Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954.zutragen sich bequemen. -- Dafür ist deine Auswahl für beide desto Ich bin sehr einsam, aber jetzo sehr froh, da nun auch mein d. 23ten Fürchte nicht meinetwegen die gewisse Strenge des Jenners. zutragen ſich bequemen. — Dafür iſt deine Auswahl für beide deſto Ich bin ſehr einſam, aber jetzo ſehr froh, da nun auch mein d. 23ten Fürchte nicht meinetwegen die gewiſſe Strenge des Jenners. <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0337" n="325"/> zutragen ſich bequemen. — Dafür iſt deine Auswahl für beide deſto<lb/> reicher und überraſchender und ich freue mich auf den Freitag. Aus<lb/> ihren hier beigelegten ſo mäßigen Wünſchen kannſt du die künftige<lb/> Entzückung über das Übertreffen derſelben dir weiſſagen. Auch mir<lb/> haſt du eine wahre kindiſche Freude mit dem Fernglaſe gemacht;<lb n="5"/> und ich freue mich auf deſſen öffentlichen Gebrauch vor ihnen und<lb/> andern. Längſt ſucht ich in <hi rendition="#aq">Frankfurt</hi> und <hi rendition="#aq">Stuttgart</hi> ein ähnliches<lb/> — ſo ſchön erräthſt du meine Wünſche. —</p><lb/> <p>Ich bin <hi rendition="#g">ſehr</hi> einſam, aber jetzo ſehr froh, da nun auch mein<lb/> Neujahraufſatz und die dritte Herbſtblumine auf der Poſt ſind und<lb n="10"/> ich die Freiheit neuer Arbeiten wie ein weites Morgenland vor mir<lb/> habe. Der Winter führte ſeinen kleinen Krieg, nicht den großen<lb/> mit mir. Aus dem Darmkanal ſchlug ich ihn heraus durch eine gute<lb/> Einreibung. Dann faßte er Fuß im linken Fuß mit Gicht; auch<lb/> hier zog er ſich vor meinem Wollſtrumpf und Wachstaffent bis<lb n="15"/> auf einige Schmerzen zurück. Der Symmetrie wegen brachte er<lb/> noch am rechten Schenkel eine große Blutbeule an. Und ſo mußt’<lb/> ich denn über 10 Tage zu Hauſe bleiben — morgen geh’ ich aus —,<lb/> ohne Geſellſchaft, ſogar ohne die ungeſellige Harmonie und häufig<lb/> ohne die Kinder, welchen ich gern das allgemeine Bewerben um ſie<lb n="20"/> nicht ſtörte. Mein herrlicher <hi rendition="#aq">Emanuel</hi> war einmal bei mir. —<lb/><hi rendition="#aq">Otto</hi> ſah ich einmal, an ſeinem Geburttage, bei Öſtreicher, aber<lb/> bei Fremden werden wir uns vollends noch — fremder. — Kleider<lb/> hab’ ich vielleicht über mein Leben hinaus; aber was ich mir vom<lb/> geliebten Vater wünſche, iſt ein Schlafrock, worin ich dann auch<lb n="25"/> dir angenehmer erſcheinen könnte, wenn ich den geiſtigen Werth<lb/> nicht durch tägliches Tragen abnützte. —</p><lb/> <div n="2"> <dateline> <hi rendition="#right">d. 23<hi rendition="#sup">ten</hi></hi> </dateline><lb/> <p>Fürchte nicht meinetwegen die gewiſſe Strenge des Jenners.<lb/> Denn Unterleib und Füße ſind eben im Voraus Ableiter des Ober-<lb n="30"/> leibs geworden. Werde nur du im Froſte nicht krank — oder viel-<lb/> mehr nicht ſorglos; denn dir ſtehen ja die beſten Aerzte nahe genug.<lb/> — An den guten alten Bedienten hab’ ich oft gedacht; gewiß hatt’<lb/> er größere Hoffnungen gehegt als das Schickſal ihm erfüllte — ſeid<lb/> ihm doch das günſtigere Schickſal! — Der geliebten <hi rendition="#aq">Henriette,</hi><lb n="35"/> welche meine Verehrung grüßt, war doch mein Blättchen an ſie<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [325/0337]
zutragen ſich bequemen. — Dafür iſt deine Auswahl für beide deſto
reicher und überraſchender und ich freue mich auf den Freitag. Aus
ihren hier beigelegten ſo mäßigen Wünſchen kannſt du die künftige
Entzückung über das Übertreffen derſelben dir weiſſagen. Auch mir
haſt du eine wahre kindiſche Freude mit dem Fernglaſe gemacht; 5
und ich freue mich auf deſſen öffentlichen Gebrauch vor ihnen und
andern. Längſt ſucht ich in Frankfurt und Stuttgart ein ähnliches
— ſo ſchön erräthſt du meine Wünſche. —
Ich bin ſehr einſam, aber jetzo ſehr froh, da nun auch mein
Neujahraufſatz und die dritte Herbſtblumine auf der Poſt ſind und 10
ich die Freiheit neuer Arbeiten wie ein weites Morgenland vor mir
habe. Der Winter führte ſeinen kleinen Krieg, nicht den großen
mit mir. Aus dem Darmkanal ſchlug ich ihn heraus durch eine gute
Einreibung. Dann faßte er Fuß im linken Fuß mit Gicht; auch
hier zog er ſich vor meinem Wollſtrumpf und Wachstaffent bis 15
auf einige Schmerzen zurück. Der Symmetrie wegen brachte er
noch am rechten Schenkel eine große Blutbeule an. Und ſo mußt’
ich denn über 10 Tage zu Hauſe bleiben — morgen geh’ ich aus —,
ohne Geſellſchaft, ſogar ohne die ungeſellige Harmonie und häufig
ohne die Kinder, welchen ich gern das allgemeine Bewerben um ſie 20
nicht ſtörte. Mein herrlicher Emanuel war einmal bei mir. —
Otto ſah ich einmal, an ſeinem Geburttage, bei Öſtreicher, aber
bei Fremden werden wir uns vollends noch — fremder. — Kleider
hab’ ich vielleicht über mein Leben hinaus; aber was ich mir vom
geliebten Vater wünſche, iſt ein Schlafrock, worin ich dann auch 25
dir angenehmer erſcheinen könnte, wenn ich den geiſtigen Werth
nicht durch tägliches Tragen abnützte. —
d. 23ten
Fürchte nicht meinetwegen die gewiſſe Strenge des Jenners.
Denn Unterleib und Füße ſind eben im Voraus Ableiter des Ober- 30
leibs geworden. Werde nur du im Froſte nicht krank — oder viel-
mehr nicht ſorglos; denn dir ſtehen ja die beſten Aerzte nahe genug.
— An den guten alten Bedienten hab’ ich oft gedacht; gewiß hatt’
er größere Hoffnungen gehegt als das Schickſal ihm erfüllte — ſeid
ihm doch das günſtigere Schickſal! — Der geliebten Henriette, 35
welche meine Verehrung grüßt, war doch mein Blättchen an ſie
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Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:19:52Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:19:52Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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