Ich bin froh, daß ich einen Tag habe, wo ich wenigstens auf Mittag nicht eingeladen bin -- ob ich gleich zu Reinbeck gehen könnte. -- Mir wollen die vielen vornehmen Schüsselchen gar nicht behagen; eine derbe Wirthshausschüssel ist mir gesünder. In Regensburg, Nürnberg, Frankfurt ißt man besser. Aber das Bier ist trefflich. --5 Noch immer bin ich nach dem ersten male nicht wieder bei Paulus gewesen, theils wegen Einladungen, und wegen ersten Gängen, die ich noch bei manchen Gelehrten zu machen habe, und theils weil nicht einmal der schwache Zug des vorigen Jahres mehr da ist; was beide selber auch fühlen, da sie mich nie eingeladen. -- Eben war10 Reinbeck da und lud mich zu seiner Hausmannskost ein, da die nächsten Tage Wäsche ist. Ich soll dir einen Gruß von ihm schreiben; er ist dein Landsmann. -- Der baireuter Zeitungschreiber nimmt Antheil an mir, da er, sobald ers kaum erfährt aus der Stuttgarter Zeitung, daß ich abgereiset und bei dieser bin, auch meinen Mit-15 bürgern es hinterbringt, daß ich nicht zu Hause zu treffen sei. -- -- Lasse ja O[tto] und E[manuel] recht viel oder alles lesen. Hätt' ich nur keinen solchen Ekel vor einer Wiedererzählung! --
Dienstags
Du hast doch meinen Brief vom 17ten erhalten? -- Jetzo peinigt20 mich schon wieder die Sehnsucht nach euch, zumal bei der Abend- sonne, und am Morgen. Die ersten 4 Wochen nach einer Zurück- reise sind mir beinahe lieber als die Reise selber. -- Ich kann dir nicht sagen, wie der gealterte Matthison, der in der künftigen Woche mit der Herzogin nach der Schweiz reiset, und Reinbeck und Haug25 mich liebhaben und bedenken. -- Vergiß ja meine vielen Bitten in diesem und dem vorigen Briefe nicht und antworte mir recht bald. -- Grüße meinen Bruder. Barth wird thun was er kann. Ich kann nun nichts weiter dabei machen. -- Meine gute Emma! Deine Briefchen geben mir viele Freude; und doch wäre sie noch zu ver-30 mehren durch eine langsamere Hand und durch die Unterscheidung zwischen das und daß. --
Lebe recht wol, meine theuere Karoline!, und mache dir ja recht viele Freuden, damit ich mich nicht der meinigen schäme. Herzlich seien meine Freunde gegrüßt!35
Richter
Ich bin froh, daß ich einen Tag habe, wo ich wenigſtens auf Mittag nicht eingeladen bin — ob ich gleich zu Reinbeck gehen könnte. — Mir wollen die vielen vornehmen Schüſſelchen gar nicht behagen; eine derbe Wirthshausſchüſſel iſt mir geſünder. In Regensburg, Nürnberg, Frankfurt ißt man beſſer. Aber das Bier iſt trefflich. —5 Noch immer bin ich nach dem erſten male nicht wieder bei Paulus geweſen, theils wegen Einladungen, und wegen erſten Gängen, die ich noch bei manchen Gelehrten zu machen habe, und theils weil nicht einmal der ſchwache Zug des vorigen Jahres mehr da iſt; was beide ſelber auch fühlen, da ſie mich nie eingeladen. — Eben war10 Reinbeck da und lud mich zu ſeiner Hausmannskoſt ein, da die nächſten Tage Wäſche iſt. Ich ſoll dir einen Gruß von ihm ſchreiben; er iſt dein Landsmann. — Der baireuter Zeitungſchreiber nimmt Antheil an mir, da er, ſobald ers kaum erfährt aus der Stuttgarter Zeitung, daß ich abgereiſet und bei dieſer bin, auch meinen Mit-15 bürgern es hinterbringt, daß ich nicht zu Hauſe zu treffen ſei. — — Laſſe ja O[tto] und E[manuel] recht viel oder alles leſen. Hätt’ ich nur keinen ſolchen Ekel vor einer Wiedererzählung! —
Dienſtags
Du haſt doch meinen Brief vom 17ten erhalten? — Jetzo peinigt20 mich ſchon wieder die Sehnſucht nach euch, zumal bei der Abend- ſonne, und am Morgen. Die erſten 4 Wochen nach einer Zurück- reiſe ſind mir beinahe lieber als die Reiſe ſelber. — Ich kann dir nicht ſagen, wie der gealterte Matthiſon, der in der künftigen Woche mit der Herzogin nach der Schweiz reiſet, und Reinbeck und Haug25 mich liebhaben und bedenken. — Vergiß ja meine vielen Bitten in dieſem und dem vorigen Briefe nicht und antworte mir recht bald. — Grüße meinen Bruder. Barth wird thun was er kann. Ich kann nun nichts weiter dabei machen. — Meine gute Emma! Deine Briefchen geben mir viele Freude; und doch wäre ſie noch zu ver-30 mehren durch eine langſamere Hand und durch die Unterſcheidung zwiſchen das und daß. —
Lebe recht wol, meine theuere Karoline!, und mache dir ja recht viele Freuden, damit ich mich nicht der meinigen ſchäme. Herzlich ſeien meine Freunde gegrüßt!35
Richter
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Ich bin froh, daß ich einen Tag habe, wo ich wenigſtens auf Mittag
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eine derbe Wirthshausſchüſſel iſt mir geſünder. In Regensburg,
Nürnberg, Frankfurt ißt man beſſer. Aber das Bier iſt trefflich. — 5
Noch immer bin ich nach dem erſten male nicht wieder bei Paulus
geweſen, theils wegen Einladungen, und wegen erſten Gängen, die
ich noch bei manchen Gelehrten zu machen habe, und theils weil
nicht einmal der ſchwache Zug des vorigen Jahres mehr da iſt; was
beide ſelber auch fühlen, da ſie mich nie eingeladen. — Eben war 10
Reinbeck da und lud mich zu ſeiner Hausmannskoſt ein, da die
nächſten Tage Wäſche iſt. Ich ſoll dir einen Gruß von ihm ſchreiben;
er iſt dein Landsmann. — Der baireuter Zeitungſchreiber nimmt
Antheil an mir, da er, ſobald ers kaum erfährt aus der Stuttgarter
Zeitung, daß ich abgereiſet und bei dieſer bin, auch meinen Mit- 15
bürgern es hinterbringt, daß ich nicht zu Hauſe zu treffen ſei. — —
Laſſe ja O[tto] und E[manuel] recht viel oder alles leſen. Hätt’ ich
nur keinen ſolchen Ekel vor einer Wiedererzählung! —
Dienſtags
Du haſt doch meinen Brief vom 17ten erhalten? — Jetzo peinigt 20
mich ſchon wieder die Sehnſucht nach euch, zumal bei der Abend-
ſonne, und am Morgen. Die erſten 4 Wochen nach einer Zurück-
reiſe ſind mir beinahe lieber als die Reiſe ſelber. — Ich kann dir
nicht ſagen, wie der gealterte Matthiſon, der in der künftigen Woche
mit der Herzogin nach der Schweiz reiſet, und Reinbeck und Haug 25
mich liebhaben und bedenken. — Vergiß ja meine vielen Bitten in
dieſem und dem vorigen Briefe nicht und antworte mir recht bald.
— Grüße meinen Bruder. Barth wird thun was er kann. Ich kann
nun nichts weiter dabei machen. — Meine gute Emma! Deine
Briefchen geben mir viele Freude; und doch wäre ſie noch zu ver- 30
mehren durch eine langſamere Hand und durch die Unterſcheidung
zwiſchen das und daß. —
Lebe recht wol, meine theuere Karoline!, und mache dir ja recht
viele Freuden, damit ich mich nicht der meinigen ſchäme. Herzlich
ſeien meine Freunde gegrüßt! 35
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:19:52Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:19:52Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954, S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954/284>, abgerufen am 16.07.2024.
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