Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954.nicht als Sünde*). -- Auch hier ist die Vossische Prose ein Gold- *) Paulus führt sein Schwert treffend gegen den Pharisäer-Papisten. Alle
meine lieben Paulus grüßt mein Herz. nicht als Sünde*). — Auch hier iſt die Voſſiſche Proſe ein Gold- *) Paulus führt ſein Schwert treffend gegen den Phariſäer-Papiſten. Alle
meine lieben Paulus grüßt mein Herz. <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0329" n="317"/> nicht als Sünde<note place="foot" n="*)"><hi rendition="#aq">Paulus</hi> führt ſein Schwert treffend gegen den Phariſäer-Papiſten. Alle<lb/> meine lieben <hi rendition="#aq">Paulus</hi> grüßt mein Herz.</note>. — Auch hier iſt die Voſſiſche Proſe ein Gold-<lb/> barren für den deutſchen Sprachſchatz, ſo wie euer Geſammt-<lb/> Shakeſpeare uns ihn und die Sprache zugleich erneuert. Sogar in<lb/> den Noten (z. B. 6465) erfreuet eine neue Überſetzung. Deine<lb/> Konjekturen für den Text allein ſetzen ſchon den beſten Überſetzer<lb n="5"/> voraus. Nur wollt’ ich, im Texte würde immer auf die Noten<lb/> hinten mit einer kleinen Nummer hingewieſen; denn man ſchlägt<lb/> doch lieber die neue Nummer 〈Note〉 nach als den alten Text zurück.<lb/> Meine ärmlichen Bemerkungen — obwol auf einem Blättchen<lb/> angedeutet — muß ich wieder aufheben, wenn der Brief fortſoll.<lb n="10"/> Aber, mein guter Heinrich, wie könnt’ ich öffentlich, bei dem Be-<lb/> wußtſein meines philologiſchen Abſtandes von euch allen, eines<lb/> Urtheils mich erdreiſten? Blos meine Freude über das Beſchenken<lb/> der <hi rendition="#g">deutſchen</hi> Sprache darf ich etwa zeigen; und kann ichs wo,<lb/> ſo thu’ ichs auch. — Schämt ſich der ¾ katholiſche Perthes nicht,<lb n="15"/> einen Löwen, der gerade immer Lebendiges angreift, wie ja hier<lb/> 2 Lebendige oder eine ganze Adelſchaft — und ſo auch früher — zu<lb/> einem Raubthiere des Todten zu machen? — Dein Vater wird hier<lb/> nicht einen Richter ſuchen, ſondern ſelber einen machen. — Deinem<lb/> geliebten Bruder bleib’ ich zwar die Antwort ſchuldig, aber wahrlich<lb n="20"/> nicht lange. — Ich antworte jetzo faſt niemand mehr, zumal da ich<lb/> meinem <hi rendition="#aq">Max</hi> immer antworten muß, wozu nun jetzo gar die auf<lb/> 5 Wochen ausbleibende Frau noch kommt. — Mein um die Hälfte<lb/> vermehrtes Büchelchen über die Doppelwörter druckt nun <hi rendition="#aq">Cotta.</hi><lb/> Der philologiſche Koloß in den germaniſchen Sprachen — <hi rendition="#aq">Grimm</hi><lb n="25"/> — vor deſſen Sprachenkunde und Sprachgeiſt ich mich willig beuge,<lb/> hat mir doch ſein Widerlegen unerwartet erleichtert. Du wirſts<lb/> ſehen. So auch, aber doch weniger, Thierſch, der geiſtige Wol-<lb/> thäter meines Sohns. — Eine <hi rendition="#aq">Dlle Zimmern</hi> aus <hi rendition="#aq">H[eidelberg]</hi><lb/> ſchrieb ſchön an mich, aber unbeantwortet; was iſt ſie? Verbirg<lb n="30"/> aber dieſe Frage. — Allen den geliebten Mädchen neben <hi rendition="#aq">Sophie<lb/> D[apping]</hi>, die im Auguſt äußerlich um meinen Schatten tanzten,<lb/> und innerlich um wärmere nähere Weſen, bringe meinen heiſſeſten<lb/> Dank, um deſſen Überbringen ich dich freilich beneide. — Der<lb/><hi rendition="#aq">Hesperus</hi> reiſet noch auf der Schneckenpoſt der Buchhändlergele-<lb n="35"/> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [317/0329]
nicht als Sünde *). — Auch hier iſt die Voſſiſche Proſe ein Gold-
barren für den deutſchen Sprachſchatz, ſo wie euer Geſammt-
Shakeſpeare uns ihn und die Sprache zugleich erneuert. Sogar in
den Noten (z. B. 6465) erfreuet eine neue Überſetzung. Deine
Konjekturen für den Text allein ſetzen ſchon den beſten Überſetzer 5
voraus. Nur wollt’ ich, im Texte würde immer auf die Noten
hinten mit einer kleinen Nummer hingewieſen; denn man ſchlägt
doch lieber die neue Nummer 〈Note〉 nach als den alten Text zurück.
Meine ärmlichen Bemerkungen — obwol auf einem Blättchen
angedeutet — muß ich wieder aufheben, wenn der Brief fortſoll. 10
Aber, mein guter Heinrich, wie könnt’ ich öffentlich, bei dem Be-
wußtſein meines philologiſchen Abſtandes von euch allen, eines
Urtheils mich erdreiſten? Blos meine Freude über das Beſchenken
der deutſchen Sprache darf ich etwa zeigen; und kann ichs wo,
ſo thu’ ichs auch. — Schämt ſich der ¾ katholiſche Perthes nicht, 15
einen Löwen, der gerade immer Lebendiges angreift, wie ja hier
2 Lebendige oder eine ganze Adelſchaft — und ſo auch früher — zu
einem Raubthiere des Todten zu machen? — Dein Vater wird hier
nicht einen Richter ſuchen, ſondern ſelber einen machen. — Deinem
geliebten Bruder bleib’ ich zwar die Antwort ſchuldig, aber wahrlich 20
nicht lange. — Ich antworte jetzo faſt niemand mehr, zumal da ich
meinem Max immer antworten muß, wozu nun jetzo gar die auf
5 Wochen ausbleibende Frau noch kommt. — Mein um die Hälfte
vermehrtes Büchelchen über die Doppelwörter druckt nun Cotta.
Der philologiſche Koloß in den germaniſchen Sprachen — Grimm 25
— vor deſſen Sprachenkunde und Sprachgeiſt ich mich willig beuge,
hat mir doch ſein Widerlegen unerwartet erleichtert. Du wirſts
ſehen. So auch, aber doch weniger, Thierſch, der geiſtige Wol-
thäter meines Sohns. — Eine Dlle Zimmern aus H[eidelberg]
ſchrieb ſchön an mich, aber unbeantwortet; was iſt ſie? Verbirg 30
aber dieſe Frage. — Allen den geliebten Mädchen neben Sophie
D[apping], die im Auguſt äußerlich um meinen Schatten tanzten,
und innerlich um wärmere nähere Weſen, bringe meinen heiſſeſten
Dank, um deſſen Überbringen ich dich freilich beneide. — Der
Hesperus reiſet noch auf der Schneckenpoſt der Buchhändlergele- 35
*) Paulus führt ſein Schwert treffend gegen den Phariſäer-Papiſten. Alle
meine lieben Paulus grüßt mein Herz.
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(2016-11-22T15:19:52Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:19:52Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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