Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954.548. An Gräfin Chassepot in Löbichau. Baireut d. 22. Jul. 1819-- Und hier ist meine Hand, aber leider nur die, die ich schreibe, Herzlich würd' ich mich freuen, wenn ich ein Paar Tage lang Zeit Meine Frau und ich bitten Sie, die Frau Herzogin unserer innig- Leben Sie wol und machen Sie, daß ich auch wol lebe durch Ihre Ihr ergebenster Jean Paul Fr. Richter 549. An Emanuel. [Bayreuth, 24. Juli 1819]30Guten Morgen, mein guter Emanuel! Die beiliegenden Blättchen Mein Schwiegervater ist gestern gesünder als ich hoffte, ange- 548. An Gräfin Chaſſepot in Löbichau. Baireut d. 22. Jul. 1819— Und hier iſt meine Hand, aber leider nur die, die ich ſchreibe, Herzlich würd’ ich mich freuen, wenn ich ein Paar Tage lang Zeit Meine Frau und ich bitten Sie, die Frau Herzogin unſerer innig- Leben Sie wol und machen Sie, daß ich auch wol lebe durch Ihre Ihr ergebenſter Jean Paul Fr. Richter 549. An Emanuel. [Bayreuth, 24. Juli 1819]30Guten Morgen, mein guter Emanuel! Die beiliegenden Blättchen Mein Schwiegervater iſt geſtern geſünder als ich hoffte, ange- <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0293" n="285"/> <div type="letter" n="1"> <head>548. An <hi rendition="#g">Gräfin Chaſſepot in Löbichau.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Baireut d. 22. Jul.</hi> 1819</hi> </dateline><lb/> <p>— Und hier iſt meine Hand, aber leider nur die, die ich ſchreibe,<lb/> nicht die andere, womit ich die Ihrige drücken würde für Ihren ſo<lb/> ſchönen Brief. Meine Reiſe nach <hi rendition="#aq">Stuttgart</hi> ließ mich ſo lange<lb n="5"/> ſchweigen. Und dieſe lange nimmt mir auch die kurze zu Ihrer ge-<lb/> liebten und verehrten Herzogin. Wenn ein Autor ſo viele Freuden<lb/> genoſſen: ſo muß er nicht größere ſuchen, ſondern erſt die vorigen<lb/> durch Fleis verdienen. Aber wär’ es denn ganz unmöglich, daß ein<lb/> Zugparadiesvogel — wenn der kühne Ausdruck erlaubt iſt — auf<lb n="10"/> ſeinem Fluge nach Paris ſich für einige Tage in Baireut niederſenkte?<lb/> Werden die Freundinnen Ihrer Herzogin denn ein Paar ſeelige<lb/> Tage für einen dürftigen Autor nicht entbehren können, der in<lb/><hi rendition="#aq">Baireut</hi> — die Gegend ausgenommen — wenig Zauberiſches findet<lb/> und dem ſogar in <hi rendition="#aq">Stuttgart</hi> mehr die Erde als der Himmel, welcher<lb n="15"/> ihm überall ſeine Wolkenmauern entgegenſtellte, günſtig geweſen? —</p><lb/> <p>Herzlich würd’ ich mich freuen, wenn ich ein Paar Tage lang Zeit<lb/> bekäme, Ihnen für Ihre Güte zu danken.</p><lb/> <p>Meine Frau und ich bitten Sie, die Frau Herzogin unſerer innig-<lb/> ſten Verehrung zu verſichern. Die Frau <hi rendition="#aq">v. Ende,</hi> die nun bei Ihnen<lb n="20"/> ſein wird, grüßen wir herzlich; ihr geht es, wie ſich gehört, ſie wird<lb/> täglich geſünder und froher.</p><lb/> <p>Leben Sie wol und machen Sie, daß ich auch wol lebe durch Ihre<lb/> Antwort.<lb n="25"/> </p> <closer> <salute> <hi rendition="#right">Ihr<lb/> ergebenſter<lb/> Jean Paul Fr. Richter</hi> </salute> </closer> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>549. An <hi rendition="#g">Emanuel.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 24. Juli 1819]</hi> </dateline> <lb n="30"/> <p>Guten Morgen, mein guter Emanuel! Die beiliegenden Blättchen<lb/> hatte <hi rendition="#aq">Otto</hi> noch nicht. Im Schattenriß ſteht mein Ponto ſchwarz;<lb/> — und möglich, daß er ſchon bei den Schatten iſt; denn geſtern abends<lb/> verlor ich ihn — vielleicht durch den Keulenſchlag.</p><lb/> <p>Mein Schwiegervater iſt geſtern geſünder als ich hoffte, ange-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [285/0293]
548. An Gräfin Chaſſepot in Löbichau.
Baireut d. 22. Jul. 1819
— Und hier iſt meine Hand, aber leider nur die, die ich ſchreibe,
nicht die andere, womit ich die Ihrige drücken würde für Ihren ſo
ſchönen Brief. Meine Reiſe nach Stuttgart ließ mich ſo lange 5
ſchweigen. Und dieſe lange nimmt mir auch die kurze zu Ihrer ge-
liebten und verehrten Herzogin. Wenn ein Autor ſo viele Freuden
genoſſen: ſo muß er nicht größere ſuchen, ſondern erſt die vorigen
durch Fleis verdienen. Aber wär’ es denn ganz unmöglich, daß ein
Zugparadiesvogel — wenn der kühne Ausdruck erlaubt iſt — auf 10
ſeinem Fluge nach Paris ſich für einige Tage in Baireut niederſenkte?
Werden die Freundinnen Ihrer Herzogin denn ein Paar ſeelige
Tage für einen dürftigen Autor nicht entbehren können, der in
Baireut — die Gegend ausgenommen — wenig Zauberiſches findet
und dem ſogar in Stuttgart mehr die Erde als der Himmel, welcher 15
ihm überall ſeine Wolkenmauern entgegenſtellte, günſtig geweſen? —
Herzlich würd’ ich mich freuen, wenn ich ein Paar Tage lang Zeit
bekäme, Ihnen für Ihre Güte zu danken.
Meine Frau und ich bitten Sie, die Frau Herzogin unſerer innig-
ſten Verehrung zu verſichern. Die Frau v. Ende, die nun bei Ihnen 20
ſein wird, grüßen wir herzlich; ihr geht es, wie ſich gehört, ſie wird
täglich geſünder und froher.
Leben Sie wol und machen Sie, daß ich auch wol lebe durch Ihre
Antwort. 25
Ihr
ergebenſter
Jean Paul Fr. Richter
549. An Emanuel.
[Bayreuth, 24. Juli 1819] 30
Guten Morgen, mein guter Emanuel! Die beiliegenden Blättchen
hatte Otto noch nicht. Im Schattenriß ſteht mein Ponto ſchwarz;
— und möglich, daß er ſchon bei den Schatten iſt; denn geſtern abends
verlor ich ihn — vielleicht durch den Keulenſchlag.
Mein Schwiegervater iſt geſtern geſünder als ich hoffte, ange-
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(2016-11-22T15:19:52Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:19:52Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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