geben; -- mir für den Druckbogen (wie für Schmelzle) fünf Ld'or in Gold -- und dabei in Ihrem Morgenblatte wenigstens 4 mal Proben davon. Die Zensur befürcht' ich nicht; es ist in der Haltung der Friedenspredigt geschrieben; auch will ich es sogar dem Erb- prinzen von Weimar und dessen Gemahlin dedizieren. Dadurch5 würd' ich ein sehr rüstiger Arbeiter am Morgenblatte; denn sonst kann ich nur von Ihnen -- der so schön für Kunst und Künstler sorgt -- ein Honorar von 38 fl. für bisherige mehrere Aufsätze annehmen, deren keinen einzigen ich einem andern als Ihnen um diesen Preis hingäbe. Gleichwol erkenn' ich Ihre Billigkeit; denn10 Sie sind eben zu freigebig in Druck und allem gegen Ihre Lese- Käufer. -- Der Titel und die Einrichtung des Werks ist ganz von der Friedenspredigt verschieden; (denn sonst könnt' ich es nicht, als etwann als eine Vesperpredigt, dedizieren). Dieser ganze Brief ist eine Bitte um schnelle Antwort.15
Ihr Jean Paul Fr. Richter
N. S. Das Werkchen, halb Scherz, halb Ernst, durchbricht die längern Aufsätze -- z. B. über den Gott in der Geschichte und im Leben, Vorschlag eines neuen beinahe unentgeldlichen Gesandt-20 schaftspersonale für Fürsten, Geldnoth und Nothpfennig, Vorschlag politischer Trauerfeste, Germanismen und Gallizismen etc. etc. -- mit einer Reihe alphabetisch-geordneter Einfälle über die jetzige Zeit.
32. An Emanuel.
[Bayreuth, 13. Febr. 1809]25
Vielen Dank, Guter, für die Fliegen! Der Frosch war in so schlimmem Zustand als der Handelsstand. (Seine beiden Kollegen sind schon in der andern Welt, und ich hoffe in der Hölle, wo es "wüster böser Fliegen" genug gibt.) Aber noch mehr Dank für den himmlischen Säusack, der keinen andern Fehler hat als daß Sie30 ihn nicht genießen. Gleichwol will ich Sie -- werden Sie sichtbar -- mit einigen Bissen Ihres Geschenks beschenken. "Sie müssen" sagt immer C[aroline] zu jedem, der nicht essen will.
geben; — mir für den Druckbogen (wie für Schmelzle) fünf Ld’or in Gold — und dabei in Ihrem Morgenblatte wenigſtens 4 mal Proben davon. Die Zenſur befürcht’ ich nicht; es iſt in der Haltung der Friedenspredigt geſchrieben; auch will ich es ſogar dem Erb- prinzen von Weimar und deſſen Gemahlin dedizieren. Dadurch5 würd’ ich ein ſehr rüſtiger Arbeiter am Morgenblatte; denn ſonſt kann ich nur von Ihnen — der ſo ſchön für Kunſt und Künſtler ſorgt — ein Honorar von 38 fl. für bisherige mehrere Aufſätze annehmen, deren keinen einzigen ich einem andern als Ihnen um dieſen Preis hingäbe. Gleichwol erkenn’ ich Ihre Billigkeit; denn10 Sie ſind eben zu freigebig in Druck und allem gegen Ihre Leſe- Käufer. — Der Titel und die Einrichtung des Werks iſt ganz von der Friedenspredigt verſchieden; (denn ſonſt könnt’ ich es nicht, als etwann als eine Veſperpredigt, dedizieren). Dieſer ganze Brief iſt eine Bitte um ſchnelle Antwort.15
Ihr Jean Paul Fr. Richter
N. S. Das Werkchen, halb Scherz, halb Ernſt, durchbricht die längern Aufſätze — z. B. über den Gott in der Geſchichte und im Leben, Vorſchlag eines neuen beinahe unentgeldlichen Geſandt-20 ſchaftsperſonale für Fürſten, Geldnoth und Nothpfennig, Vorſchlag politiſcher Trauerfeſte, Germaniſmen und Galliziſmen ꝛc. ꝛc. — mit einer Reihe alphabetiſch-geordneter Einfälle über die jetzige Zeit.
32. An Emanuel.
[Bayreuth, 13. Febr. 1809]25
Vielen Dank, Guter, für die Fliegen! Der Froſch war in ſo ſchlimmem Zuſtand als der Handelsſtand. (Seine beiden Kollegen ſind ſchon in der andern Welt, und ich hoffe in der Hölle, wo es „wüſter böſer Fliegen“ genug gibt.) Aber noch mehr Dank für den himmliſchen Säuſack, der keinen andern Fehler hat als daß Sie30 ihn nicht genießen. Gleichwol will ich Sie — werden Sie ſichtbar — mit einigen Biſſen Ihres Geſchenks beſchenken. „Sie müſſen“ ſagt immer C[aroline] zu jedem, der nicht eſſen will.
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[12/0021]
geben; — mir für den Druckbogen (wie für Schmelzle) fünf Ld’or
in Gold — und dabei in Ihrem Morgenblatte wenigſtens 4 mal
Proben davon. Die Zenſur befürcht’ ich nicht; es iſt in der Haltung
der Friedenspredigt geſchrieben; auch will ich es ſogar dem Erb-
prinzen von Weimar und deſſen Gemahlin dedizieren. Dadurch 5
würd’ ich ein ſehr rüſtiger Arbeiter am Morgenblatte; denn ſonſt
kann ich nur von Ihnen — der ſo ſchön für Kunſt und Künſtler
ſorgt — ein Honorar von 38 fl. für bisherige mehrere Aufſätze
annehmen, deren keinen einzigen ich einem andern als Ihnen um
dieſen Preis hingäbe. Gleichwol erkenn’ ich Ihre Billigkeit; denn 10
Sie ſind eben zu freigebig in Druck und allem gegen Ihre Leſe-
Käufer. — Der Titel und die Einrichtung des Werks iſt ganz
von der Friedenspredigt verſchieden; (denn ſonſt könnt’ ich es nicht,
als etwann als eine Veſperpredigt, dedizieren). Dieſer ganze Brief
iſt eine Bitte um ſchnelle Antwort. 15
Ihr
Jean Paul Fr. Richter
N. S. Das Werkchen, halb Scherz, halb Ernſt, durchbricht
die längern Aufſätze — z. B. über den Gott in der Geſchichte und
im Leben, Vorſchlag eines neuen beinahe unentgeldlichen Geſandt- 20
ſchaftsperſonale für Fürſten, Geldnoth und Nothpfennig, Vorſchlag
politiſcher Trauerfeſte, Germaniſmen und Galliziſmen ꝛc. ꝛc. — mit
einer Reihe alphabetiſch-geordneter Einfälle über die jetzige Zeit.
32. An Emanuel.
[Bayreuth, 13. Febr. 1809] 25
Vielen Dank, Guter, für die Fliegen! Der Froſch war in ſo
ſchlimmem Zuſtand als der Handelsſtand. (Seine beiden Kollegen
ſind ſchon in der andern Welt, und ich hoffe in der Hölle, wo es
„wüſter böſer Fliegen“ genug gibt.) Aber noch mehr Dank für
den himmliſchen Säuſack, der keinen andern Fehler hat als daß Sie 30
ihn nicht genießen. Gleichwol will ich Sie — werden Sie ſichtbar
— mit einigen Biſſen Ihres Geſchenks beſchenken. „Sie müſſen“
ſagt immer C[aroline] zu jedem, der nicht eſſen will.
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/21>, abgerufen am 23.11.2024.
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