Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952.Geist muß das Land Carolinia vorgegaukelt haben -- durch meine Zur Oster Messe 1815 wünscht' ich nämlich den 2ten Theil der Ich wollte, die Daemmerungen würden neu aufgelegt -- der Nur Einen Wink aus einem halben Dintentropfen gemacht, geben25 Es geh' Ihnen wol, lieber Cotta! Ihr Jean Paul Fr. Richter 900. An Otto.30 [Bayreuth, 15. Juli 1814]Ich danke dir, Lieber, für deine Aufmerksamkeit auf meinen *) In 1 Vormittage von 9 bis 11/2 Uhr bring' ichs, Vorbereiten und Aus-
feilen eingerechnet, nicht über zwei Quartseiten. Nachmittags steh' ich auf dem35 Katheder und sitze unten auf der Bank und lerne etwas von mir. Ich habe zwar Stoff zu noch 50 Werken, aber die Ausarbeitung frißet Zeit und Kraft. Geiſt muß das Land Carolinia vorgegaukelt haben — durch meine Zur Oſter Meſſe 1815 wünſcht’ ich nämlich den 2ten Theil der Ich wollte, die Daemmerungen würden neu aufgelegt — der Nur Einen Wink aus einem halben Dintentropfen gemacht, geben25 Es geh’ Ihnen wol, lieber Cotta! Ihr Jean Paul Fr. Richter 900. An Otto.30 [Bayreuth, 15. Juli 1814]Ich danke dir, Lieber, für deine Aufmerkſamkeit auf meinen *) In 1 Vormittage von 9 bis 1½ Uhr bring’ ichs, Vorbereiten und Aus-
feilen eingerechnet, nicht über zwei Quartſeiten. Nachmittags ſteh’ ich auf dem35 Katheder und ſitze unten auf der Bank und lerne etwas von mir. Ich habe zwar Stoff zu noch 50 Werken, aber die Ausarbeitung frißet Zeit und Kraft. <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0406" n="390"/> Geiſt muß das Land <hi rendition="#aq">Carolinia</hi> vorgegaukelt haben — durch <hi rendition="#g">meine</hi><lb/> Schuld. Sie rechnen nämlich den Bogen <hi rendition="#aq">Mars</hi> zu 3 <hi rendition="#aq">Ld.</hi> In meinem<lb/> Briefe am 18 März, womit ich Ihnen den Aufſatz über die Träume<lb/> ſchickte, ſagte ich, da Sie wie wahrſcheinlich ſchon ohne Vertrag<lb/> die Druckexemplare beſtimmt hätten, ſo bät’ ich Sie um 6 <hi rendition="#aq">Ld’or;</hi><lb n="5"/> nur im Falle, daß es ginge wie mit der <hi rendition="#aq">Levana,</hi> um das Gewöhn-<lb/> liche. Sie ſehen leicht, daß ich hier nicht zwiſchen 6 und 3 alter-<lb/> nieren konnte, ſondern zwiſchen 6 und 5, wie bei dem <hi rendition="#aq">Museum.</hi><lb/> Wie könnt’ ich ein neues Buch, das noch dazu wie ich dort anführe,<lb/> aus lauter Epigrammen beſteht, bei meinem jetzigen durch Kritik<lb n="10"/> und Jahre größern Aufwand von Zeit und Kraft,<note place="foot" n="*)">In 1 Vormittage von 9 bis 1½ Uhr bring’ ichs, Vorbereiten und Aus-<lb/> feilen eingerechnet, nicht über zwei Quartſeiten. Nachmittags ſteh’ ich auf dem<lb n="35"/> Katheder und ſitze unten auf der Bank und lerne etwas von mir. Ich habe zwar<lb/> Stoff zu noch 50 Werken, aber die Ausarbeitung frißet Zeit und Kraft.</note> um den<lb/> Preis einer bloßen neuen Auflage geben, beſonders da ja Ihr<lb/> Morgenblatt mir mehr gegeben hätte? Sie antworteten mir ohne<lb/> nähere Beſtimmung: „Ihr Wunſch wird erfüllt“; aber dieſer war<lb/> natürlich die Zahl 6. Doch laſſen wir die kleinliche Auseinander-<lb n="15"/> ſetzung. Haben Sie nur die Güte, mir das Fehlende gut zu ſchreiben.<lb/> Ich muthe Ihnen bei Ihrer Arbeit keine frühere als eine gelegent-<lb/> liche Antwort zu, ſo wie eine auf das Folgende.</p><lb/> <p>Zur Oſter Meſſe 1815 wünſcht’ ich nämlich den 2<hi rendition="#sup">ten</hi> Theil der<lb/><hi rendition="#aq">Blumine</hi> zu geben; meine zerſtreueten Aufſätze wachſen mir ſonſt<lb n="20"/> über den Kopf oder einem Nachdrucker in die Hand.</p><lb/> <p>Ich wollte, die <hi rendition="#aq">Daemmerungen</hi> würden neu aufgelegt — der<lb/> Noten wegen, die ich dazu machen möchte. In jene kämen dann<lb/> auch die <hi rendition="#aq">Nachdaemmerungen</hi> aus dem Pertheſchen [!] Muſeum.</p><lb/> <p>Nur Einen Wink aus einem halben Dintentropfen gemacht, geben<lb n="25"/> Sie mir über Ihre neulichen „Herzens Ergießungen“, um die mich<lb/> der Teufel gebracht.</p><lb/> <p>Es geh’ Ihnen wol, lieber <hi rendition="#aq">Cotta!</hi></p> <closer> <salute> <hi rendition="#right">Ihr<lb/> Jean Paul Fr. Richter</hi> </salute> </closer> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>900. An <hi rendition="#g">Otto.</hi><lb n="30"/> </head> <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 15. Juli 1814]</hi> </dateline><lb/> <p>Ich danke dir, Lieber, für deine Aufmerkſamkeit auf meinen<lb/> Buchhändler <hi rendition="#aq">état</hi>. Aber <hi rendition="#aq">Cotta</hi> iſt unſchuldig. Für den Druck des<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [390/0406]
Geiſt muß das Land Carolinia vorgegaukelt haben — durch meine
Schuld. Sie rechnen nämlich den Bogen Mars zu 3 Ld. In meinem
Briefe am 18 März, womit ich Ihnen den Aufſatz über die Träume
ſchickte, ſagte ich, da Sie wie wahrſcheinlich ſchon ohne Vertrag
die Druckexemplare beſtimmt hätten, ſo bät’ ich Sie um 6 Ld’or; 5
nur im Falle, daß es ginge wie mit der Levana, um das Gewöhn-
liche. Sie ſehen leicht, daß ich hier nicht zwiſchen 6 und 3 alter-
nieren konnte, ſondern zwiſchen 6 und 5, wie bei dem Museum.
Wie könnt’ ich ein neues Buch, das noch dazu wie ich dort anführe,
aus lauter Epigrammen beſteht, bei meinem jetzigen durch Kritik 10
und Jahre größern Aufwand von Zeit und Kraft, *) um den
Preis einer bloßen neuen Auflage geben, beſonders da ja Ihr
Morgenblatt mir mehr gegeben hätte? Sie antworteten mir ohne
nähere Beſtimmung: „Ihr Wunſch wird erfüllt“; aber dieſer war
natürlich die Zahl 6. Doch laſſen wir die kleinliche Auseinander- 15
ſetzung. Haben Sie nur die Güte, mir das Fehlende gut zu ſchreiben.
Ich muthe Ihnen bei Ihrer Arbeit keine frühere als eine gelegent-
liche Antwort zu, ſo wie eine auf das Folgende.
Zur Oſter Meſſe 1815 wünſcht’ ich nämlich den 2ten Theil der
Blumine zu geben; meine zerſtreueten Aufſätze wachſen mir ſonſt 20
über den Kopf oder einem Nachdrucker in die Hand.
Ich wollte, die Daemmerungen würden neu aufgelegt — der
Noten wegen, die ich dazu machen möchte. In jene kämen dann
auch die Nachdaemmerungen aus dem Pertheſchen [!] Muſeum.
Nur Einen Wink aus einem halben Dintentropfen gemacht, geben 25
Sie mir über Ihre neulichen „Herzens Ergießungen“, um die mich
der Teufel gebracht.
Es geh’ Ihnen wol, lieber Cotta!
Ihr
Jean Paul Fr. Richter
900. An Otto. 30
[Bayreuth, 15. Juli 1814]
Ich danke dir, Lieber, für deine Aufmerkſamkeit auf meinen
Buchhändler état. Aber Cotta iſt unſchuldig. Für den Druck des
*) In 1 Vormittage von 9 bis 1½ Uhr bring’ ichs, Vorbereiten und Aus-
feilen eingerechnet, nicht über zwei Quartſeiten. Nachmittags ſteh’ ich auf dem 35
Katheder und ſitze unten auf der Bank und lerne etwas von mir. Ich habe zwar
Stoff zu noch 50 Werken, aber die Ausarbeitung frißet Zeit und Kraft.
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(2016-11-22T15:17:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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