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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961.

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516. An Ludwig von Oertel in Regensburg.

Der Hagestolze kann nicht einmal sagen, ob er so alt ist als sein
ältestes Kind -- Ich wollte der Teufel holte mich und liesse mich inRegensburg gerade vor deiner Hausthür fallen.5

517. An Frau von Lochner in Regensburg.

ätherischer Tag -- ich nehme den Himmel unterwegs, nämlich
Ihre Wohnung an, nur aber unter gewissen Bedingungen, welche
Ihre Güte einschränken -- denn ists nicht schon genug, wenn ich10
die Freude habe, zwei Tage lange unsern ersten Meininger zu
wiederholen und Ihnen Dank sagen zu müssen? So bleib' es denn,
edle Freundin! Sie vergeben und ich liebe. Wäre nur immer beides
beisammen im Leben.

*518. An Ernst Wagner.15

Einige Entschuldigung meines Schweigens wird weiter unten
kommen. Am besten wär' ich freilich sogleich meiner ersten Be-
geisterung für Ihr Buch gefolgt, das Ihr bestes ist. Seine Lebens-
frische -- die Gluth der Szenen -- die Schärfe der Karaktere --20
besonders die seltne Kunst, weibliche Körper scharf zu malen -- ein
schonender Geschmack im Komischen etc., alle diese Schönheiten
wirken mächtig zusammen und besiegen den etwas lockern, seine
eigne Macht zu sehr zertheilenden Plan.

Über die Kunstschule aber bin ich weder Ihrer Hoffnung noch25
Meinung ganz. Was konnt' ich überhaupt im Morgenblatt sagen,
was nicht noch mehr Leser aus der Levana gewußt hätten? --
Präsident v. Wangenheim in Stuttgardt schrieb auf meine und Ihre
Veranlassung sogleich an den Etatsrath Joh. v. Müller in Kassel,
um anzuwerben. Nur fürcht' ich, die jetzige noch kriegsbedrohte30
Zeit nimmt keinen kräftigen Eindruck an; der erste aber ist der ent-
scheidende. Auch fehlt für die Deutschen kamerale Sicherheit und
benannte Autorität für ihre Gelder. Wo vollends deren genug her-
kommen sollen, um Genies -- als ob diese sogleich wollten -- und
Kunstwerke anzukaufen, begreif' ich nicht. -- Für Dichter ist Ihre35

14*
516. An Ludwig von Oertel in Regensburg.

Der Hageſtolze kann nicht einmal ſagen, ob er ſo alt iſt als ſein
älteſtes Kind — Ich wollte der Teufel holte mich und lieſſe mich inRegensburg gerade vor deiner Hausthür fallen.5

517. An Frau von Lochner in Regensburg.

ätheriſcher Tag — ich nehme den Himmel unterwegs, nämlich
Ihre Wohnung an, nur aber unter gewiſſen Bedingungen, welche
Ihre Güte einſchränken — denn iſts nicht ſchon genug, wenn ich10
die Freude habe, zwei Tage lange unſern erſten Meininger zu
wiederholen und Ihnen Dank ſagen zu müſſen? So bleib’ es denn,
edle Freundin! Sie vergeben und ich liebe. Wäre nur immer beides
beiſammen im Leben.

*518. An Ernſt Wagner.15

Einige Entſchuldigung meines Schweigens wird weiter unten
kommen. Am beſten wär’ ich freilich ſogleich meiner erſten Be-
geiſterung für Ihr Buch gefolgt, das Ihr beſtes iſt. Seine Lebens-
friſche — die Gluth der Szenen — die Schärfe der Karaktere —20
beſonders die ſeltne Kunſt, weibliche Körper ſcharf zu malen — ein
ſchonender Geſchmack im Komiſchen ꝛc., alle dieſe Schönheiten
wirken mächtig zuſammen und beſiegen den etwas lockern, ſeine
eigne Macht zu ſehr zertheilenden Plan.

Über die Kunſtſchule aber bin ich weder Ihrer Hoffnung noch25
Meinung ganz. Was konnt’ ich überhaupt im Morgenblatt ſagen,
was nicht noch mehr Leſer aus der Levana gewußt hätten? —
Präſident v. Wangenheim in Stuttgardt ſchrieb auf meine und Ihre
Veranlaſſung ſogleich an den Etatsrath Joh. v. Müller in Kaſſel,
um anzuwerben. Nur fürcht’ ich, die jetzige noch kriegsbedrohte30
Zeit nimmt keinen kräftigen Eindruck an; der erſte aber iſt der ent-
ſcheidende. Auch fehlt für die Deutſchen kamerale Sicherheit und
benannte Autorität für ihre Gelder. Wo vollends deren genug her-
kommen ſollen, um Genies — als ob dieſe ſogleich wollten — und
Kunſtwerke anzukaufen, begreif’ ich nicht. — Für Dichter iſt Ihre35

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[211/0227] 516. An Ludwig von Oertel in Regensburg. [Kopie][Bayreuth, 27. April 1808] Der Hageſtolze kann nicht einmal ſagen, ob er ſo alt iſt als ſein älteſtes Kind — Ich wollte der Teufel holte mich und lieſſe mich inRegensburg gerade vor deiner Hausthür fallen. 5 517. An Frau von Lochner in Regensburg. [Kopie][Bayreuth, 27. April 1808] ätheriſcher Tag — ich nehme den Himmel unterwegs, nämlich Ihre Wohnung an, nur aber unter gewiſſen Bedingungen, welche Ihre Güte einſchränken — denn iſts nicht ſchon genug, wenn ich 10 die Freude habe, zwei Tage lange unſern erſten Meininger zu wiederholen und Ihnen Dank ſagen zu müſſen? So bleib’ es denn, edle Freundin! Sie vergeben und ich liebe. Wäre nur immer beides beiſammen im Leben. *518. An Ernſt Wagner. 15 Bayreuth d. 28 Apr. 1808 Einige Entſchuldigung meines Schweigens wird weiter unten kommen. Am beſten wär’ ich freilich ſogleich meiner erſten Be- geiſterung für Ihr Buch gefolgt, das Ihr beſtes iſt. Seine Lebens- friſche — die Gluth der Szenen — die Schärfe der Karaktere — 20 beſonders die ſeltne Kunſt, weibliche Körper ſcharf zu malen — ein ſchonender Geſchmack im Komiſchen ꝛc., alle dieſe Schönheiten wirken mächtig zuſammen und beſiegen den etwas lockern, ſeine eigne Macht zu ſehr zertheilenden Plan. Über die Kunſtſchule aber bin ich weder Ihrer Hoffnung noch 25 Meinung ganz. Was konnt’ ich überhaupt im Morgenblatt ſagen, was nicht noch mehr Leſer aus der Levana gewußt hätten? — Präſident v. Wangenheim in Stuttgardt ſchrieb auf meine und Ihre Veranlaſſung ſogleich an den Etatsrath Joh. v. Müller in Kaſſel, um anzuwerben. Nur fürcht’ ich, die jetzige noch kriegsbedrohte 30 Zeit nimmt keinen kräftigen Eindruck an; der erſte aber iſt der ent- ſcheidende. Auch fehlt für die Deutſchen kamerale Sicherheit und benannte Autorität für ihre Gelder. Wo vollends deren genug her- kommen ſollen, um Genies — als ob dieſe ſogleich wollten — und Kunſtwerke anzukaufen, begreif’ ich nicht. — Für Dichter iſt Ihre 35 14*

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:13:57Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:13:57Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe05_1961/227>, abgerufen am 09.11.2024.