Ich wollte, Sie machten noch ein freundliches Gesicht gegen das von Ihnen abgemalte, das ich seitdem nur im Spiegel suchen mußte, wo es mir weniger gefiel. Zu meinem Schweigen gehört als Ur-5 sache Ihres -- mein früheres Verlegen Ihrer Adresse -- meine Hoffnung, einen breiten Sarg in Quadrat zu bekommen, worin ich lag, aber verklärt durch Sie -- und meine Sünde -- Doch wird diese dadurch kleiner, daß ich immer wollte, sogar anfing -- z. B. an meinem Geburtstage ein Blatt an Sie -- auch wird der Wunsch10 nach einem Geschenke wie Ihr Kunstwerk ist, auszudrücken schwer. Desto öfter haben mir ihn Kunstfreunde, die das Bildnis gesehen, geäußert. Thun Sie was Sie wollen, hierin, sogar das Schlimmste; aber meine Seele liebt doch den innigen feurigen kunst- und lebens- warmen Jüngling fort.15
Ihr trefflich getroffener Jean Paul Fr. Richter
511. An Otto.
[Bayreuth, Juli 1811?]
Guten Tag, Alter! Hier kommt endlich das Ende einer durch20 so viele Jahre durchlaufenden Metallader. -- Geht Freitags Nach- mitt. um 4 Uhr die Post: so kann ichs abschicken, doch unter dem Vorbehalte, daß dich Lesen und Bemerken nicht stört; der Montag ist auch ein Tag.
512. An Emanuel.25
[Bayreuth, 24. Juli 1811]
Hier, Alter, die alten Wechsel zurück! -- Thieriots Eigenthüm- lichkeit des Stils gefällt mir jährlich weniger; die Ihrige jährlich mehr. -- Die der Hofmann auch immer mehr. Das Unglück ist, daß er mehr fühlt als weiß was er sagt; -- und doch studiert und30 kennt er die Griechen. Daher kommt bei dem Menschen der Stil weniger auf seine Bibliothek als auf sein Inneres an.
14*
*510. An Friedrich Meier in Dresden.
Bayreuth d. 19. Jul. 1811
Ich wollte, Sie machten noch ein freundliches Geſicht gegen das von Ihnen abgemalte, das ich ſeitdem nur im Spiegel ſuchen mußte, wo es mir weniger gefiel. Zu meinem Schweigen gehört als Ur-5 ſache Ihres — mein früheres Verlegen Ihrer Adreſſe — meine Hoffnung, einen breiten Sarg in Quadrat zu bekommen, worin ich lag, aber verklärt durch Sie — und meine Sünde — Doch wird dieſe dadurch kleiner, daß ich immer wollte, ſogar anfing — z. B. an meinem Geburtstage ein Blatt an Sie — auch wird der Wunſch10 nach einem Geſchenke wie Ihr Kunſtwerk iſt, auszudrücken ſchwer. Deſto öfter haben mir ihn Kunſtfreunde, die das Bildnis geſehen, geäußert. Thun Sie was Sie wollen, hierin, ſogar das Schlimmſte; aber meine Seele liebt doch den innigen feurigen kunſt- und lebens- warmen Jüngling fort.15
Ihr trefflich getroffener Jean Paul Fr. Richter
511. An Otto.
[Bayreuth, Juli 1811?]
Guten Tag, Alter! Hier kommt endlich das Ende einer durch20 ſo viele Jahre durchlaufenden Metallader. — Geht Freitags Nach- mitt. um 4 Uhr die Poſt: ſo kann ichs abſchicken, doch unter dem Vorbehalte, daß dich Leſen und Bemerken nicht ſtört; der Montag iſt auch ein Tag.
512. An Emanuel.25
[Bayreuth, 24. Juli 1811]
Hier, Alter, die alten Wechſel zurück! — Thieriots Eigenthüm- lichkeit des Stils gefällt mir jährlich weniger; die Ihrige jährlich mehr. — Die der Hofmann auch immer mehr. Das Unglück iſt, daß er mehr fühlt als weiß was er ſagt; — und doch ſtudiert und30 kennt er die Griechen. Daher kommt bei dem Menſchen der Stil weniger auf ſeine Bibliothek als auf ſein Inneres an.
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[211/0224]
*510. An Friedrich Meier in Dresden.
Bayreuth d. 19. Jul. 1811
Ich wollte, Sie machten noch ein freundliches Geſicht gegen das
von Ihnen abgemalte, das ich ſeitdem nur im Spiegel ſuchen mußte,
wo es mir weniger gefiel. Zu meinem Schweigen gehört als Ur- 5
ſache Ihres — mein früheres Verlegen Ihrer Adreſſe — meine
Hoffnung, einen breiten Sarg in Quadrat zu bekommen, worin
ich lag, aber verklärt durch Sie — und meine Sünde — Doch wird
dieſe dadurch kleiner, daß ich immer wollte, ſogar anfing — z. B.
an meinem Geburtstage ein Blatt an Sie — auch wird der Wunſch 10
nach einem Geſchenke wie Ihr Kunſtwerk iſt, auszudrücken ſchwer.
Deſto öfter haben mir ihn Kunſtfreunde, die das Bildnis geſehen,
geäußert. Thun Sie was Sie wollen, hierin, ſogar das Schlimmſte;
aber meine Seele liebt doch den innigen feurigen kunſt- und lebens-
warmen Jüngling fort. 15
Ihr trefflich getroffener
Jean Paul Fr. Richter
511. An Otto.
[Bayreuth, Juli 1811?]
Guten Tag, Alter! Hier kommt endlich das Ende einer durch 20
ſo viele Jahre durchlaufenden Metallader. — Geht Freitags Nach-
mitt. um 4 Uhr die Poſt: ſo kann ichs abſchicken, doch unter dem
Vorbehalte, daß dich Leſen und Bemerken nicht ſtört; der
Montag iſt auch ein Tag.
512. An Emanuel. 25
[Bayreuth, 24. Juli 1811]
Hier, Alter, die alten Wechſel zurück! — Thieriots Eigenthüm-
lichkeit des Stils gefällt mir jährlich weniger; die Ihrige jährlich
mehr. — Die der Hofmann auch immer mehr. Das Unglück iſt,
daß er mehr fühlt als weiß was er ſagt; — und doch ſtudiert und 30
kennt er die Griechen. Daher kommt bei dem Menſchen der Stil
weniger auf ſeine Bibliothek als auf ſein Inneres an.
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/224>, abgerufen am 27.11.2024.
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