Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961.88. An Thieriot in Offenbach. Bayreuth d. 28 März 1805Hier die zurückmüßende Narkotik, die Sie aber für nichts sehr -- Jacobi geht diesen Frühling nach München als Akademiker; Emma und Max stehen auf einem Köfferchen neben meinem15 Jean Paul Friedrich Richter [von Karoline] Lieber guter Thieriot! Es geh' Ihnen gut! Noch leg' ich zum Zurückschicken bei: zwei Siegelvorschläge; "Hast du denn nicht geschrieben, daß ich gerade heute mit den25 Der anomalische Imperfekt-Imperativ von Nehmen heißt 89. An Charlotte von Kalb in Berlin. [Bayreuth, 30. März 1805][Vielleicht lockt Ihnen meine Aesthetik, worin Sie Ihr Ich 88. An Thieriot in Offenbach. Bayreuth d. 28 März 1805Hier die zurückmüßende Narkotik, die Sie aber für nichts ſehr — Jacobi geht dieſen Frühling nach München als Akademiker; Emma und Max ſtehen auf einem Köfferchen neben meinem15 Jean Paul Friedrich Richter [von Karoline] Lieber guter Thieriot! Es geh’ Ihnen gut! Noch leg’ ich zum Zurückſchicken bei: zwei Siegelvorſchläge; „Haſt du denn nicht geſchrieben, daß ich gerade heute mit den25 Der anomaliſche Imperfekt-Imperativ von Nehmen heißt 89. An Charlotte von Kalb in Berlin. [Bayreuth, 30. März 1805][Vielleicht lockt Ihnen meine Aeſthetik, worin Sie Ihr Ich <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0044" n="32"/><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>88. An <hi rendition="#g">Thieriot in Offenbach.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Bayreuth</hi> d. 28 März 1805</hi> </dateline><lb/> <p>Hier die zurückmüßende Narkotik, die Sie aber für nichts ſehr<lb/> halten müſſen, da ich ſie nach Spaziers Tode im erſten Schmerze<lb/> gemacht, im Schmerze darüber, daß ich ſie machen müſſen. — Das<lb n="5"/> Freiheitsbüchlein bringt Cotta der Welt und Ihnen, Weltſtäubchen,<lb/> zur Oſtermeſſe. — Schnee, Freund, regnet es jetzt vom aufgegangenen<lb/> Frühlingshimmel, und dieß heißt Deutſchland Lenz. Gott! wie<lb/> wohnen Sie! Ich wollte, Sie lüden mich feuriger ein und lichteten<lb/> vorher den Speſſart ſammt den Spitzbuben.<lb n="10"/> </p> <p>— Jacobi geht dieſen Frühling nach München als Akademiker;<lb/> folglich ſeh’ ich den einzigen Ungeſehenen noch, dem ich über der<lb/> Erde ins Auge ſchauen will. Hinter der Erde gibts freilich mehr<lb/> zu ſehen. —</p><lb/> <p>Emma und Max ſtehen auf einem Köfferchen neben meinem<lb n="15"/> Schreibtiſch und ſehen zu und ich nach — Hätt’ ich mehr Papier:<lb/> ſo käme mehr darauf. — Guter Bekannter, haben Sie keinen in<lb/> Frankfurt, der für Sie (und Sie für mich) 25 Glas- oder holländiſche<lb/> Federn <hi rendition="#aq">à</hi> 24 gr. kauft? Ich würde danken. — Mein Geburtstag iſt<lb/> vorbei und ründete mich zum 42ger. Leben Sie wol!<lb n="20"/> </p> <closer> <salute> <hi rendition="#right">Jean Paul Friedrich Richter</hi> </salute> </closer><lb/> <postscript> <p> <hi rendition="#smaller">[<hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">von Karoline</hi></hi>] Lieber guter Thieriot! Es geh’ Ihnen gut!</hi> </p><lb/> <p>Noch leg’ ich zum <hi rendition="#g">Zurück</hi>ſchicken bei: zwei Siegelvorſchläge;<lb/> die fünf Direktoren der hieſigen Harmonie erſuchten mich darum.</p><lb/> <p>„Haſt du denn nicht geſchrieben, daß ich gerade heute mit den<lb n="25"/> Kindern in ſeiner (geheitzten) Stube war?“ fragte meine Frau.<lb/> „Dieſe Lumperei?“ fragt’ ich und nichts darnach fragend.</p><lb/> <p>Der <hi rendition="#g">anomaliſche</hi> Imperfekt-Imperativ von Nehmen heißt<lb/> nicht <hi rendition="#g">nahme,</hi> ſondern <hi rendition="#g">nahm,</hi> ſo wie man ſagt gib, nicht gebe odergibe.<lb n="30"/> </p> </postscript> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>89. An <hi rendition="#g">Charlotte von Kalb in Berlin.</hi></head><lb/> <byline>[Kopie, z. T. Konzept]</byline> <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 30. März 1805]</hi> </dateline><lb/> <p>[Vielleicht lockt Ihnen meine Aeſthetik, worin Sie Ihr Ich<lb/> oft finden werden, noch einige Blätter für mich ab. —] <hi rendition="#aq">Bayreuth</hi><lb/> find’ ich eigentlich außer <hi rendition="#aq">Bayreuth,</hi> nämlich in [dem] Zauber-<lb n="35"/> </p> </div> </body> </text> </TEI> [32/0044]
88. An Thieriot in Offenbach.
Bayreuth d. 28 März 1805
Hier die zurückmüßende Narkotik, die Sie aber für nichts ſehr
halten müſſen, da ich ſie nach Spaziers Tode im erſten Schmerze
gemacht, im Schmerze darüber, daß ich ſie machen müſſen. — Das 5
Freiheitsbüchlein bringt Cotta der Welt und Ihnen, Weltſtäubchen,
zur Oſtermeſſe. — Schnee, Freund, regnet es jetzt vom aufgegangenen
Frühlingshimmel, und dieß heißt Deutſchland Lenz. Gott! wie
wohnen Sie! Ich wollte, Sie lüden mich feuriger ein und lichteten
vorher den Speſſart ſammt den Spitzbuben. 10
— Jacobi geht dieſen Frühling nach München als Akademiker;
folglich ſeh’ ich den einzigen Ungeſehenen noch, dem ich über der
Erde ins Auge ſchauen will. Hinter der Erde gibts freilich mehr
zu ſehen. —
Emma und Max ſtehen auf einem Köfferchen neben meinem 15
Schreibtiſch und ſehen zu und ich nach — Hätt’ ich mehr Papier:
ſo käme mehr darauf. — Guter Bekannter, haben Sie keinen in
Frankfurt, der für Sie (und Sie für mich) 25 Glas- oder holländiſche
Federn à 24 gr. kauft? Ich würde danken. — Mein Geburtstag iſt
vorbei und ründete mich zum 42ger. Leben Sie wol! 20
Jean Paul Friedrich Richter
[von Karoline] Lieber guter Thieriot! Es geh’ Ihnen gut!
Noch leg’ ich zum Zurückſchicken bei: zwei Siegelvorſchläge;
die fünf Direktoren der hieſigen Harmonie erſuchten mich darum.
„Haſt du denn nicht geſchrieben, daß ich gerade heute mit den 25
Kindern in ſeiner (geheitzten) Stube war?“ fragte meine Frau.
„Dieſe Lumperei?“ fragt’ ich und nichts darnach fragend.
Der anomaliſche Imperfekt-Imperativ von Nehmen heißt
nicht nahme, ſondern nahm, ſo wie man ſagt gib, nicht gebe odergibe. 30
89. An Charlotte von Kalb in Berlin.
[Kopie, z. T. Konzept][Bayreuth, 30. März 1805]
[Vielleicht lockt Ihnen meine Aeſthetik, worin Sie Ihr Ich
oft finden werden, noch einige Blätter für mich ab. —] Bayreuth
find’ ich eigentlich außer Bayreuth, nämlich in [dem] Zauber- 35
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Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:13:57Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:13:57Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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