Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952.

Bild:
<< vorherige Seite
385. An Otto.

Guten Morgen, Alter! Schreibe mir doch, obwol erst Nach-
mittags, da Morgen erst die Post abgeht, was ich meinem Angst-
Bruder, nicht frere terribilis sondern territus, außer meinen5
andern günstigen Vermuthungen, noch zu schreiben habe. --
Winkopp's Kanal ist einer der besten, in Rücksicht der Preßfreiheit,
des Absatzes, des Honorars, des Formats. Auch sein Plan ist gut,
wenn er seine Enge behält.

386. An Ludwig von Oertel in Regensburg.10
[Kopie]

Ich wollte, ich hätte dir, mein unvergeßlicher Alter und also
ewig Junger, die schönsten Sachen zu schreiben, zum Beispiel von
einem beglückten, also nicht septembrisierenden November -- von
offnen Herzen und Läden -- von einer kurzen Sperre, die durch15
den Sphinkter nicht über 2 oder 3 Reiche [?] hinausgeht -- von
erfüllten Träumen (aber nicht bösen) -- kurz nur von einem, der
genug behält -- --

Aber dieß ist eben bei mir nicht der Fall; ich habe Regensburger
altes Märzbier, ungefähr 2 Eimer nöthig für meinen elenden20
Magen, der immer [?] hinauf herrscht (auf Herz und Hirn), weil
der Bauch-Sack glaubt, er werde etwas, wenn er seine 2 Obern
plagt und bestimmt.


Ich habe am 10[ten] schnell und wild hingeschrieben .... Lasse25
das Bier durch einen Untergeordneten deines Abgeordneten be-
sorgen, damit du keine andere Mühe hast als Dank und Geld zu
empfangen und mir einen sehr artigen Brief zu schreiben.

387. An Emanuel.
30

Hier, guter Emanuel, diesen Brief von Jacobi*), der mir in
einer Zeit wol thut, wo so vieles, bis aufs Herzblut versiegen will!
Anbei die Dolores.

R.
*) den Sie an Otto geben.
385. An Otto.

Guten Morgen, Alter! Schreibe mir doch, obwol erſt Nach-
mittags, da Morgen erſt die Poſt abgeht, was ich meinem Angſt-
Bruder, nicht frère terribilis ſondern territus, außer meinen5
andern günſtigen Vermuthungen, noch zu ſchreiben habe. —
Winkopp’s Kanal iſt einer der beſten, in Rückſicht der Preßfreiheit,
des Abſatzes, des Honorars, des Formats. Auch ſein Plan iſt gut,
wenn er ſeine Enge behält.

386. An Ludwig von Oertel in Regensburg.10
[Kopie]

Ich wollte, ich hätte dir, mein unvergeßlicher Alter und alſo
ewig Junger, die ſchönſten Sachen zu ſchreiben, zum Beiſpiel von
einem beglückten, alſo nicht ſeptembriſierenden November — von
offnen Herzen und Läden — von einer kurzen Sperre, die durch15
den Sphinkter nicht über 2 oder 3 Reiche [?] hinausgeht — von
erfüllten Träumen (aber nicht böſen) — kurz nur von einem, der
genug behält — —

Aber dieß iſt eben bei mir nicht der Fall; ich habe Regensburger
altes Märzbier, ungefähr 2 Eimer nöthig für meinen elenden20
Magen, der immer [?] hinauf herrſcht (auf Herz und Hirn), weil
der Bauch-Sack glaubt, er werde etwas, wenn er ſeine 2 Obern
plagt und beſtimmt.


Ich habe am 10[ten] ſchnell und wild hingeſchrieben .... Laſſe25
das Bier durch einen Untergeordneten deines Abgeordneten be-
ſorgen, damit du keine andere Mühe haſt als Dank und Geld zu
empfangen und mir einen ſehr artigen Brief zu ſchreiben.

387. An Emanuel.
30

Hier, guter Emanuel, dieſen Brief von Jacobi*), der mir in
einer Zeit wol thut, wo ſo vieles, bis aufs Herzblut verſiegen will!
Anbei die Dolores.

R.
*) den Sie an Otto geben.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0163" n="150"/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>385. An <hi rendition="#g">Otto.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 13. Nov. 1810]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Guten Morgen, Alter! Schreibe mir doch, obwol er&#x017F;t Nach-<lb/>
mittags, da Morgen er&#x017F;t die Po&#x017F;t abgeht, was ich meinem Ang&#x017F;t-<lb/>
Bruder, nicht <hi rendition="#aq">frère terribilis</hi> &#x017F;ondern <hi rendition="#aq">territus,</hi> außer meinen<lb n="5"/>
andern gün&#x017F;tigen Vermuthungen, noch zu &#x017F;chreiben habe. &#x2014;<lb/><hi rendition="#aq">Winkopp&#x2019;s</hi> Kanal i&#x017F;t einer der be&#x017F;ten, in Rück&#x017F;icht der Preßfreiheit,<lb/>
des Ab&#x017F;atzes, des Honorars, des Formats. Auch &#x017F;ein Plan i&#x017F;t gut,<lb/>
wenn er &#x017F;eine Enge behält.</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>386. An <hi rendition="#g">Ludwig von Oertel in Regensburg.</hi><lb n="10"/>
</head>
        <note type="editorial">[Kopie]</note>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 10. Nov. 1810]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Ich wollte, ich hätte dir, mein unvergeßlicher Alter und al&#x017F;o<lb/>
ewig Junger, die &#x017F;chön&#x017F;ten Sachen zu &#x017F;chreiben, zum Bei&#x017F;piel von<lb/>
einem beglückten, al&#x017F;o nicht &#x017F;eptembri&#x017F;ierenden November &#x2014; von<lb/>
offnen Herzen und Läden &#x2014; von einer kurzen Sperre, die durch<lb n="15"/>
den Sphinkter nicht über 2 oder 3 Reiche [?] hinausgeht &#x2014; von<lb/>
erfüllten Träumen (aber nicht bö&#x017F;en) &#x2014; kurz nur von einem, der<lb/>
genug behält &#x2014; &#x2014;</p><lb/>
        <p>Aber dieß i&#x017F;t eben bei mir nicht der Fall; ich habe Regensburger<lb/><hi rendition="#g">altes Märzb</hi>ier, ungefähr 2 Eimer nöthig für meinen elenden<lb n="20"/>
Magen, der immer [?] hinauf herr&#x017F;cht (auf Herz und Hirn), weil<lb/>
der Bauch-Sack glaubt, er werde etwas, wenn er &#x017F;eine 2 Obern<lb/>
plagt und be&#x017F;timmt.</p><lb/>
        <div n="2">
          <dateline> <hi rendition="#right">d. 13 Nov.</hi> </dateline><lb/>
          <p>Ich habe am 10[ten] &#x017F;chnell und wild hinge&#x017F;chrieben .... La&#x017F;&#x017F;e<lb n="25"/>
das Bier durch einen Untergeordneten deines Abgeordneten be-<lb/>
&#x017F;orgen, damit du keine andere Mühe ha&#x017F;t als Dank und Geld zu<lb/>
empfangen und mir einen &#x017F;ehr artigen Brief zu &#x017F;chreiben.</p>
        </div>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>387. An <hi rendition="#g">Emanuel.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 18. Nov. 1810?]</hi> </dateline>
        <lb n="30"/>
        <p>Hier, guter <hi rendition="#aq">Emanuel,</hi> die&#x017F;en Brief von <hi rendition="#aq">Jacobi</hi><note place="foot" n="*)">den Sie an <hi rendition="#aq">Otto</hi> geben.</note>, der mir in<lb/>
einer Zeit wol thut, wo &#x017F;o vieles, bis aufs Herzblut ver&#x017F;iegen will!<lb/>
Anbei die <hi rendition="#aq">Dolores.</hi></p><lb/>
        <closer>
          <salute> <hi rendition="#right">R.</hi> </salute>
        </closer>
      </div><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[150/0163] 385. An Otto. [Bayreuth, 13. Nov. 1810] Guten Morgen, Alter! Schreibe mir doch, obwol erſt Nach- mittags, da Morgen erſt die Poſt abgeht, was ich meinem Angſt- Bruder, nicht frère terribilis ſondern territus, außer meinen 5 andern günſtigen Vermuthungen, noch zu ſchreiben habe. — Winkopp’s Kanal iſt einer der beſten, in Rückſicht der Preßfreiheit, des Abſatzes, des Honorars, des Formats. Auch ſein Plan iſt gut, wenn er ſeine Enge behält. 386. An Ludwig von Oertel in Regensburg. 10 [Bayreuth, 10. Nov. 1810] Ich wollte, ich hätte dir, mein unvergeßlicher Alter und alſo ewig Junger, die ſchönſten Sachen zu ſchreiben, zum Beiſpiel von einem beglückten, alſo nicht ſeptembriſierenden November — von offnen Herzen und Läden — von einer kurzen Sperre, die durch 15 den Sphinkter nicht über 2 oder 3 Reiche [?] hinausgeht — von erfüllten Träumen (aber nicht böſen) — kurz nur von einem, der genug behält — — Aber dieß iſt eben bei mir nicht der Fall; ich habe Regensburger altes Märzbier, ungefähr 2 Eimer nöthig für meinen elenden 20 Magen, der immer [?] hinauf herrſcht (auf Herz und Hirn), weil der Bauch-Sack glaubt, er werde etwas, wenn er ſeine 2 Obern plagt und beſtimmt. d. 13 Nov. Ich habe am 10[ten] ſchnell und wild hingeſchrieben .... Laſſe 25 das Bier durch einen Untergeordneten deines Abgeordneten be- ſorgen, damit du keine andere Mühe haſt als Dank und Geld zu empfangen und mir einen ſehr artigen Brief zu ſchreiben. 387. An Emanuel. [Bayreuth, 18. Nov. 1810?] 30 Hier, guter Emanuel, dieſen Brief von Jacobi *), der mir in einer Zeit wol thut, wo ſo vieles, bis aufs Herzblut verſiegen will! Anbei die Dolores. R. *) den Sie an Otto geben.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:17:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:17:09Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/163
Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/163>, abgerufen am 04.12.2024.