Hier, lieber theurer Meier, Ihren schönen Nach- und Wieder- schein mehr Ihrer als Meiner, so ähnlich auch jeder Anschauer das Bild gefunden hat; denn auch die treueste Kunst zeigt etwas bessers5 als die Natur. Seit langem wurd' ich im Spätjahr des Lebens, das ich bis zur finstern kalten Neujahrsnacht des Endes zu durch- leben habe, nicht so schnell und anhaltend für zwei Menschen er- wärmt als für Sie und Ihren Freund. Meine ganze Seele grüßt Euch beide -- meine Frau ohnehin -- und meine Kinder dazu. --10 Es geh' Euch Guten so, wie Ihr seid!
Jean Paul Fr. Richter
271. An Cotta in Leipzig.
Bayreuth d. 22. Mai 1810
Mitten unter Ihre Geschäfte schick' ich Ihnen ein neues. Nämlich15 der herrliche Dichter des "Schlangentödters" -- den ich in den Heidelberger Jahrbüchern so gelobt und dessen Rezension der neuen Ausgabe, betitelt Held des Nordens, vorgedruckt ist --, nämlich der Baron La Motte-Fouque bittet mich, diesen Brief an Sie noch in der Messe abzusenden, damit Sie mit seinem bisherigen20 Verleger Hitzig sich über den Verlag der Manuskripte besprechen können, die dieser nicht annehmen kann. Allerdings verdient Fouque einen Verleger wie Cotta ist.
Ich danke Ihnen für Ihre schnelle Antwort und Gabe für Morgenblatts-Arbeiten; aber eben aus der Schnelle erklär' ich25 mir, daß Sie nicht Zeit gehabt, an meine Bitte vom 11 August 1809 zu denken, deren Bejahung von Ihnen hier beiliegt, nämlich mir die Aufsätze im Morgenblatt nach dem Drucke Schmelzle's zu honorieren, weil ich sonst für jeden Aufsatz kaum Einen Louisd'or bekäme, z. B. jetzt für 9 Aufsätze kaum 9 Louis. Lassen Sie einen30 Setzer diese leichte Berechnung machen und schreiben Sie mir den kleinen Überrest zu Gute.
Mein Almanachs-Aufsatz habe blos diesen einfachern Titel: "Eltern und Kinder. Eine Erzählung."
Ich möchte wol zur M[ichaelis] Messe ein Bändchen gesam-35 melter Schriftchen herausgeben (den Titel weiß ich noch nicht), da
270. An Friedrich Meier in Dresden.
Bayreuth d. 19. Mai 1810
Hier, lieber theurer Meier, Ihren ſchönen Nach- und Wieder- ſchein mehr Ihrer als Meiner, ſo ähnlich auch jeder Anſchauer das Bild gefunden hat; denn auch die treueſte Kunſt zeigt etwas beſſers5 als die Natur. Seit langem wurd’ ich im Spätjahr des Lebens, das ich bis zur finſtern kalten Neujahrsnacht des Endes zu durch- leben habe, nicht ſo ſchnell und anhaltend für zwei Menſchen er- wärmt als für Sie und Ihren Freund. Meine ganze Seele grüßt Euch beide — meine Frau ohnehin — und meine Kinder dazu. —10 Es geh’ Euch Guten ſo, wie Ihr ſeid!
Jean Paul Fr. Richter
271. An Cotta in Leipzig.
Bayreuth d. 22. Mai 1810
Mitten unter Ihre Geſchäfte ſchick’ ich Ihnen ein neues. Nämlich15 der herrliche Dichter des „Schlangentödters“ — den ich in den Heidelberger Jahrbüchern ſo gelobt und deſſen Rezenſion der neuen Ausgabe, betitelt Held des Nordens, vorgedruckt iſt —, nämlich der Baron La Motte-Fouqué bittet mich, dieſen Brief an Sie noch in der Meſſe abzuſenden, damit Sie mit ſeinem bisherigen20 Verleger Hitzig ſich über den Verlag der Manuſkripte beſprechen können, die dieſer nicht annehmen kann. Allerdings verdient Fouqué einen Verleger wie Cotta iſt.
Ich danke Ihnen für Ihre ſchnelle Antwort und Gabe für Morgenblatts-Arbeiten; aber eben aus der Schnelle erklär’ ich25 mir, daß Sie nicht Zeit gehabt, an meine Bitte vom 11 Auguſt 1809 zu denken, deren Bejahung von Ihnen hier beiliegt, nämlich mir die Aufſätze im Morgenblatt nach dem Drucke Schmelzle’s zu honorieren, weil ich ſonſt für jeden Aufſatz kaum Einen Louisd’or bekäme, z. B. jetzt für 9 Aufſätze kaum 9 Louis. Laſſen Sie einen30 Setzer dieſe leichte Berechnung machen und ſchreiben Sie mir den kleinen Überreſt zu Gute.
Mein Almanachs-Aufſatz habe blos dieſen einfachern Titel: „Eltern und Kinder. Eine Erzählung.“
Ich möchte wol zur M[ichaelis] Meſſe ein Bändchen geſam-35 melter Schriftchen herausgeben (den Titel weiß ich noch nicht), da
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270. An Friedrich Meier in Dresden.
Bayreuth d. 19. Mai 1810
Hier, lieber theurer Meier, Ihren ſchönen Nach- und Wieder-
ſchein mehr Ihrer als Meiner, ſo ähnlich auch jeder Anſchauer das
Bild gefunden hat; denn auch die treueſte Kunſt zeigt etwas beſſers 5
als die Natur. Seit langem wurd’ ich im Spätjahr des Lebens,
das ich bis zur finſtern kalten Neujahrsnacht des Endes zu durch-
leben habe, nicht ſo ſchnell und anhaltend für zwei Menſchen er-
wärmt als für Sie und Ihren Freund. Meine ganze Seele grüßt
Euch beide — meine Frau ohnehin — und meine Kinder dazu. — 10
Es geh’ Euch Guten ſo, wie Ihr ſeid!
Jean Paul Fr. Richter
271. An Cotta in Leipzig.
Bayreuth d. 22. Mai 1810
Mitten unter Ihre Geſchäfte ſchick’ ich Ihnen ein neues. Nämlich 15
der herrliche Dichter des „Schlangentödters“ — den ich in den
Heidelberger Jahrbüchern ſo gelobt und deſſen Rezenſion der
neuen Ausgabe, betitelt Held des Nordens, vorgedruckt iſt —,
nämlich der Baron La Motte-Fouqué bittet mich, dieſen Brief an
Sie noch in der Meſſe abzuſenden, damit Sie mit ſeinem bisherigen 20
Verleger Hitzig ſich über den Verlag der Manuſkripte beſprechen
können, die dieſer nicht annehmen kann. Allerdings verdient Fouqué
einen Verleger wie Cotta iſt.
Ich danke Ihnen für Ihre ſchnelle Antwort und Gabe für
Morgenblatts-Arbeiten; aber eben aus der Schnelle erklär’ ich 25
mir, daß Sie nicht Zeit gehabt, an meine Bitte vom 11 Auguſt
1809 zu denken, deren Bejahung von Ihnen hier beiliegt, nämlich
mir die Aufſätze im Morgenblatt nach dem Drucke Schmelzle’s
zu honorieren, weil ich ſonſt für jeden Aufſatz kaum Einen Louisd’or
bekäme, z. B. jetzt für 9 Aufſätze kaum 9 Louis. Laſſen Sie einen 30
Setzer dieſe leichte Berechnung machen und ſchreiben Sie mir den
kleinen Überreſt zu Gute.
Mein Almanachs-Aufſatz habe blos dieſen einfachern Titel:
„Eltern und Kinder. Eine Erzählung.“
Ich möchte wol zur M[ichaelis] Meſſe ein Bändchen geſam- 35
melter Schriftchen herausgeben (den Titel weiß ich noch nicht), da
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/117>, abgerufen am 16.07.2024.
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