Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954.medizinisches Urtheil über den Wein nicht. -- Aus den Ephemeriden 317. An Friedrich Heinrich Jacobi in München.5 Baireut d. 3. Sept. 1817Mein geliebter Heinrich! Der Überbringer dieses ist der auch um -- Aber ich eile zu dir! Wie oft mußt' ich deiner in und außer mir Neeb in seiner Pachter-Inkrustierung wird dir schwerlich mehr Dein dritter Band -- den leider der Teufels Buchhändler noch Verzeih diesen magern bloßen Gelegenheitbrief. Lasse dir den Wenn deine Augen kalmierend (mit der flachen Hand) und dein30 mediziniſches Urtheil über den Wein nicht. — Aus den Ephemeriden 317. An Friedrich Heinrich Jacobi in München.5 Baireut d. 3. Sept. 1817Mein geliebter Heinrich! Der Überbringer dieſes iſt der auch um — Aber ich eile zu dir! Wie oft mußt’ ich deiner in und außer mir Neeb in ſeiner Pachter-Inkruſtierung wird dir ſchwerlich mehr Dein dritter Band — den leider der Teufels Buchhändler noch Verzeih dieſen magern bloßen Gelegenheitbrief. Laſſe dir den Wenn deine Augen kalmierend (mit der flachen Hand) und dein30 <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0149" n="142"/> mediziniſches Urtheil über den Wein nicht. — Aus den Ephemeriden<lb/> ſiehſt du, daß auch das fremde über deinen Aufſatz ſo iſt wie meines.<lb/> — Eben kommt <hi rendition="#aq">Max</hi> aus Prüfung und Anſtellung als Obermittel-<lb/> „klaſſer“ zurück, alſo der nächſte nach der 1<hi rendition="#sup">ten</hi> Klaſſe.</p> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>317. An <hi rendition="#g">Friedrich Heinrich Jacobi in München.</hi><lb n="5"/> </head> <byline>Eilig.</byline> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Baireut d. 3. Sept.</hi> 1817</hi> </dateline><lb/> <p>Mein geliebter Heinrich! Der Überbringer dieſes iſt der auch um<lb/> das Griechiſche und Lateiniſche meines Sohns ſo verdiente Pro-<lb/> feſſor <hi rendition="#aq">Wagner.</hi> Er arbeitet an einer Geſchichte der Philoſophie,<lb/> worin eine Widerlegung des letzten philoſophiſchen Triumvirats<lb n="10"/> vorkommt.</p><lb/> <p>— Aber ich eile zu dir! Wie oft mußt’ ich deiner in und außer mir<lb/> gedenken bei deinem prachtvollen Sohne in Mainz, der deiner ſo<lb/> würdig iſt ſo wie ſeine Frau ſeiner. Verjüngende Tage hab’ ich<lb/> überall am Rheine durchlebt; und er wird mich wol künftiges Jahr<lb n="15"/> wieder wegſchwemmen und weiter ziehen. Dann genieß’ ich das<lb/> herrliche Paar länger und wohne vielleicht unter deſſen Dache.</p><lb/> <p><hi rendition="#aq">Neeb</hi> in ſeiner Pachter-Inkruſtierung wird dir ſchwerlich mehr<lb/> gefallen als mir oder ich ihm. Seine neuern Schriften gefallen mir<lb/> — den Spaß abgerechnet — beſſer, ob ſie gleich der Tiefe der ältern<lb n="20"/> ermangeln.</p><lb/> <p>Dein dritter Band — den leider der Teufels Buchhändler noch<lb/> nicht geſchickt — war meine erſte Lektüre in <hi rendition="#aq">Heidelberg.</hi> Ich ent-<lb/> ſinne mich — nach zweimaligem Leſen — weiter nichts als meiner<lb/> Beiſtimmung und Bewunderung; jedoch wenn ich ihn wieder habe,<lb n="25"/> kann ich ins Einzelne gehen. <hi rendition="#aq">Hegel</hi> iſt dir viel näher gekommen, nur<lb/> Einen Punkt über den Willen abgerechnet.</p><lb/> <p>Verzeih dieſen magern bloßen Gelegenheitbrief. Laſſe dir den<lb/> Überbringer einen Sporn zu einer Antwort ſein. —</p><lb/> <p>Wenn deine Augen kalmierend (mit der flachen Hand) und dein<lb n="30"/> Kopf potenziierend mit den Fingerſpitzen und der ganze Körper <hi rendition="#aq">à<lb/> grands courants</hi> magnetiſiert würde: ſo müßteſt du Beſſerung ge-<lb/> winnen, obwol nicht ſogleich ſpüren. Bei Fällen wie deiner bleibt<lb/> die [Wirkung] oft Monate lang aus; kommt aber entſchieden.<lb/> Glaube mir und <hi rendition="#aq">Schelver</hi> und allen, die es noch beſſer verſtehen.<lb n="35"/> </p> </div> </body> </text> </TEI> [142/0149]
mediziniſches Urtheil über den Wein nicht. — Aus den Ephemeriden
ſiehſt du, daß auch das fremde über deinen Aufſatz ſo iſt wie meines.
— Eben kommt Max aus Prüfung und Anſtellung als Obermittel-
„klaſſer“ zurück, alſo der nächſte nach der 1ten Klaſſe.
317. An Friedrich Heinrich Jacobi in München. 5
Eilig.Baireut d. 3. Sept. 1817
Mein geliebter Heinrich! Der Überbringer dieſes iſt der auch um
das Griechiſche und Lateiniſche meines Sohns ſo verdiente Pro-
feſſor Wagner. Er arbeitet an einer Geſchichte der Philoſophie,
worin eine Widerlegung des letzten philoſophiſchen Triumvirats 10
vorkommt.
— Aber ich eile zu dir! Wie oft mußt’ ich deiner in und außer mir
gedenken bei deinem prachtvollen Sohne in Mainz, der deiner ſo
würdig iſt ſo wie ſeine Frau ſeiner. Verjüngende Tage hab’ ich
überall am Rheine durchlebt; und er wird mich wol künftiges Jahr 15
wieder wegſchwemmen und weiter ziehen. Dann genieß’ ich das
herrliche Paar länger und wohne vielleicht unter deſſen Dache.
Neeb in ſeiner Pachter-Inkruſtierung wird dir ſchwerlich mehr
gefallen als mir oder ich ihm. Seine neuern Schriften gefallen mir
— den Spaß abgerechnet — beſſer, ob ſie gleich der Tiefe der ältern 20
ermangeln.
Dein dritter Band — den leider der Teufels Buchhändler noch
nicht geſchickt — war meine erſte Lektüre in Heidelberg. Ich ent-
ſinne mich — nach zweimaligem Leſen — weiter nichts als meiner
Beiſtimmung und Bewunderung; jedoch wenn ich ihn wieder habe, 25
kann ich ins Einzelne gehen. Hegel iſt dir viel näher gekommen, nur
Einen Punkt über den Willen abgerechnet.
Verzeih dieſen magern bloßen Gelegenheitbrief. Laſſe dir den
Überbringer einen Sporn zu einer Antwort ſein. —
Wenn deine Augen kalmierend (mit der flachen Hand) und dein 30
Kopf potenziierend mit den Fingerſpitzen und der ganze Körper à
grands courants magnetiſiert würde: ſo müßteſt du Beſſerung ge-
winnen, obwol nicht ſogleich ſpüren. Bei Fällen wie deiner bleibt
die [Wirkung] oft Monate lang aus; kommt aber entſchieden.
Glaube mir und Schelver und allen, die es noch beſſer verſtehen. 35
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(2016-11-22T15:19:52Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:19:52Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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