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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954.

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unterricht. -- Von heute Nachmittag fängt meine gestrige Propeh-
zeiung trocknes Wetters bis tief in den Mai schon einzutreffen an.
-- Einen Gruß an meine Nachbarin!

278. An Emanuel.
5

Guten Morgen, Emanuel! Freilich ists zu dumm, da Über-
lassen
der Zimmer ja gerade Verkaufen des Schlosses ausschließt;
aber, doch gefällt mir S. mit seiner Genugthuung besser als Wächter
mit seiner Fortsünde. -- Nächstens werd ich einmal abends in Ihre
Stube hineinfahren, ohne lange Laufzettel vorher zu schicken.10
Guten Morgen, Hoffende!

*279. An Heinrich Voß in Heidelberg.

Endlich hab' ich die Freude, Sie um zwanzig bis dreißig Dinge
zu bitten, welche indeß alle auf die Stube hinauslaufen, in der ich15
Ihnen dafür danken will. Ich brauche nämlich -- etwa von der
Pfingstwoche an bis zum längsten Tage -- ein Stübchen zur Miethe
(nicht einmal ein Kämmerchen dazu) -- ferner ein Bette -- ein
schlechtes Kanapee, weil ich nur auf einem lese und schreibe -- jemand
zum Kaffee- und Bettmachen und Getränkholen -- gar keine Möbeln20
außer den aller unentbehrlichsten. -- Nur liege das Zimmerchen nicht
dem Sonnenbrande gegenüber, sondern lieber der Abendsonne, oder
dem Museum, oder der Wirthtafel, wo ich esse; und, wenn möglich,
ohne besondern Lärmen in der Morgen schlaf stunde, die für mich
mehr Gold im Munde hat als die Wachstunde. Auch außer der25
Stadt kann mein (herrnhutisches) Seitenhölchen oder meine Brut-
zelle liegen. Ein Mittelpunkt braucht ja nicht groß zu sein, wenn nur
der Umkreis es ist; dieser bildet jenen, nicht jener diesen. Durchaus
muß ich alles miethen und bezahlen dürfen; so lebt' ich in Erlangen,
Nürnberg, und wollt' es auch in Regensburg, hätt' es der Primas30
nicht für mich bezahlt. Als Gast hätt' ich nur halbe Freude d. h.
Freiheit.

Nach meinem geschwinden Wetterpropheten bekommen wir we-
nigstens 11/2 zu trockne Monate. Vielleicht feier' ich schon die

unterricht. — Von heute Nachmittag fängt meine geſtrige Propeh-
zeiung trocknes Wetters bis tief in den Mai ſchon einzutreffen an.
— Einen Gruß an meine Nachbarin!

278. An Emanuel.
5

Guten Morgen, Emanuel! Freilich iſts zu dumm, da Über-
laſſen
der Zimmer ja gerade Verkaufen des Schloſſes ausſchließt;
aber, doch gefällt mir S. mit ſeiner Genugthuung beſſer als Wächter
mit ſeiner Fortſünde. — Nächſtens werd ich einmal abends in Ihre
Stube hineinfahren, ohne lange Laufzettel vorher zu ſchicken.10
Guten Morgen, Hoffende!

*279. An Heinrich Voß in Heidelberg.

Endlich hab’ ich die Freude, Sie um zwanzig bis dreißig Dinge
zu bitten, welche indeß alle auf die Stube hinauslaufen, in der ich15
Ihnen dafür danken will. Ich brauche nämlich — etwa von der
Pfingſtwoche an bis zum längſten Tage — ein Stübchen zur Miethe
(nicht einmal ein Kämmerchen dazu) — ferner ein Bette — ein
ſchlechtes Kanapee, weil ich nur auf einem leſe und ſchreibe — jemand
zum Kaffee- und Bettmachen und Getränkholen — gar keine Möbeln20
außer den aller unentbehrlichſten. — Nur liege das Zimmerchen nicht
dem Sonnenbrande gegenüber, ſondern lieber der Abendſonne, oder
dem Muſeum, oder der Wirthtafel, wo ich eſſe; und, wenn möglich,
ohne beſondern Lärmen in der Morgen ſchlaf ſtunde, die für mich
mehr Gold im Munde hat als die Wachſtunde. Auch außer der25
Stadt kann mein (herrnhutiſches) Seitenhölchen oder meine Brut-
zelle liegen. Ein Mittelpunkt braucht ja nicht groß zu ſein, wenn nur
der Umkreis es iſt; dieſer bildet jenen, nicht jener dieſen. Durchaus
muß ich alles miethen und bezahlen dürfen; ſo lebt’ ich in Erlangen,
Nürnberg, und wollt’ es auch in Regensburg, hätt’ es der Primas30
nicht für mich bezahlt. Als Gaſt hätt’ ich nur halbe Freude d. h.
Freiheit.

Nach meinem geſchwinden Wetterpropheten bekommen wir we-
nigſtens 1½ zu trockne Monate. Vielleicht feier’ ich ſchon die

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[111/0116] unterricht. — Von heute Nachmittag fängt meine geſtrige Propeh- zeiung trocknes Wetters bis tief in den Mai ſchon einzutreffen an. — Einen Gruß an meine Nachbarin! 278. An Emanuel. [Bayreuth, 25. April 1817] 5 Guten Morgen, Emanuel! Freilich iſts zu dumm, da Über- laſſen der Zimmer ja gerade Verkaufen des Schloſſes ausſchließt; aber, doch gefällt mir S. mit ſeiner Genugthuung beſſer als Wächter mit ſeiner Fortſünde. — Nächſtens werd ich einmal abends in Ihre Stube hineinfahren, ohne lange Laufzettel vorher zu ſchicken. 10 Guten Morgen, Hoffende! *279. An Heinrich Voß in Heidelberg. Baireut d. 12 Mai 1817 Endlich hab’ ich die Freude, Sie um zwanzig bis dreißig Dinge zu bitten, welche indeß alle auf die Stube hinauslaufen, in der ich 15 Ihnen dafür danken will. Ich brauche nämlich — etwa von der Pfingſtwoche an bis zum längſten Tage — ein Stübchen zur Miethe (nicht einmal ein Kämmerchen dazu) — ferner ein Bette — ein ſchlechtes Kanapee, weil ich nur auf einem leſe und ſchreibe — jemand zum Kaffee- und Bettmachen und Getränkholen — gar keine Möbeln 20 außer den aller unentbehrlichſten. — Nur liege das Zimmerchen nicht dem Sonnenbrande gegenüber, ſondern lieber der Abendſonne, oder dem Muſeum, oder der Wirthtafel, wo ich eſſe; und, wenn möglich, ohne beſondern Lärmen in der Morgen ſchlaf ſtunde, die für mich mehr Gold im Munde hat als die Wachſtunde. Auch außer der 25 Stadt kann mein (herrnhutiſches) Seitenhölchen oder meine Brut- zelle liegen. Ein Mittelpunkt braucht ja nicht groß zu ſein, wenn nur der Umkreis es iſt; dieſer bildet jenen, nicht jener dieſen. Durchaus muß ich alles miethen und bezahlen dürfen; ſo lebt’ ich in Erlangen, Nürnberg, und wollt’ es auch in Regensburg, hätt’ es der Primas 30 nicht für mich bezahlt. Als Gaſt hätt’ ich nur halbe Freude d. h. Freiheit. Nach meinem geſchwinden Wetterpropheten bekommen wir we- nigſtens 1½ zu trockne Monate. Vielleicht feier’ ich ſchon die

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:19:52Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:19:52Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954/116>, abgerufen am 29.11.2024.