Meinen kleinen Anti-Noten -- in Zahlen am Rande ausgedrückt -- stehen blos im 1ten Bande (im 2ten nur Eine, im dritten keine, weil Sie da selber geschrieben) und beziehen sich meistens auf kleine Sprach-Verhältnisse; oder auf Schreibfehler. Daher ich manche Worte nur unterstrich, weil ich wußte, daß ich Sie auf nichts auf-5 merksam zu machen brauchte als auf Ihre -- Aufmerksamkeit. -- Im Artikel Kobold hat der Abschreiber oft Kobolt geschrieben. -- Dieses Werk, das einen Dichter so anzieht, sollte sogleich vor oder nach der Vorrede das Inhalts-Verzeichnis geben. -- Auch das zu bescheidene Über auf dem Titelblatte streichen Sie weg; besonders10 da es noch dazu den Irrthum gibt, als ob Sie blos über des Mittelalters Glauben räsonnieren wollten, anstatt ihn selber dar- zustellen. -- Leider werd' ich Ihnen durch meine Kommata und Linien nur als Kommatist und Linealist erscheinen; aber dieses Erscheinen beweiset doch meine aufmerksame Liebe für das Buch.15
N. S. Meine Frau ist schon fort zu Ihnen; und erspart mir also das Couvert; denn ich komme selber.
398. An Fürst Primas Dalberg.
[Konzept][Bayreuth, 4. Dez. 1810]
Sie können nicht durch Zufall Schmerzen geben, ohne sie durch20 Absicht in Freuden zu verwandeln. Die Herbst-Blumine wurde den 13[ten] mit dem beiliegenden Briefe und Umschlage nach Hanau gesandt, wurde aber unentsiegelt zurück geschickt. Diesen harten Zufall sucht' ich mir zum Glück nur aus Zufälligkeiten, nicht aus Ihrem Herzen zu erklären; sonst hätt' er mir zu viele Leiden ge-25 geben. -- Und doch hätte auch sogar diese Ihr neuestes geist- und liebreichstes Schreiben vergütet und geheilt und in ihr Gegentheil verklärt. -- So möge denn auch der Himmel Ihnen nachahmen und Ihnen alles vergüten, was der Zufall verschuldet.
399. An Emanuel.30
[Bayreuth, 6. Dez. 1810]
Guten Morgen, Fortschenker! Sie freilich geben Nüße von ganz anderen Kernen aufzubeißen als andere, die harte Schale und schwarze Würmer reichen. Herzlichen Dank dafür!
Meinen kleinen Anti-Noten — in Zahlen am Rande ausgedrückt — ſtehen blos im 1ten Bande (im 2ten nur Eine, im dritten keine, weil Sie da ſelber geſchrieben) und beziehen ſich meiſtens auf kleine Sprach-Verhältniſſe; oder auf Schreibfehler. Daher ich manche Worte nur unterſtrich, weil ich wußte, daß ich Sie auf nichts auf-5 merkſam zu machen brauchte als auf Ihre — Aufmerkſamkeit. — Im Artikel Kobold hat der Abſchreiber oft Kobolt geſchrieben. — Dieſes Werk, das einen Dichter ſo anzieht, ſollte ſogleich vor oder nach der Vorrede das Inhalts-Verzeichnis geben. — Auch das zu beſcheidene Über auf dem Titelblatte ſtreichen Sie weg; beſonders10 da es noch dazu den Irrthum gibt, als ob Sie blos über des Mittelalters Glauben räſonnieren wollten, anſtatt ihn ſelber dar- zuſtellen. — Leider werd’ ich Ihnen durch meine Kommata und Linien nur als Kommatiſt und Linealiſt erſcheinen; aber dieſes Erſcheinen beweiſet doch meine aufmerkſame Liebe für das Buch.15
N. S. Meine Frau iſt ſchon fort zu Ihnen; und erſpart mir alſo das Couvert; denn ich komme ſelber.
398. An Fürſt Primas Dalberg.
[Konzept][Bayreuth, 4. Dez. 1810]
Sie können nicht durch Zufall Schmerzen geben, ohne ſie durch20 Abſicht in Freuden zu verwandeln. Die Herbſt-Blumine wurde den 13[ten] mit dem beiliegenden Briefe und Umſchlage nach Hanau geſandt, wurde aber unentſiegelt zurück geſchickt. Dieſen harten Zufall ſucht’ ich mir zum Glück nur aus Zufälligkeiten, nicht aus Ihrem Herzen zu erklären; ſonſt hätt’ er mir zu viele Leiden ge-25 geben. — Und doch hätte auch ſogar dieſe Ihr neueſtes geiſt- und liebreichſtes Schreiben vergütet und geheilt und in ihr Gegentheil verklärt. — So möge denn auch der Himmel Ihnen nachahmen und Ihnen alles vergüten, was der Zufall verſchuldet.
399. An Emanuel.30
[Bayreuth, 6. Dez. 1810]
Guten Morgen, Fortſchenker! Sie freilich geben Nüße von ganz anderen Kernen aufzubeißen als andere, die harte Schale und ſchwarze Würmer reichen. Herzlichen Dank dafür!
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Sprach-Verhältniſſe; oder auf Schreibfehler. Daher ich manche
Worte nur unterſtrich, weil ich wußte, daß ich Sie auf nichts auf- 5
merkſam zu machen brauchte als auf Ihre — Aufmerkſamkeit. —
Im Artikel Kobold hat der Abſchreiber oft Kobolt geſchrieben. —
Dieſes Werk, das einen Dichter ſo anzieht, ſollte ſogleich vor oder
nach der Vorrede das Inhalts-Verzeichnis geben. — Auch das zu
beſcheidene Über auf dem Titelblatte ſtreichen Sie weg; beſonders 10
da es noch dazu den Irrthum gibt, als ob Sie blos über des
Mittelalters Glauben räſonnieren wollten, anſtatt ihn ſelber dar-
zuſtellen. — Leider werd’ ich Ihnen durch meine Kommata und
Linien nur als Kommatiſt und Linealiſt erſcheinen; aber dieſes
Erſcheinen beweiſet doch meine aufmerkſame Liebe für das Buch. 15
N. S. Meine Frau iſt ſchon fort zu Ihnen; und erſpart mir
alſo das Couvert; denn ich komme ſelber.
398. An Fürſt Primas Dalberg.
[Bayreuth, 4. Dez. 1810]
Sie können nicht durch Zufall Schmerzen geben, ohne ſie durch 20
Abſicht in Freuden zu verwandeln. Die Herbſt-Blumine wurde den
13[ten] mit dem beiliegenden Briefe und Umſchlage nach Hanau
geſandt, wurde aber unentſiegelt zurück geſchickt. Dieſen harten
Zufall ſucht’ ich mir zum Glück nur aus Zufälligkeiten, nicht aus
Ihrem Herzen zu erklären; ſonſt hätt’ er mir zu viele Leiden ge- 25
geben. — Und doch hätte auch ſogar dieſe Ihr neueſtes geiſt- und
liebreichſtes Schreiben vergütet und geheilt und in ihr Gegentheil
verklärt. — So möge denn auch der Himmel Ihnen nachahmen
und Ihnen alles vergüten, was der Zufall verſchuldet.
399. An Emanuel. 30
[Bayreuth, 6. Dez. 1810]
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ganz anderen Kernen aufzubeißen als andere, die harte Schale und
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/168>, abgerufen am 04.12.2024.
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