Ihnen kommen. Nur dann läßt sich über unsern Gegenstand

13 Jean Paul Briefe. V.

465. An Emanuel.

Guten Morgen, Lieber! Möge mein Brief nicht zu ſpät ankom-
men. Sie verzeihen mir ſchon die Kürze, Rechter!

466. An Wilhelmine von Kehler in Glatz.5

Worte ſind keine Blicke — und darum nimmt die Entfernung ſo
viel.

467. An Emanuel.
10

Guter Emanuel! Da ich jetzt in ſo fern wieder bei Cassa bin,
daß ich jede Minute 100, 200, 300 rtl. von der Cottaischen be-
ziehen kann: ſo bitt’ ich Sie bis zur Rückkehr Ihres H. Bruders —
Sie müßten denn ſelber meine Anweiſung zu 150 rtl. pr. gebrauchen
können — mir 20 rtl. pr. zu leihen. Todtschinder will Geld für15
ſeine Waren in ſeinem heutigen Billet. Das Tramplerische Bier
bekommt mir unerwartet — für mich und Todtschinder — gut.

Meine C[aroline] hat mir Ihre Nachqualen erzählt, mit welchen
wahrſcheinlich Ihr Religionsvolk die tiefern Qualen übertäuben
will. Aber ſo innig auch ich Ihre kindliche und religiöſe Bequemung20
verehre: ſo ſetz’ ich doch dazu: die Seele, hinter welcher es geſchieht,
ſteht über noch höhern Vorurtheilen als die jüdiſchen ſind, und iſt
weder Jüdin, noch Chriſtin und ſieht das treue Herz des Sohnes
offen und treu, wenn es auch keine Thräne vergi[e]ßt, geſchweige
kein Übriges nachthut.25

N. S. Morgen früh werd’ ich das Geld holen laſſen, — ſogar die
Repetieruhr — ſobald Sie bejahen.

468. An Emanuel.

Guten Morgen, Guter! Mög’ ich Sie durch meine Bitte in keine30
Verlegenheit Ihrer Gebräuche geſetzt haben! — Bald werd’ ....
(ſo weit hatt’ ich geſchrieben, als Ihr blütenreines Blatt ankam)
ich zu Ihnen kommen. Nur dann läßt ſich über unſern Gegenſtand

13 Jean Paul Briefe. V.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0208" n="193"/><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>465. An <hi rendition="#g">Emanuel.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 18. Jan. 1808]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Guten Morgen, Lieber! Möge mein Brief nicht zu &#x017F;pät ankom-<lb/>
men. Sie verzeihen mir &#x017F;chon die Kürze, Rechter!</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>466. An <hi rendition="#g">Wilhelmine von Kehler in Glatz.</hi><lb n="5"/>
</head>
        <byline>[Kopie]</byline>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 18. (?) Jan. 1808]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Worte &#x017F;ind keine Blicke &#x2014; und darum nimmt die Entfernung &#x017F;o<lb/>
viel.</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>467. An <hi rendition="#g">Emanuel.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 22. Jan. 1808]</hi> </dateline>
        <lb n="10"/>
        <p>Guter <hi rendition="#aq">Emanuel!</hi> Da ich jetzt in &#x017F;o fern wieder bei <hi rendition="#aq">Cassa</hi> bin,<lb/>
daß ich jede Minute 100, 200, 300 rtl. von der <hi rendition="#aq">Cottaischen</hi> be-<lb/>
ziehen kann: &#x017F;o bitt&#x2019; ich Sie bis zur Rückkehr Ihres H. Bruders &#x2014;<lb/>
Sie müßten denn &#x017F;elber meine Anwei&#x017F;ung zu 150 rtl. pr. gebrauchen<lb/>
können &#x2014; mir 20 rtl. pr. zu leihen. <hi rendition="#aq">Todtschinder</hi> will Geld für<lb n="15"/>
&#x017F;eine Waren in &#x017F;einem heutigen Billet. Das <hi rendition="#aq">Tramplerische</hi> Bier<lb/>
bekommt mir unerwartet &#x2014; für mich und <hi rendition="#aq">Todtschinder</hi> &#x2014; gut.</p><lb/>
        <p>Meine <hi rendition="#aq">C[aroline]</hi> hat mir Ihre Nachqualen erzählt, mit welchen<lb/>
wahr&#x017F;cheinlich Ihr Religionsvolk die tiefern Qualen übertäuben<lb/>
will. Aber &#x017F;o innig auch ich Ihre kindliche und religiö&#x017F;e Bequemung<lb n="20"/>
verehre: &#x017F;o &#x017F;etz&#x2019; ich doch dazu: die Seele, hinter welcher es ge&#x017F;chieht,<lb/>
&#x017F;teht über noch höhern Vorurtheilen als die jüdi&#x017F;chen &#x017F;ind, und i&#x017F;t<lb/>
weder Jüdin, noch Chri&#x017F;tin und &#x017F;ieht das treue Herz des Sohnes<lb/>
offen und treu, wenn es auch keine Thräne vergi[e]ßt, ge&#x017F;chweige<lb/>
kein Übriges nachthut.<lb n="25"/>
</p>
        <p>N. S. Morgen früh werd&#x2019; ich das Geld holen la&#x017F;&#x017F;en, &#x2014; &#x017F;ogar die<lb/>
Repetieruhr &#x2014; &#x017F;obald Sie bejahen.</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>468. An <hi rendition="#g">Emanuel.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 23. Jan. 1808]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Guten Morgen, Guter! Mög&#x2019; ich Sie durch meine Bitte in keine<lb n="30"/>
Verlegenheit Ihrer Gebräuche ge&#x017F;etzt haben! &#x2014; Bald werd&#x2019; ....<lb/>
(&#x017F;o weit hatt&#x2019; ich ge&#x017F;chrieben, als Ihr blütenreines Blatt ankam)<lb/>
ich zu Ihnen kommen. Nur dann läßt &#x017F;ich über un&#x017F;ern Gegen&#x017F;tand<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">13 Jean Paul Briefe. <hi rendition="#aq">V.</hi></fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[193/0208] 465. An Emanuel. [Bayreuth, 18. Jan. 1808] Guten Morgen, Lieber! Möge mein Brief nicht zu ſpät ankom- men. Sie verzeihen mir ſchon die Kürze, Rechter! 466. An Wilhelmine von Kehler in Glatz. 5 [Kopie][Bayreuth, 18. (?) Jan. 1808] Worte ſind keine Blicke — und darum nimmt die Entfernung ſo viel. 467. An Emanuel. [Bayreuth, 22. Jan. 1808] 10 Guter Emanuel! Da ich jetzt in ſo fern wieder bei Cassa bin, daß ich jede Minute 100, 200, 300 rtl. von der Cottaischen be- ziehen kann: ſo bitt’ ich Sie bis zur Rückkehr Ihres H. Bruders — Sie müßten denn ſelber meine Anweiſung zu 150 rtl. pr. gebrauchen können — mir 20 rtl. pr. zu leihen. Todtschinder will Geld für 15 ſeine Waren in ſeinem heutigen Billet. Das Tramplerische Bier bekommt mir unerwartet — für mich und Todtschinder — gut. Meine C[aroline] hat mir Ihre Nachqualen erzählt, mit welchen wahrſcheinlich Ihr Religionsvolk die tiefern Qualen übertäuben will. Aber ſo innig auch ich Ihre kindliche und religiöſe Bequemung 20 verehre: ſo ſetz’ ich doch dazu: die Seele, hinter welcher es geſchieht, ſteht über noch höhern Vorurtheilen als die jüdiſchen ſind, und iſt weder Jüdin, noch Chriſtin und ſieht das treue Herz des Sohnes offen und treu, wenn es auch keine Thräne vergi[e]ßt, geſchweige kein Übriges nachthut. 25 N. S. Morgen früh werd’ ich das Geld holen laſſen, — ſogar die Repetieruhr — ſobald Sie bejahen. 468. An Emanuel. [Bayreuth, 23. Jan. 1808] Guten Morgen, Guter! Mög’ ich Sie durch meine Bitte in keine 30 Verlegenheit Ihrer Gebräuche geſetzt haben! — Bald werd’ .... (ſo weit hatt’ ich geſchrieben, als Ihr blütenreines Blatt ankam) ich zu Ihnen kommen. Nur dann läßt ſich über unſern Gegenſtand 13 Jean Paul Briefe. V.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:13:57Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:13:57Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe05_1961
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe05_1961/208
Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe05_1961/208>, abgerufen am 27.11.2024.