Zu schreiben hab' ich jetzo viel -- nämlich Bücher und Briefe -- daher werden diese kürzer. Verzeihen Sie mein Duodez; und Sie und alle Ihrigen seien herzlich gegrüßt.
Ihr Jean Paul
5
Ich sehe nicht ein, warum ich nicht die stille Familie Wolf wieder grüßen sollte.
Der Graf Kuefstein hat mir einen späten, aber schönen Brief geschrieben; er habe rechten Dank!
581. An Herzogin Wilhelm in der Schweiz.10
[Kopie][Bayreuth, 3. Okt. 1819]
[Euer Durchlaucht] empfangen eine Antwort auf Ihren reizenden Brief, den ich um 1 Monat zu spät erhielt, wieder um einen ganzen zu spät. Aber eine Herzogin mag mich bei der andern entschuldigen; denn ich brachte nämlich beinah den Monat September etc. Wie oft15 erinnert mich der blaue Himmel an Sie, an Ihre erfüllten Wünsche, an Ihr frohes Auge, vor welchem endlich die Götter der Schweiz und die kalten Geisterriesen der Gletscher unverschleiert standen. -- Und doch werden Sie, wie ich schon in Ihrem Briefe gefunden, wie gewöhnlich zuweilen gesagt haben: es ist alles nichts. Die einzige20 Rede vielleicht, womit Sie wehe thun, Verehrteste. Denn Sie selber fühlen bei Ihrem schnellen Überspringen oder Herausfliegen aus der Freude in das Trauern noch immer Ihren festen innern Halt und Standpunkt und daher wagen Sie so leicht den Sprung bei dem Kraftgefühl des Rücksprungs; aber Ihren Liebenden geben Sie25 dadurch mehr Schmerz als Sie wissen und wollen und diese ertragen Ihren flüchtigen Schmerz nicht so -- lustig wie Sie selber.
.. Dank für den geist- und seelenreichen Brief. Es ist aber Ihre Pflicht, die schönsten Briefe von der Welt zu schreiben, um einiger massen für Ihre Entfernung zu entschädigen ... Herzog, der im30 Reiche der Wissenschaft regiert, dessen Schatzkammern sich gegen die Natur der gröbern nie erschöpfen ... Mit dem innigsten Wunsch, daß Italien Ihnen recht viele Freuden anbiete und daß Ihr Herz sie -- annehme, seh' ich Ihrer Zukunft und einigen Zeilen daraus entgegen.35
Zu ſchreiben hab’ ich jetzo viel — nämlich Bücher und Briefe — daher werden dieſe kürzer. Verzeihen Sie mein Duodez; und Sie und alle Ihrigen ſeien herzlich gegrüßt.
Ihr Jean Paul
5
Ich ſehe nicht ein, warum ich nicht die ſtille Familie Wolf wieder grüßen ſollte.
Der Graf Kuefstein hat mir einen ſpäten, aber ſchönen Brief geſchrieben; er habe rechten Dank!
581. An Herzogin Wilhelm in der Schweiz.10
[Kopie][Bayreuth, 3. Okt. 1819]
[Euer Durchlaucht] empfangen eine Antwort auf Ihren reizenden Brief, den ich um 1 Monat zu ſpät erhielt, wieder um einen ganzen zu ſpät. Aber eine Herzogin mag mich bei der andern entſchuldigen; denn ich brachte nämlich beinah den Monat September ꝛc. Wie oft15 erinnert mich der blaue Himmel an Sie, an Ihre erfüllten Wünſche, an Ihr frohes Auge, vor welchem endlich die Götter der Schweiz und die kalten Geiſterrieſen der Gletſcher unverſchleiert ſtanden. — Und doch werden Sie, wie ich ſchon in Ihrem Briefe gefunden, wie gewöhnlich zuweilen geſagt haben: es iſt alles nichts. Die einzige20 Rede vielleicht, womit Sie wehe thun, Verehrteſte. Denn Sie ſelber fühlen bei Ihrem ſchnellen Überſpringen oder Herausfliegen aus der Freude in das Trauern noch immer Ihren feſten innern Halt und Standpunkt und daher wagen Sie ſo leicht den Sprung bei dem Kraftgefühl des Rückſprungs; aber Ihren Liebenden geben Sie25 dadurch mehr Schmerz als Sie wiſſen und wollen und dieſe ertragen Ihren flüchtigen Schmerz nicht ſo — luſtig wie Sie ſelber.
.. Dank für den geiſt- und ſeelenreichen Brief. Es iſt aber Ihre Pflicht, die ſchönſten Briefe von der Welt zu ſchreiben, um einiger maſſen für Ihre Entfernung zu entſchädigen ... Herzog, der im30 Reiche der Wiſſenſchaft regiert, deſſen Schatzkammern ſich gegen die Natur der gröbern nie erſchöpfen ... Mit dem innigſten Wunſch, daß Italien Ihnen recht viele Freuden anbiete und daß Ihr Herz ſie — annehme, ſeh’ ich Ihrer Zukunft und einigen Zeilen daraus entgegen.35
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[306/0318]
Zu ſchreiben hab’ ich jetzo viel — nämlich Bücher und Briefe —
daher werden dieſe kürzer. Verzeihen Sie mein Duodez; und Sie
und alle Ihrigen ſeien herzlich gegrüßt.
Ihr
Jean Paul 5
Ich ſehe nicht ein, warum ich nicht die ſtille Familie Wolf wieder
grüßen ſollte.
Der Graf Kuefstein hat mir einen ſpäten, aber ſchönen Brief
geſchrieben; er habe rechten Dank!
581. An Herzogin Wilhelm in der Schweiz. 10
[Bayreuth, 3. Okt. 1819]
[Euer Durchlaucht] empfangen eine Antwort auf Ihren reizenden
Brief, den ich um 1 Monat zu ſpät erhielt, wieder um einen ganzen
zu ſpät. Aber eine Herzogin mag mich bei der andern entſchuldigen;
denn ich brachte nämlich beinah den Monat September ꝛc. Wie oft 15
erinnert mich der blaue Himmel an Sie, an Ihre erfüllten Wünſche,
an Ihr frohes Auge, vor welchem endlich die Götter der Schweiz
und die kalten Geiſterrieſen der Gletſcher unverſchleiert ſtanden. —
Und doch werden Sie, wie ich ſchon in Ihrem Briefe gefunden, wie
gewöhnlich zuweilen geſagt haben: es iſt alles nichts. Die einzige 20
Rede vielleicht, womit Sie wehe thun, Verehrteſte. Denn Sie ſelber
fühlen bei Ihrem ſchnellen Überſpringen oder Herausfliegen aus
der Freude in das Trauern noch immer Ihren feſten innern Halt und
Standpunkt und daher wagen Sie ſo leicht den Sprung bei dem
Kraftgefühl des Rückſprungs; aber Ihren Liebenden geben Sie 25
dadurch mehr Schmerz als Sie wiſſen und wollen und dieſe ertragen
Ihren flüchtigen Schmerz nicht ſo — luſtig wie Sie ſelber.
.. Dank für den geiſt- und ſeelenreichen Brief. Es iſt aber Ihre
Pflicht, die ſchönſten Briefe von der Welt zu ſchreiben, um einiger
maſſen für Ihre Entfernung zu entſchädigen ... Herzog, der im 30
Reiche der Wiſſenſchaft regiert, deſſen Schatzkammern ſich gegen
die Natur der gröbern nie erſchöpfen ... Mit dem innigſten Wunſch,
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ſie — annehme, ſeh’ ich Ihrer Zukunft und einigen Zeilen daraus
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:19:52Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:19:52Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954, S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954/318>, abgerufen am 16.07.2024.
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