Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961.
Der Krieg, die wehende Flamme desselben, das nähere Herein- Riepel (es war aber ein neueres Werk über das Rezitativ) nahm Im achten Bande der Straußfedern stehen schöne Lustigkeiten Ich kann in den hiesigen Konzerten nichts beurtheilen als die25 Im nordischen Merkur steht ein langer Aufsatz von mir über Meine drei Kinder würden Sie zwar nicht zum Narren machen --
Der Krieg, die wehende Flamme deſſelben, das nähere Herein- Riepel (es war aber ein neueres Werk über das Rezitativ) nahm Im achten Bande der Straußfedern ſtehen ſchöne Luſtigkeiten Ich kann in den hieſigen Konzerten nichts beurtheilen als die25 Im nordiſchen Merkur ſteht ein langer Aufſatz von mir über Meine drei Kinder würden Sie zwar nicht zum Narren machen — <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0089" n="74"/><lb/> wie ſonſt, ſondern es ſoll, ſtreb’ ich, motiviert und erhöhet werden.<lb/> Vielleicht kann ich wenigſtens ſo fortfahren:</p><lb/> <p>Der Krieg, die wehende Flamme deſſelben, das nähere Herein-<lb/> ſchlagen derſelben, könnten mich — als Kinder-, nicht als Bücher-<lb/> Vater — wol weiter jagen, wenn ich eher daran glaubte, als ich<lb n="5"/> die erſte Kanone höre. Übrigens iſt in und außer mir eine dumme<lb/> tonloſe Zeit; ſogar das Wetter gehört dazu und meine Schreiberei.<lb/> Ich ſeufze nach Scherzen. Alles liegt ſchon da zu einem rein ko-<lb/> miſchen Pantheon, worin reine Spaß-Myſterien und <hi rendition="#aq">Autos</hi> ge-<lb/> feiert werden ſollen, ſobald ich nur aufhöre, ſo verdammt ernſt und<lb n="10"/> wichtig und belehrend um mich zu blicken als ich ſeit Semeſtern<lb/> thun muß. — Mein viertes Flegeljahr wollen Kenner hoch über die<lb/> drei andern heben; wahrſcheinlich verſtoſſen ſie gegen die Be-<lb/> ſcheidenheit, womit ich die drei erſten ſchätze. Aber wahrlich man<lb/> kann überhaupt über ſich nur ein relatives Urtheil gegen ſein früheres<lb n="15"/> fällen; mehr nicht. —</p><lb/> <p>Riepel (es war aber ein neueres Werk über das Rezitativ) nahm<lb/> mich unendlich ein. Leicht iſt der humoriſche Freiheitstanz im ſelber-<lb/> geſchaffnen Chaos; aber hoch und ſelten ſtellt er ſich auf dem ſtrengen<lb/> engen Stoffe dar; und blos da beweiſet er rechte Seelen-Loslaſſung.<lb n="20"/> Ich meine, es iſt leicht, mitten im Scherze einen und den andern<lb/> Spaß zu machen, z. B. mit Ihnen.</p><lb/> <p>Im achten Bande der Straußfedern ſtehen ſchöne Luſtigkeiten<lb/> von Tieck, der jetzt in Rom iſt.</p><lb/> <p>Ich kann in den hieſigen Konzerten nichts beurtheilen als die<lb n="25"/> Geiger; und dieſe habt Ihr mir alle verſalzen.</p><lb/> <p>Im nordiſchen Merkur ſteht ein langer Aufſatz von mir über<lb/> Luthers Denkmal; der Schwanz — im zweiten Hefte — iſt blos<lb/> ernſt. Die gemeine Schreib-Kaſte will mich lieber zum Mitarbeiter<lb/> als zum Arbeiter.<lb n="30"/> </p> <p>Meine drei Kinder würden Sie zwar nicht zum Narren machen —<lb/> wozu Sie anjetzo ſchon zu alt ſind — aber doch zur Puppe; und zu einer<lb/> der belebteſten, die ich kenne und die ihnen immer fehlt. Ich könnte<lb/> nicht weiſſagen, welches von dreien Sie am meiſten erpacken, über-<lb/> ſchwemmen und fortziehen würde; denn die beiden andern würden<lb n="35"/> Sie auch halten und Sie würden nichts vorzuſtellen wiſſen unter<lb/> dieſen drei Weſen und Kindern als das vierte.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [74/0089]
wie ſonſt, ſondern es ſoll, ſtreb’ ich, motiviert und erhöhet werden.
Vielleicht kann ich wenigſtens ſo fortfahren:
Der Krieg, die wehende Flamme deſſelben, das nähere Herein-
ſchlagen derſelben, könnten mich — als Kinder-, nicht als Bücher-
Vater — wol weiter jagen, wenn ich eher daran glaubte, als ich 5
die erſte Kanone höre. Übrigens iſt in und außer mir eine dumme
tonloſe Zeit; ſogar das Wetter gehört dazu und meine Schreiberei.
Ich ſeufze nach Scherzen. Alles liegt ſchon da zu einem rein ko-
miſchen Pantheon, worin reine Spaß-Myſterien und Autos ge-
feiert werden ſollen, ſobald ich nur aufhöre, ſo verdammt ernſt und 10
wichtig und belehrend um mich zu blicken als ich ſeit Semeſtern
thun muß. — Mein viertes Flegeljahr wollen Kenner hoch über die
drei andern heben; wahrſcheinlich verſtoſſen ſie gegen die Be-
ſcheidenheit, womit ich die drei erſten ſchätze. Aber wahrlich man
kann überhaupt über ſich nur ein relatives Urtheil gegen ſein früheres 15
fällen; mehr nicht. —
Riepel (es war aber ein neueres Werk über das Rezitativ) nahm
mich unendlich ein. Leicht iſt der humoriſche Freiheitstanz im ſelber-
geſchaffnen Chaos; aber hoch und ſelten ſtellt er ſich auf dem ſtrengen
engen Stoffe dar; und blos da beweiſet er rechte Seelen-Loslaſſung. 20
Ich meine, es iſt leicht, mitten im Scherze einen und den andern
Spaß zu machen, z. B. mit Ihnen.
Im achten Bande der Straußfedern ſtehen ſchöne Luſtigkeiten
von Tieck, der jetzt in Rom iſt.
Ich kann in den hieſigen Konzerten nichts beurtheilen als die 25
Geiger; und dieſe habt Ihr mir alle verſalzen.
Im nordiſchen Merkur ſteht ein langer Aufſatz von mir über
Luthers Denkmal; der Schwanz — im zweiten Hefte — iſt blos
ernſt. Die gemeine Schreib-Kaſte will mich lieber zum Mitarbeiter
als zum Arbeiter. 30
Meine drei Kinder würden Sie zwar nicht zum Narren machen —
wozu Sie anjetzo ſchon zu alt ſind — aber doch zur Puppe; und zu einer
der belebteſten, die ich kenne und die ihnen immer fehlt. Ich könnte
nicht weiſſagen, welches von dreien Sie am meiſten erpacken, über-
ſchwemmen und fortziehen würde; denn die beiden andern würden 35
Sie auch halten und Sie würden nichts vorzuſtellen wiſſen unter
dieſen drei Weſen und Kindern als das vierte.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:13:57Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:13:57Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |