In unserem illiterarischen Bayreuth kann ich Ihren Roman nicht bekommen, wenn Sie mir ihn nicht schicken. Ist er gut: so hat meine Persönlichkeit keinen Einfluß auf meine Unparteilichkeit. Ich wünschte ihn sehr. Grüßen Sie Dlle Levi, mich könnte sie am besten grüßen lassen durch ein Schock voller Bogen. Leben Sie wol.5
Ihr Jean Paul Fr. Richter
52. An Emanuel.
[Bayreuth, 21. März 1809]
Alter! Es ist sehr gut, daß ich besonders -- so wie Ihre andern10 Freunde -- des Jahrs nur Einmal geboren werde; sonst würde sich Ihr Döhlau bald auf Ihre Kosten zerschlagen. Wahrlich mir ist allemal ordentlich bange vor Ihrem Übermaaß des Gebens. Den Geschmack treffen Sie freilich treffend für 4 Sinne, 1) für den Geschmack -- es ist gut daß ich Johannes heisse -- 2) den Geruch,15 3) das Ohr und 4) den geistigen Sinn; denn von den Wein-Titeln an bis zum Kantors-Briefchen strömt das über, was in andern Gassen Bayreuths längst eingetrocknet ist. Wer lehrt Sie denn in mein Amt greifen und so viel Mythologie wissen und ver- brauchen?20
Aber herzlichen Dank, Geliebter! Ich will ihn heute abends wiederholen, wenn ich Sie (nebst Otto) bei mir auf einen bloßen Punsch sehe; wozu ich Sie bitte.
R.
53. An Otto.25
[Bayreuth, 21. März 1809]
Mein ältester Alter! Deine herzliche Liebe macht mir freilich die höchste innigste Freude; nur aber solltest du sie anders aus- drücken. Dieses Lexikon aus dem Keller ist zu kostbar. Abends will ich dir -- so wie der Blumistin und der Stickerin -- wieder30 danken, wenn ich dich nebst beiden und Emanuel bei mir habe auf bloßen Punsch; wozu ich euch recht bitte. In meiner Nachmitter- nachts Stunde gingen heute -- zufällig -- meine Dämmerungen ab auf der Post; mögen euch allen die bösen auch mit entflohen sein.
In unſerem illiterariſchen Bayreuth kann ich Ihren Roman nicht bekommen, wenn Sie mir ihn nicht ſchicken. Iſt er gut: ſo hat meine Perſönlichkeit keinen Einfluß auf meine Unparteilichkeit. Ich wünſchte ihn ſehr. Grüßen Sie Dlle Levi, mich könnte ſie am beſten grüßen laſſen durch ein Schock voller Bogen. Leben Sie wol.5
Ihr Jean Paul Fr. Richter
52. An Emanuel.
[Bayreuth, 21. März 1809]
Alter! Es iſt ſehr gut, daß ich beſonders — ſo wie Ihre andern10 Freunde — des Jahrs nur Einmal geboren werde; ſonſt würde ſich Ihr Döhlau bald auf Ihre Koſten zerſchlagen. Wahrlich mir iſt allemal ordentlich bange vor Ihrem Übermaaß des Gebens. Den Geſchmack treffen Sie freilich treffend für 4 Sinne, 1) für den Geſchmack — es iſt gut daß ich Johannes heiſſe — 2) den Geruch,15 3) das Ohr und 4) den geiſtigen Sinn; denn von den Wein-Titeln an bis zum Kantors-Briefchen ſtrömt das über, was in andern Gaſſen Bayreuths längſt eingetrocknet iſt. Wer lehrt Sie denn in mein Amt greifen und ſo viel Mythologie wiſſen und ver- brauchen?20
Aber herzlichen Dank, Geliebter! Ich will ihn heute abends wiederholen, wenn ich Sie (nebſt Otto) bei mir auf einen bloßen Punſch ſehe; wozu ich Sie bitte.
R.
53. An Otto.25
[Bayreuth, 21. März 1809]
Mein älteſter Alter! Deine herzliche Liebe macht mir freilich die höchſte innigſte Freude; nur aber ſollteſt du ſie anders aus- drücken. Dieſes Lexikon aus dem Keller iſt zu koſtbar. Abends will ich dir — ſo wie der Blumiſtin und der Stickerin — wieder30 danken, wenn ich dich nebſt beiden und Emanuel bei mir habe auf bloßen Punſch; wozu ich euch recht bitte. In meiner Nachmitter- nachts Stunde gingen heute — zufällig — meine Dämmerungen ab auf der Poſt; mögen euch allen die böſen auch mit entflohen ſein.
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[18/0027]
In unſerem illiterariſchen Bayreuth kann ich Ihren Roman
nicht bekommen, wenn Sie mir ihn nicht ſchicken. Iſt er gut: ſo
hat meine Perſönlichkeit keinen Einfluß auf meine Unparteilichkeit.
Ich wünſchte ihn ſehr. Grüßen Sie Dlle Levi, mich könnte ſie am
beſten grüßen laſſen durch ein Schock voller Bogen. Leben Sie wol. 5
Ihr
Jean Paul Fr. Richter
52. An Emanuel.
[Bayreuth, 21. März 1809]
Alter! Es iſt ſehr gut, daß ich beſonders — ſo wie Ihre andern 10
Freunde — des Jahrs nur Einmal geboren werde; ſonſt würde ſich
Ihr Döhlau bald auf Ihre Koſten zerſchlagen. Wahrlich mir iſt
allemal ordentlich bange vor Ihrem Übermaaß des Gebens. Den
Geſchmack treffen Sie freilich treffend für 4 Sinne, 1) für den
Geſchmack — es iſt gut daß ich Johannes heiſſe — 2) den Geruch, 15
3) das Ohr und 4) den geiſtigen Sinn; denn von den Wein-Titeln
an bis zum Kantors-Briefchen ſtrömt das über, was in andern
Gaſſen Bayreuths längſt eingetrocknet iſt. Wer lehrt Sie denn
in mein Amt greifen und ſo viel Mythologie wiſſen und ver-
brauchen? 20
Aber herzlichen Dank, Geliebter! Ich will ihn heute abends
wiederholen, wenn ich Sie (nebſt Otto) bei mir auf einen bloßen
Punſch ſehe; wozu ich Sie bitte.
R.
53. An Otto. 25
[Bayreuth, 21. März 1809]
Mein älteſter Alter! Deine herzliche Liebe macht mir freilich
die höchſte innigſte Freude; nur aber ſollteſt du ſie anders aus-
drücken. Dieſes Lexikon aus dem Keller iſt zu koſtbar. Abends
will ich dir — ſo wie der Blumiſtin und der Stickerin — wieder 30
danken, wenn ich dich nebſt beiden und Emanuel bei mir habe auf
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/27>, abgerufen am 21.11.2024.
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