Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961.

Bild:
<< vorherige Seite
200. An Emanuel.

Mein junger Alter und umgekehrt! Thieriot soll denn den Brief
an Jacobi (und vorher wieder seinen) lesen; und Sie meinen siegeln
und frankieren auf Rechnung und recht hinschicken*) -- und doch
auch alles lesen. Mein und Ihr Geiger gewinnt wenn nicht täglich,
doch jährlich bei mir -- obwol nicht von mir -- und zuletzt wird er
etwas, nämlich mehr, ja viel. Freilich werden wir Drei täglich
gelassener und vergeßen mehr, daß unsere Seelen sich anno 15
schrieben. Guten Morgen, mein lieber Lieber!10

N. S. Oder machen Sie den Umschlag (nach Zurücksendung des
Papiers) und folgende Adresse:

Herrn Geheimen Rath H. F. Jacobi München fr.

201. An Charlotte von Kalb in Berlin.
15

-- Und wie wäre in der jetzigen Zeit, die nur nach Metall wühlt
und die alle Gebäude mit Krieg erschüttert, an das Feststellen eines
Erziehungshauses zu denken?

*202. An Professor Marheineke in Erlangen.
20

Gibt es keine Möglichkeit und Post mehr, daß ich meinen Luther
und Anti-Mannsfeld wieder bekomme, lieber Marheineke? Mein
Freund Thieriot, der in acht Tagen abreiset, möcht' ihn noch vorher
lesen. Ich bitte Sie darum. Könnten Sie in solcher Eile noch Grüb-
ners Gedichte beilegen: ich würde Ihnen doppelt danken. Nach25
Ihrer Probe bin ich froh, daß wieder neuer Geist in die Kirchen-
geschichte kommt, die immer so leer wie die Kirchen selber ist. --
Die organischen Kügelchen zu meiner Abhandlung über die Reliquien
sind ohne meine Zeugung durchaus unfruchtbar. -- Leben Sie wol
und grüßen Sie Mehmel und Ammon und das Buch Haman.30

Ihr
Jean Paul Fr. Richter
*) Sie senden ohne meine Bitte den Brief mit Ihrem Siegel und Bedienten5
schon um 21/2 Uhr auf die Post; -- dieß weiß ich.
6*
200. An Emanuel.

Mein junger Alter und umgekehrt! Thieriot ſoll denn den Brief
an Jacobi (und vorher wieder ſeinen) leſen; und Sie meinen ſiegeln
und frankieren auf Rechnung und recht hinſchicken*) — und doch
auch alles leſen. Mein und Ihr Geiger gewinnt wenn nicht täglich,
doch jährlich bei mir — obwol nicht von mir — und zuletzt wird er
etwas, nämlich mehr, ja viel. Freilich werden wir Drei täglich
gelaſſener und vergeßen mehr, daß unſere Seelen ſich anno 15
ſchrieben. Guten Morgen, mein lieber Lieber!10

N. S. Oder machen Sie den Umſchlag (nach Zurückſendung des
Papiers) und folgende Adreſſe:

Herrn Geheimen Rath H. F. Jacobi München fr.

201. An Charlotte von Kalb in Berlin.
15

— Und wie wäre in der jetzigen Zeit, die nur nach Metall wühlt
und die alle Gebäude mit Krieg erſchüttert, an das Feſtſtellen eines
Erziehungshauſes zu denken?

*202. An Profeſſor Marheineke in Erlangen.
20

Gibt es keine Möglichkeit und Poſt mehr, daß ich meinen Luther
und Anti-Mannsfeld wieder bekomme, lieber Marheineke? Mein
Freund Thieriot, der in acht Tagen abreiſet, möcht’ ihn noch vorher
leſen. Ich bitte Sie darum. Könnten Sie in ſolcher Eile noch Grüb-
ners Gedichte beilegen: ich würde Ihnen doppelt danken. Nach25
Ihrer Probe bin ich froh, daß wieder neuer Geiſt in die Kirchen-
geſchichte kommt, die immer ſo leer wie die Kirchen ſelber iſt. —
Die organiſchen Kügelchen zu meiner Abhandlung über die Reliquien
ſind ohne meine Zeugung durchaus unfruchtbar. — Leben Sie wol
und grüßen Sie Mehmel und Ammon und das Buch Haman.30

Ihr
Jean Paul Fr. Richter
*) Sie ſenden ohne meine Bitte den Brief mit Ihrem Siegel und Bedienten5
ſchon um 2½ Uhr auf die Poſt; — dieß weiß ich.
6*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0098" n="83"/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>200. An <hi rendition="#g">Emanuel.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 7. März 1806]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Mein junger Alter und umgekehrt! <hi rendition="#aq">Thieriot</hi> &#x017F;oll denn den Brief<lb/>
an <hi rendition="#aq">Jacobi</hi> (und vorher wieder &#x017F;einen) le&#x017F;en; und Sie meinen &#x017F;iegeln<lb/>
und frankieren auf Rechnung und recht hin&#x017F;chicken<note place="foot" n="*)">Sie &#x017F;enden ohne meine Bitte den Brief mit Ihrem Siegel und Bedienten<lb n="5"/>
&#x017F;chon um 2½ Uhr auf die Po&#x017F;t; &#x2014; dieß weiß ich.</note> &#x2014; und doch<lb/>
auch alles le&#x017F;en. Mein und Ihr Geiger gewinnt wenn nicht täglich,<lb/>
doch jährlich bei mir &#x2014; obwol nicht von mir &#x2014; und zuletzt wird er<lb/>
etwas, nämlich mehr, ja viel. Freilich werden wir Drei täglich<lb/>
gela&#x017F;&#x017F;ener und vergeßen mehr, daß un&#x017F;ere Seelen &#x017F;ich <hi rendition="#aq">anno</hi> 15<lb/>
&#x017F;chrieben. Guten Morgen, mein lieber Lieber!<lb n="10"/>
</p>
        <p>N. S. Oder machen Sie den Um&#x017F;chlag (nach Zurück&#x017F;endung des<lb/>
Papiers) und folgende Adre&#x017F;&#x017F;e:</p><lb/>
        <p>Herrn Geheimen Rath <hi rendition="#aq">H. F. Jacobi München</hi> fr.</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>201. An <hi rendition="#g">Charlotte von Kalb in Berlin.</hi></head><lb/>
        <byline>[Kopie]</byline>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 15. März 1806]</hi> </dateline>
        <lb n="15"/>
        <p>&#x2014; Und wie wäre in der jetzigen Zeit, die nur nach Metall wühlt<lb/>
und die alle Gebäude mit Krieg er&#x017F;chüttert, an das Fe&#x017F;t&#x017F;tellen eines<lb/>
Erziehungshau&#x017F;es zu denken?</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>*202. An <hi rendition="#g">Profe&#x017F;&#x017F;or Marheineke in Erlangen.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Bayreuth</hi> d. 18 März 1806</hi> </dateline>
        <lb n="20"/>
        <p>Gibt es keine Möglichkeit und Po&#x017F;t mehr, daß ich meinen Luther<lb/>
und Anti-Mannsfeld wieder bekomme, lieber Marheineke? Mein<lb/>
Freund Thieriot, der in acht Tagen abrei&#x017F;et, möcht&#x2019; ihn noch vorher<lb/>
le&#x017F;en. Ich bitte Sie darum. Könnten Sie in &#x017F;olcher Eile noch Grüb-<lb/>
ners Gedichte beilegen: ich würde Ihnen doppelt danken. Nach<lb n="25"/>
Ihrer Probe bin ich froh, daß wieder neuer Gei&#x017F;t in die Kirchen-<lb/>
ge&#x017F;chichte kommt, die immer &#x017F;o leer wie die Kirchen &#x017F;elber i&#x017F;t. &#x2014;<lb/>
Die organi&#x017F;chen Kügelchen zu meiner Abhandlung über die Reliquien<lb/>
&#x017F;ind ohne meine Zeugung durchaus unfruchtbar. &#x2014; Leben Sie wol<lb/>
und grüßen Sie Mehmel und Ammon und das Buch Haman.<lb n="30"/>
</p>
        <closer>
          <salute> <hi rendition="#right">Ihr<lb/>
Jean Paul Fr. Richter</hi> </salute>
        </closer>
      </div><lb/>
      <fw place="bottom" type="sig">6*</fw><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[83/0098] 200. An Emanuel. [Bayreuth, 7. März 1806] Mein junger Alter und umgekehrt! Thieriot ſoll denn den Brief an Jacobi (und vorher wieder ſeinen) leſen; und Sie meinen ſiegeln und frankieren auf Rechnung und recht hinſchicken *) — und doch auch alles leſen. Mein und Ihr Geiger gewinnt wenn nicht täglich, doch jährlich bei mir — obwol nicht von mir — und zuletzt wird er etwas, nämlich mehr, ja viel. Freilich werden wir Drei täglich gelaſſener und vergeßen mehr, daß unſere Seelen ſich anno 15 ſchrieben. Guten Morgen, mein lieber Lieber! 10 N. S. Oder machen Sie den Umſchlag (nach Zurückſendung des Papiers) und folgende Adreſſe: Herrn Geheimen Rath H. F. Jacobi München fr. 201. An Charlotte von Kalb in Berlin. [Kopie][Bayreuth, 15. März 1806] 15 — Und wie wäre in der jetzigen Zeit, die nur nach Metall wühlt und die alle Gebäude mit Krieg erſchüttert, an das Feſtſtellen eines Erziehungshauſes zu denken? *202. An Profeſſor Marheineke in Erlangen. Bayreuth d. 18 März 1806 20 Gibt es keine Möglichkeit und Poſt mehr, daß ich meinen Luther und Anti-Mannsfeld wieder bekomme, lieber Marheineke? Mein Freund Thieriot, der in acht Tagen abreiſet, möcht’ ihn noch vorher leſen. Ich bitte Sie darum. Könnten Sie in ſolcher Eile noch Grüb- ners Gedichte beilegen: ich würde Ihnen doppelt danken. Nach 25 Ihrer Probe bin ich froh, daß wieder neuer Geiſt in die Kirchen- geſchichte kommt, die immer ſo leer wie die Kirchen ſelber iſt. — Die organiſchen Kügelchen zu meiner Abhandlung über die Reliquien ſind ohne meine Zeugung durchaus unfruchtbar. — Leben Sie wol und grüßen Sie Mehmel und Ammon und das Buch Haman. 30 Ihr Jean Paul Fr. Richter *) Sie ſenden ohne meine Bitte den Brief mit Ihrem Siegel und Bedienten 5 ſchon um 2½ Uhr auf die Poſt; — dieß weiß ich. 6*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:13:57Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:13:57Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe05_1961
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe05_1961/98
Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe05_1961/98>, abgerufen am 18.12.2024.