Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952.

Bild:
<< vorherige Seite

ziehen kann. Könnte mein Ihnen bekannter Glaube an das da capo
oder encora [!] der Begebenheiten von Nürnberg widerlegt werden:
so wär' es nur dadurch möglich, daß ich noch froher als Dreiwöchner
lebte denn in Erlangen. Grüssen Sie mir NN -- -- Sich selber
und auch mich; nämlich schreiben Sie bald.5

626. An Emanuel.

Mein treu und warm geliebter Emanuel! Ihre Worte fallen
wie ein warmer Frühlingregen auf meine jetzt zuweilen sehr ver-
sengte Seele. Gott gehört der Dank, daß ich einen Menschen ge-10
funden wie Sie. Verlieren kann ich ihn nun nicht mehr, so wenig
als er mich.

Ihr
treuester
R.
15
627. An Emanuel.

Guten Morgen, mein Emanuel! Ach ich bin so ein Heiliger
wie der Käfer bei den Hottentotten. -- Sehr froh war ich freilich
gestern nicht, ausgenommen durch Ihr Blatt und noch einiges;20
desto froher bin ich heute. An Festtagen hab ich immer eine Art
Wehmuth.

628. An Otto.

Guten Morgen, Alter! Hier den Schelling, den ich bei einem25
2ten, ja 3ten Lesen wenigstens im Theoretischen mehr siegend finde,
ohne ihn im Leidenschaftlichen und Ungerechten mehr zu entschul-
digen. -- Benzel und Lochner sollten mit einander Briefe wechseln,
damit beide durch die Plage der Unleserlichkeit gezüchtigt würden.*)
-- Willst du einmal von [der] akademischen Garbe Schlichtegrolls30
den Auszug aus der Geschichte Ludwig IV des Baiers? --

*) nur ein roth bemerktes Wort blieb ein unaufgelöseter Nebelfleck.
17 Jean Paul Briefe. VI.

ziehen kann. Könnte mein Ihnen bekannter Glaube an das da capo
oder encora [!] der Begebenheiten von Nürnberg widerlegt werden:
ſo wär’ es nur dadurch möglich, daß ich noch froher als Dreiwöchner
lebte denn in Erlangen. Grüſſen Sie mir NN — — Sich ſelber
und auch mich; nämlich ſchreiben Sie bald.5

626. An Emanuel.

Mein treu und warm geliebter Emanuel! Ihre Worte fallen
wie ein warmer Frühlingregen auf meine jetzt zuweilen ſehr ver-
ſengte Seele. Gott gehört der Dank, daß ich einen Menſchen ge-10
funden wie Sie. Verlieren kann ich ihn nun nicht mehr, ſo wenig
als er mich.

Ihr
treueſter
R.
15
627. An Emanuel.

Guten Morgen, mein Emanuel! Ach ich bin ſo ein Heiliger
wie der Käfer bei den Hottentotten. — Sehr froh war ich freilich
geſtern nicht, ausgenommen durch Ihr Blatt und noch einiges;20
deſto froher bin ich heute. An Feſttagen hab ich immer eine Art
Wehmuth.

628. An Otto.

Guten Morgen, Alter! Hier den Schelling, den ich bei einem25
2ten, ja 3ten Leſen wenigſtens im Theoretiſchen mehr ſiegend finde,
ohne ihn im Leidenſchaftlichen und Ungerechten mehr zu entſchul-
digen. — Benzel und Lochner ſollten mit einander Briefe wechſeln,
damit beide durch die Plage der Unleſerlichkeit gezüchtigt würden.*)
— Willſt du einmal von [der] akademiſchen Garbe Schlichtegrolls30
den Auszug aus der Geſchichte Ludwig IV des Baiers? —

*) nur ein roth bemerktes Wort blieb ein unaufgelöſeter Nebelfleck.
17 Jean Paul Briefe. VI.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="letter" n="1">
        <p><pb facs="#f0271" n="257"/>
ziehen kann. Könnte mein Ihnen bekannter Glaube an das <hi rendition="#aq">da capo</hi><lb/>
oder <hi rendition="#aq">encora</hi> [!] der Begebenheiten von <hi rendition="#aq">Nürnberg</hi> widerlegt werden:<lb/>
&#x017F;o wär&#x2019; es nur dadurch möglich, daß ich noch froher als Dreiwöchner<lb/>
lebte denn in Erlangen. Grü&#x017F;&#x017F;en Sie mir <hi rendition="#aq">NN</hi> &#x2014; &#x2014; Sich &#x017F;elber<lb/>
und auch mich; nämlich &#x017F;chreiben Sie bald.<lb n="5"/>
</p>
      </div>
      <div type="letter" n="1">
        <head>626. An <hi rendition="#g">Emanuel.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 21. März 1812]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Mein treu und warm geliebter <hi rendition="#aq">Emanuel!</hi> Ihre Worte fallen<lb/>
wie ein warmer Frühlingregen auf meine jetzt zuweilen &#x017F;ehr ver-<lb/>
&#x017F;engte Seele. Gott gehört der Dank, daß ich einen Men&#x017F;chen ge-<lb n="10"/>
funden wie Sie. Verlieren kann ich ihn nun nicht mehr, &#x017F;o wenig<lb/>
als er mich.</p><lb/>
        <closer>
          <salute> <hi rendition="#right">Ihr<lb/>
treue&#x017F;ter<lb/>
R.</hi> <lb n="15"/>
          </salute>
        </closer>
      </div>
      <div type="letter" n="1">
        <head>627. An <hi rendition="#g">Emanuel.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 22. März 1812]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Guten Morgen, mein <hi rendition="#aq">Emanuel!</hi> Ach ich bin &#x017F;o ein Heiliger<lb/>
wie der Käfer bei den Hottentotten. &#x2014; Sehr froh war ich freilich<lb/>
ge&#x017F;tern nicht, ausgenommen durch Ihr Blatt und noch einiges;<lb n="20"/>
de&#x017F;to froher bin ich heute. An Fe&#x017F;ttagen hab ich immer eine Art<lb/>
Wehmuth.</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>628. An <hi rendition="#g">Otto.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 23. März 1812]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Guten Morgen, Alter! Hier den <hi rendition="#aq">Schelling,</hi> den ich bei einem<lb n="25"/>
2<hi rendition="#sup">ten</hi>, ja 3<hi rendition="#sup">ten</hi> Le&#x017F;en wenig&#x017F;tens im Theoreti&#x017F;chen mehr &#x017F;iegend finde,<lb/>
ohne ihn im Leiden&#x017F;chaftlichen und Ungerechten mehr zu ent&#x017F;chul-<lb/>
digen. &#x2014; <hi rendition="#aq">Benzel</hi> und <hi rendition="#aq">Lochner</hi> &#x017F;ollten mit einander Briefe wech&#x017F;eln,<lb/>
damit beide durch die Plage der Unle&#x017F;erlichkeit gezüchtigt würden.<note place="foot" n="*)">nur ein roth bemerktes Wort blieb ein unaufgelö&#x017F;eter Nebelfleck.</note><lb/>
&#x2014; Will&#x017F;t du einmal von [der] akademi&#x017F;chen Garbe <hi rendition="#aq">Schlichtegrolls</hi><lb n="30"/>
den Auszug aus der Ge&#x017F;chichte Ludwig <hi rendition="#aq">IV</hi> des Baiers? &#x2014;</p>
      </div><lb/>
      <fw place="bottom" type="sig">17 <hi rendition="#b">Jean Paul Briefe.</hi> <hi rendition="#aq">VI.</hi></fw><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[257/0271] ziehen kann. Könnte mein Ihnen bekannter Glaube an das da capo oder encora [!] der Begebenheiten von Nürnberg widerlegt werden: ſo wär’ es nur dadurch möglich, daß ich noch froher als Dreiwöchner lebte denn in Erlangen. Grüſſen Sie mir NN — — Sich ſelber und auch mich; nämlich ſchreiben Sie bald. 5 626. An Emanuel. [Bayreuth, 21. März 1812] Mein treu und warm geliebter Emanuel! Ihre Worte fallen wie ein warmer Frühlingregen auf meine jetzt zuweilen ſehr ver- ſengte Seele. Gott gehört der Dank, daß ich einen Menſchen ge- 10 funden wie Sie. Verlieren kann ich ihn nun nicht mehr, ſo wenig als er mich. Ihr treueſter R. 15 627. An Emanuel. [Bayreuth, 22. März 1812] Guten Morgen, mein Emanuel! Ach ich bin ſo ein Heiliger wie der Käfer bei den Hottentotten. — Sehr froh war ich freilich geſtern nicht, ausgenommen durch Ihr Blatt und noch einiges; 20 deſto froher bin ich heute. An Feſttagen hab ich immer eine Art Wehmuth. 628. An Otto. [Bayreuth, 23. März 1812] Guten Morgen, Alter! Hier den Schelling, den ich bei einem 25 2ten, ja 3ten Leſen wenigſtens im Theoretiſchen mehr ſiegend finde, ohne ihn im Leidenſchaftlichen und Ungerechten mehr zu entſchul- digen. — Benzel und Lochner ſollten mit einander Briefe wechſeln, damit beide durch die Plage der Unleſerlichkeit gezüchtigt würden. *) — Willſt du einmal von [der] akademiſchen Garbe Schlichtegrolls 30 den Auszug aus der Geſchichte Ludwig IV des Baiers? — *) nur ein roth bemerktes Wort blieb ein unaufgelöſeter Nebelfleck. 17 Jean Paul Briefe. VI.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:17:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:17:09Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/271
Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/271>, abgerufen am 24.11.2024.