Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954.konnt' ich bei der Überschauung der höhern Weiberwelt meine den 10ten Das Regenwetter verwandelte die Fahrt in ein Mittagessen, wo den 12ten Der überaus über mein Kommen erfreute Matthison lud mich Heute d. h. nach einigen Stunden geht die Landfarth mit der25 R. 531. An Therese Huber in Stuttgart.30 Stuttgart d. 14ten Jun. 1819Ich danke Ihnen herzlich für die eilige Güte, womit Sie gestern konnt’ ich bei der Überſchauung der höhern Weiberwelt meine den 10ten Das Regenwetter verwandelte die Fahrt in ein Mittageſſen, wo den 12ten Der überaus über mein Kommen erfreute Matthiſon lud mich Heute d. h. nach einigen Stunden geht die Landfarth mit der25 R. 531. An Thereſe Huber in Stuttgart.30 Stuttgart d. 14ten Jun. 1819Ich danke Ihnen herzlich für die eilige Güte, womit Sie geſtern <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0277" n="269"/> konnt’ ich bei der Überſchauung der höhern Weiberwelt meine<lb/> Wahrnehmung an der hieſigen niedern wiederholen, daß es hier<lb/> äußerſt wenige ſchöne Geſichter gibt, aber dafür feſte, geſundfarbige<lb/> und eckige; zehnmal wolgebauter als die Geſichter ſind die Straßen,<lb/> worein ſie wandeln.<lb n="5"/> </p> <div n="2"> <dateline> <hi rendition="#right">den 10<hi rendition="#sup">ten</hi></hi> </dateline><lb/> <p>Das Regenwetter verwandelte die Fahrt in ein Mittageſſen, wo<lb/> faſt lauter Männer, Boiſſ<hi rendition="#aq">é</hi>ree, Haug, ein Graf, ein Oberpoſt-<lb/> meiſter waren.<lb n="10"/> </p> </div> <div n="2"> <dateline> <hi rendition="#right">den 12<hi rendition="#sup">ten</hi></hi> </dateline><lb/> <p>Der überaus über mein Kommen erfreute Matthiſon lud mich<lb/> geſtern zu einem Th<hi rendition="#aq">é</hi>e. Er und der Hofrath Reinbeck werden zu viel<lb/> für meine Freuden thun. Nun gerath ich leider in den Strom und<lb/> nichts wird mir fehlen als ein Bißchen Einſamkeit. Auch das<lb/> Wetter hat ſeine ſchönere Form wieder angenommen. Bedeutende<lb n="15"/> oder auch phantaſtiſche Frauen hab’ ich noch nicht gefunden, aber<lb/> vernünftige und gute; unverheirathete noch wenig geſehen. — Die<lb/> treffliche <hi rendition="#aq">Beroldingen</hi> erreicht nicht ihre Schweſter an Ideen- und<lb/> Sprech-Kraft, an Lebendigkeit und an Gefühlwärme bei aller ihrer<lb/> Güte. — Ein Profeſſor Müller aus Bremen wurde in dem gedachten<lb n="20"/> Gartenkonzert, als er eine Damengeſellſchaft nach dem Dichter<lb/><hi rendition="#aq">Uhland</hi> fragte, für mich angeſehen, und bekam ihren Wagen und<lb/> fuhr damit wieder zurück ... aber jetzo weiß ich ſelber nicht mehr wie<lb/> der Spaß ausging.</p><lb/> <p>Heute d. h. nach einigen Stunden geht die Landfarth mit der<lb n="25"/> Gräfin vor ſich. Die Poſt verſäume ich nicht. — Grüße meine<lb/> Freunde. Die guten Kinder ſollen für meine Sachen ſorgen. Schreibe<lb/> mir viel von ihnen; und lebe froh, meine Seele.</p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#right">R.</hi> </salute> </closer> </div> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>531. An <hi rendition="#g">Thereſe Huber in Stuttgart.</hi><lb n="30"/> </head> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Stuttgart d. 14<hi rendition="#sup">ten</hi> Jun.</hi> 1819</hi> </dateline><lb/> <p>Ich danke Ihnen herzlich für die eilige Güte, womit Sie geſtern<lb/> meinen nur auf einem Umwege an Sie gelangten Wunſch erfüllt<lb/> haben. Mit Vergnügen geb’ ich Ihnen — und mir — ſchon um<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [269/0277]
konnt’ ich bei der Überſchauung der höhern Weiberwelt meine
Wahrnehmung an der hieſigen niedern wiederholen, daß es hier
äußerſt wenige ſchöne Geſichter gibt, aber dafür feſte, geſundfarbige
und eckige; zehnmal wolgebauter als die Geſichter ſind die Straßen,
worein ſie wandeln. 5
den 10ten
Das Regenwetter verwandelte die Fahrt in ein Mittageſſen, wo
faſt lauter Männer, Boiſſéree, Haug, ein Graf, ein Oberpoſt-
meiſter waren. 10
den 12ten
Der überaus über mein Kommen erfreute Matthiſon lud mich
geſtern zu einem Thée. Er und der Hofrath Reinbeck werden zu viel
für meine Freuden thun. Nun gerath ich leider in den Strom und
nichts wird mir fehlen als ein Bißchen Einſamkeit. Auch das
Wetter hat ſeine ſchönere Form wieder angenommen. Bedeutende 15
oder auch phantaſtiſche Frauen hab’ ich noch nicht gefunden, aber
vernünftige und gute; unverheirathete noch wenig geſehen. — Die
treffliche Beroldingen erreicht nicht ihre Schweſter an Ideen- und
Sprech-Kraft, an Lebendigkeit und an Gefühlwärme bei aller ihrer
Güte. — Ein Profeſſor Müller aus Bremen wurde in dem gedachten 20
Gartenkonzert, als er eine Damengeſellſchaft nach dem Dichter
Uhland fragte, für mich angeſehen, und bekam ihren Wagen und
fuhr damit wieder zurück ... aber jetzo weiß ich ſelber nicht mehr wie
der Spaß ausging.
Heute d. h. nach einigen Stunden geht die Landfarth mit der 25
Gräfin vor ſich. Die Poſt verſäume ich nicht. — Grüße meine
Freunde. Die guten Kinder ſollen für meine Sachen ſorgen. Schreibe
mir viel von ihnen; und lebe froh, meine Seele.
R.
531. An Thereſe Huber in Stuttgart. 30
Stuttgart d. 14ten Jun. 1819
Ich danke Ihnen herzlich für die eilige Güte, womit Sie geſtern
meinen nur auf einem Umwege an Sie gelangten Wunſch erfüllt
haben. Mit Vergnügen geb’ ich Ihnen — und mir — ſchon um
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:19:52Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:19:52Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |