"Zweierlei Dämmerungen, die des Abends und des Morgens "eignest du zu, Ihm und Ihr; und beiden durch dasselbe Wort; "wie rechtfertigst du was du wagst?" --5
Beides durch den Himmel; über eine Dämmerung regiert der Abendstern, auch der Stern der Liebe genannt; die andere Däm- merung beherrscht der Morgenstern, der Licht-Träger genannt. So mögen auch meinen Dämmerungen (ist der Wunsch) zwei günstige Sterne scheinen!10
"Aber beiden sagst du einerlei Wort?" --
Am Himmel ist Abend- und Morgen-Stern nur einer und eins.
Ihrer herzoglichen Hoheit und Ihrer kaiserlichen Hoheit15 [Spaltenumbruch]unterthänigster Jean Paul Fr. Richter
Bayreuth d. 17. Nov. 1809. [Spaltenumbruch]
190. An den Erbprinzen Carl Friedrich von Sachsen- Weimar-Eisenach.20
Durchlauchtigster Erbprinz, Gnädigster Erbprinz und Herr!
Der Verfasser dieser Doppel-Zueignung hat zwei Entschuldi- gungen derselben, wenn nicht zehn.
Die erste ist, daß er einmal seelig, nämlich einige Jahre in25 Weimar war -- und daß er unter den geistigen Freuden des deut- schen Resonanz-Athens auch die der Bekanntschaft mit Ihrer Her- zoglichen Hoheit genoß. Diese Freude und diese Zeit kehrt ihm lebendiger um durch das Schreiben an einen Fürsten, welcher einst den Glanz der Musenstadt fortsetzt und welcher von mehr als einer30 Reise die Erfüllung der schönsten Wünsche mitbrachte, die Ihm Schiller und Vaterland nachsandten.
Die zweite Entschuldigung machen die blos geschriebnen Buch- staben, welche erst der Beifall Ihrer Hoheit und des Publikums
4. Die Zueignung der Dämmerungen an Zwei.
„Zweierlei Dämmerungen, die des Abends und des Morgens „eigneſt du zu, Ihm und Ihr; und beiden durch daſſelbe Wort; „wie rechtfertigſt du was du wagſt?“ —5
Beides durch den Himmel; über eine Dämmerung regiert der Abendſtern, auch der Stern der Liebe genannt; die andere Däm- merung beherrſcht der Morgenſtern, der Licht-Träger genannt. So mögen auch meinen Dämmerungen (iſt der Wunſch) zwei günſtige Sterne ſcheinen!10
„Aber beiden ſagſt du einerlei Wort?“ —
Am Himmel iſt Abend- und Morgen-Stern nur einer und eins.
Ihrer herzoglichen Hoheit und Ihrer kaiserlichen Hoheit15 [Spaltenumbruch]unterthänigſter Jean Paul Fr. Richter
Bayreuth d. 17. Nov. 1809. [Spaltenumbruch]
190. An den Erbprinzen Carl Friedrich von Sachſen- Weimar-Eiſenach.20
Durchlauchtigſter Erbprinz, Gnädigſter Erbprinz und Herr!
Der Verfaſſer dieſer Doppel-Zueignung hat zwei Entſchuldi- gungen derſelben, wenn nicht zehn.
Die erſte iſt, daß er einmal ſeelig, nämlich einige Jahre in25 Weimar war — und daß er unter den geiſtigen Freuden des deut- ſchen Reſonanz-Athens auch die der Bekanntſchaft mit Ihrer Her- zoglichen Hoheit genoß. Dieſe Freude und dieſe Zeit kehrt ihm lebendiger um durch das Schreiben an einen Fürſten, welcher einſt den Glanz der Muſenſtadt fortſetzt und welcher von mehr als einer30 Reiſe die Erfüllung der ſchönſten Wünſche mitbrachte, die Ihm Schiller und Vaterland nachſandten.
Die zweite Entſchuldigung machen die blos geſchriebnen Buch- ſtaben, welche erſt der Beifall Ihrer Hoheit und des Publikums
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4.
Die Zueignung der Dämmerungen an Zwei.
„Zweierlei Dämmerungen, die des Abends und des Morgens
„eigneſt du zu, Ihm und Ihr; und beiden durch daſſelbe Wort;
„wie rechtfertigſt du was du wagſt?“ — 5
Beides durch den Himmel; über eine Dämmerung regiert der
Abendſtern, auch der Stern der Liebe genannt; die andere Däm-
merung beherrſcht der Morgenſtern, der Licht-Träger genannt. So
mögen auch meinen Dämmerungen (iſt der Wunſch) zwei günſtige
Sterne ſcheinen! 10
„Aber beiden ſagſt du einerlei Wort?“ —
Am Himmel iſt Abend- und Morgen-Stern nur einer und eins.
Ihrer herzoglichen Hoheit
und
Ihrer kaiserlichen Hoheit 15
unterthänigſter
Jean Paul Fr. RichterBayreuth d. 17. Nov.
1809.
190. An den Erbprinzen Carl Friedrich von Sachſen-
Weimar-Eiſenach. 20
Durchlauchtigſter Erbprinz,
Gnädigſter Erbprinz und Herr!
Der Verfaſſer dieſer Doppel-Zueignung hat zwei Entſchuldi-
gungen derſelben, wenn nicht zehn.
Die erſte iſt, daß er einmal ſeelig, nämlich einige Jahre in 25
Weimar war — und daß er unter den geiſtigen Freuden des deut-
ſchen Reſonanz-Athens auch die der Bekanntſchaft mit Ihrer Her-
zoglichen Hoheit genoß. Dieſe Freude und dieſe Zeit kehrt ihm
lebendiger um durch das Schreiben an einen Fürſten, welcher einſt
den Glanz der Muſenſtadt fortſetzt und welcher von mehr als einer 30
Reiſe die Erfüllung der ſchönſten Wünſche mitbrachte, die Ihm
Schiller und Vaterland nachſandten.
Die zweite Entſchuldigung machen die blos geſchriebnen Buch-
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/79>, abgerufen am 16.02.2025.
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