Guten Abend! Heute find' ich den sauern Krause, da ich ihn erst ganz gelesen, sogar zuckersäuerlich oder höflich gegen mich. -- Ich verlangte blos kalt meine Bücher zurück; und setzte nur unten5 hinzu: "Calyptra oder der "Befruchtungshut" wird seit Hedwig "in der Botanik das Hütchen der Moose genannt, das Griffel "und Narbe ersetzt." Seinen alten Pfiff, zu scheinen als halt' er sich nicht für angegriffen, kehrt er wieder vor. -- Die Rezension hat schöne und richtige Stellen; geht aber über das Überwiegende10 des Werks feindlich hinweg. Sündlich setzt er meine und Wolkens Antworten -- auch in der Vorschule S. 711 -- über s und ung hintan. Du solltest nur den langen Artikel in W[olke] selber nach- lesen. -- Aber fort mit ihm auf ewig!
962. An Otto.15
[Bayreuth, Weihnachten 1814]
Gute Feiertage!
Wagner wurde erst durch mich auf die Kraus. Rezension auf- merksam und will sie jetzo lesen. Sei so gut und schicke mir auch Wolke'n dazu. Er oder seine Freunde werden gewiß bald ant-20 worten; desto besser für Kr[ause]; der ihnen nicht in Einer Zeile Recht lassen wird.
963. An Otto.
[Bayreuth, Ende Dez. 1814]
Guten Abend, Lieber! Die verdammt lange, Freitags Nach-25 mittag abreisende Wahlkapitulazion schicke ich dir, dazu, wenn du etwan unschickliche oder zu kecke Stellen nur mit einem unmotivierten Worte bemerken wolltest. -- Die fernere Eintheilung in Kapitel muß ich nachtragen.
964. An Cotta in Wien.30
Baireuth d. 30 Dec. 1814 [Freitag]
Heute mit diesem Briefchen geht mein langer Aufsatz für das Morgenblatt ab, der eine "Wahlkapitulazion zwischen Vulkan und Venus über die Regierung der Erde in zehn Kapiteln" enthält und
961. An Otto.
[Bayreuth, Dez. 1814]
Guten Abend! Heute find’ ich den ſauern Krause, da ich ihn erſt ganz geleſen, ſogar zuckerſäuerlich oder höflich gegen mich. — Ich verlangte blos kalt meine Bücher zurück; und ſetzte nur unten5 hinzu: „Calyptra oder der „Befruchtungshut“ wird ſeit Hedwig „in der Botanik das Hütchen der Mooſe genannt, das Griffel „und Narbe erſetzt.“ Seinen alten Pfiff, zu ſcheinen als halt’ er ſich nicht für angegriffen, kehrt er wieder vor. — Die Rezenſion hat ſchöne und richtige Stellen; geht aber über das Überwiegende10 des Werks feindlich hinweg. Sündlich ſetzt er meine und Wolkens Antworten — auch in der Vorſchule S. 711 — über ſ und ung hintan. Du ſollteſt nur den langen Artikel in W[olke] ſelber nach- leſen. — Aber fort mit ihm auf ewig!
962. An Otto.15
[Bayreuth, Weihnachten 1814]
Gute Feiertage!
Wagner wurde erſt durch mich auf die Kraus. Rezenſion auf- merkſam und will ſie jetzo leſen. Sei ſo gut und ſchicke mir auch Wolke’n dazu. Er oder ſeine Freunde werden gewiß bald ant-20 worten; deſto beſſer für Kr[ause]; der ihnen nicht in Einer Zeile Recht laſſen wird.
963. An Otto.
[Bayreuth, Ende Dez. 1814]
Guten Abend, Lieber! Die verdammt lange, Freitags Nach-25 mittag abreiſende Wahlkapitulazion ſchicke ich dir, dazu, wenn du etwan unſchickliche oder zu kecke Stellen nur mit einem unmotivierten Worte bemerken wollteſt. — Die fernere Eintheilung in Kapitel muß ich nachtragen.
964. An Cotta in Wien.30
Baireuth d. 30 Dec. 1814 [Freitag]
Heute mit dieſem Briefchen geht mein langer Aufſatz für das Morgenblatt ab, der eine „Wahlkapitulazion zwiſchen Vulkan und Venus über die Regierung der Erde in zehn Kapiteln“ enthält und
<TEI><text><body><pbfacs="#f0428"n="412"/><divtype="letter"n="1"><head>961. An <hirendition="#g">Otto.</hi></head><lb/><dateline><hirendition="#right">[Bayreuth, Dez. 1814]</hi></dateline><lb/><p>Guten Abend! Heute find’ ich den ſauern <hirendition="#aq">Krause,</hi> da ich ihn<lb/>
erſt ganz geleſen, ſogar zuckerſäuerlich oder höflich gegen mich. —<lb/>
Ich verlangte blos kalt meine Bücher zurück; und ſetzte nur unten<lbn="5"/>
hinzu: „<hirendition="#aq">Calyptra</hi> oder der „Befruchtungshut“ wird ſeit Hedwig<lb/>„in der Botanik das Hütchen der Mooſe genannt, das Griffel<lb/>„und Narbe erſetzt.“ Seinen alten Pfiff, zu ſcheinen als halt’ er<lb/>ſich nicht für angegriffen, kehrt er wieder vor. — Die Rezenſion<lb/>
hat ſchöne und richtige Stellen; geht aber über das Überwiegende<lbn="10"/>
des Werks feindlich hinweg. Sündlich ſetzt er meine und Wolkens<lb/>
Antworten — auch in der Vorſchule S. 711 — über <hirendition="#u">ſ</hi> und <hirendition="#u">ung</hi><lb/>
hintan. Du ſollteſt nur den langen Artikel in <hirendition="#aq">W[olke]</hi>ſelber nach-<lb/>
leſen. — Aber fort mit ihm auf ewig!</p></div><lb/><divtype="letter"n="1"><head>962. An <hirendition="#g">Otto.</hi><lbn="15"/></head><dateline><hirendition="#right">[Bayreuth, Weihnachten 1814]</hi></dateline><lb/><salute><hirendition="#left">Gute Feiertage!</hi></salute><lb/><p><hirendition="#aq">Wagner</hi> wurde erſt durch mich auf die <hirendition="#aq">Kraus</hi>. Rezenſion auf-<lb/>
merkſam und will ſie jetzo leſen. Sei ſo gut und ſchicke mir auch<lb/><hirendition="#aq">Wolke’n</hi> dazu. Er oder ſeine Freunde werden gewiß bald ant-<lbn="20"/>
worten; deſto beſſer für <hirendition="#aq">Kr[ause];</hi> der ihnen nicht in Einer Zeile<lb/>
Recht laſſen wird.</p></div><lb/><divtype="letter"n="1"><head>963. An <hirendition="#g">Otto.</hi></head><lb/><dateline><hirendition="#right">[Bayreuth, Ende Dez. 1814]</hi></dateline><lb/><p>Guten Abend, Lieber! Die verdammt lange, Freitags Nach-<lbn="25"/>
mittag abreiſende Wahlkapitulazion ſchicke ich dir, dazu, wenn du<lb/>
etwan unſchickliche oder zu kecke Stellen nur mit einem unmotivierten<lb/>
Worte bemerken wollteſt. — Die fernere Eintheilung in Kapitel<lb/>
muß ich nachtragen.</p></div><lb/><divtype="letter"n="1"><head>964. An <hirendition="#g">Cotta in Wien.</hi><lbn="30"/></head><dateline><hirendition="#right"><hirendition="#aq">Baireuth d. 30 Dec.</hi> 1814 [Freitag]</hi></dateline><lb/><p>Heute mit dieſem Briefchen geht mein langer Aufſatz für das<lb/>
Morgenblatt ab, der eine „Wahlkapitulazion zwiſchen Vulkan und<lb/>
Venus über die Regierung der Erde in zehn Kapiteln“ enthält und<lb/></p></div></body></text></TEI>
[412/0428]
961. An Otto.
[Bayreuth, Dez. 1814]
Guten Abend! Heute find’ ich den ſauern Krause, da ich ihn
erſt ganz geleſen, ſogar zuckerſäuerlich oder höflich gegen mich. —
Ich verlangte blos kalt meine Bücher zurück; und ſetzte nur unten 5
hinzu: „Calyptra oder der „Befruchtungshut“ wird ſeit Hedwig
„in der Botanik das Hütchen der Mooſe genannt, das Griffel
„und Narbe erſetzt.“ Seinen alten Pfiff, zu ſcheinen als halt’ er
ſich nicht für angegriffen, kehrt er wieder vor. — Die Rezenſion
hat ſchöne und richtige Stellen; geht aber über das Überwiegende 10
des Werks feindlich hinweg. Sündlich ſetzt er meine und Wolkens
Antworten — auch in der Vorſchule S. 711 — über ſ und ung
hintan. Du ſollteſt nur den langen Artikel in W[olke] ſelber nach-
leſen. — Aber fort mit ihm auf ewig!
962. An Otto. 15
[Bayreuth, Weihnachten 1814]
Gute Feiertage!
Wagner wurde erſt durch mich auf die Kraus. Rezenſion auf-
merkſam und will ſie jetzo leſen. Sei ſo gut und ſchicke mir auch
Wolke’n dazu. Er oder ſeine Freunde werden gewiß bald ant- 20
worten; deſto beſſer für Kr[ause]; der ihnen nicht in Einer Zeile
Recht laſſen wird.
963. An Otto.
[Bayreuth, Ende Dez. 1814]
Guten Abend, Lieber! Die verdammt lange, Freitags Nach- 25
mittag abreiſende Wahlkapitulazion ſchicke ich dir, dazu, wenn du
etwan unſchickliche oder zu kecke Stellen nur mit einem unmotivierten
Worte bemerken wollteſt. — Die fernere Eintheilung in Kapitel
muß ich nachtragen.
964. An Cotta in Wien. 30
Baireuth d. 30 Dec. 1814 [Freitag]
Heute mit dieſem Briefchen geht mein langer Aufſatz für das
Morgenblatt ab, der eine „Wahlkapitulazion zwiſchen Vulkan und
Venus über die Regierung der Erde in zehn Kapiteln“ enthält und
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952, S. 412. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/428>, abgerufen am 16.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.