Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954.

Bild:
<< vorherige Seite

-- So überlass' ich denn schweigend meine Zukunft dem mäch-
tigsten und beredtesten Vertreter meiner Sache -- dem Auge eines
großen Staatsmannes.

Mit schuldigstem tiefsten Respekt
Ew. Exzellenz
Jean Paul Friedrich Richter
85. An Königin Karoline von Bayern.
[Kopie]
Allergnädigste Königin!
10

Aus Dankenden werden immer wieder Bittende -- dieß erfahren
Königinnen oft, und Ew. K[önigliche] M[ajestät] am meisten, je
öfter Sie diese in jene verwandelt; und der, welcher diesen Fehler
der Dankbarkeit hier bemerkt, begeht ihn sogleich darauf.

Ich habe heute gewagt, Seiner K[öniglichen] Majestät die Bitte
um die Erneuerung der unterbrochenen Pension von 1000 fl. rh.,15
welche mir der Fürst Primas so lange gegeben als er Fürst von
Aschaffenburg war, vorzutragen, und mich als ein eingebornes
Landes Kind, das während dreißigjähriger schriftstellerischer An-
strengungen immer nur außerhalb des Vaterlandes unterstützt
worden, meinem gnädigsten Landes Vater darzustellen.20

Wenn Güte die warme helle Morgen- und Sonnenseite des
Thrones ist: so ruht der Thron, worauf die gütigste Gemahlin des
gütigsten Gemahles regiert, im vollsten Glanze.

Weiter geb' ich meiner Bitte und Hoffnung keine Worte mehr.
Das Herz meiner Königin kann schöner für mich sprechen als ich25
selber. -- --

Möge die schöne Seele, welche, wie jener Engel, vor dem Para-
diese steht, aber nicht um, wie er, es zu verschließen, sondern um es zu
öffnen, nie andere Stunden erleben als solche, die sie belohnen!

Mit tiefster Ehrfurcht30
86. An Professor Mehmel in Erlangen.
[Kopie]

Ich kann nicht.

Verse werden bei solchen Überreichungen leichter gemacht und
erlaubt als Prosa, wozu große Einkleidungen gehören.35

3 Jean Paul Briefe. VII.

— So überlaſſ’ ich denn ſchweigend meine Zukunft dem mäch-
tigſten und beredteſten Vertreter meiner Sache — dem Auge eines
großen Staatsmannes.

Mit ſchuldigſtem tiefſten Reſpekt
Ew. Exzellenz
Jean Paul Friedrich Richter
85. An Königin Karoline von Bayern.
[Kopie]
Allergnädigſte Königin!
10

Aus Dankenden werden immer wieder Bittende — dieß erfahren
Königinnen oft, und Ew. K[önigliche] M[ajeſtät] am meiſten, je
öfter Sie dieſe in jene verwandelt; und der, welcher dieſen Fehler
der Dankbarkeit hier bemerkt, begeht ihn ſogleich darauf.

Ich habe heute gewagt, Seiner K[öniglichen] Majeſtät die Bitte
um die Erneuerung der unterbrochenen Penſion von 1000 fl. rh.,15
welche mir der Fürſt Primas ſo lange gegeben als er Fürſt von
Aſchaffenburg war, vorzutragen, und mich als ein eingebornes
Landes Kind, das während dreißigjähriger ſchriftſtelleriſcher An-
ſtrengungen immer nur außerhalb des Vaterlandes unterſtützt
worden, meinem gnädigſten Landes Vater darzuſtellen.20

Wenn Güte die warme helle Morgen- und Sonnenſeite des
Thrones iſt: ſo ruht der Thron, worauf die gütigſte Gemahlin des
gütigſten Gemahles regiert, im vollſten Glanze.

Weiter geb’ ich meiner Bitte und Hoffnung keine Worte mehr.
Das Herz meiner Königin kann ſchöner für mich ſprechen als ich25
ſelber. — —

Möge die ſchöne Seele, welche, wie jener Engel, vor dem Para-
dieſe ſteht, aber nicht um, wie er, es zu verſchließen, ſondern um es zu
öffnen, nie andere Stunden erleben als ſolche, die ſie belohnen!

Mit tiefſter Ehrfurcht30
86. An Profeſſor Mehmel in Erlangen.
[Kopie]

Ich kann nicht.

Verſe werden bei ſolchen Überreichungen leichter gemacht und
erlaubt als Proſa, wozu große Einkleidungen gehören.35

3 Jean Paul Briefe. VII.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="letter" n="1">
        <pb facs="#f0038" n="33"/>
        <p>&#x2014; So überla&#x017F;&#x017F;&#x2019; ich denn &#x017F;chweigend meine Zukunft dem mäch-<lb/>
tig&#x017F;ten und beredte&#x017F;ten Vertreter meiner Sache &#x2014; dem Auge eines<lb/>
großen Staatsmannes.</p><lb/>
        <closer>
          <salute> <hi rendition="#right">Mit &#x017F;chuldig&#x017F;tem tief&#x017F;ten Re&#x017F;pekt<lb/>
Ew. Exzellenz<lb/>
Jean Paul Friedrich Richter</hi> </salute>
        </closer>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>85. An <hi rendition="#g">Königin Karoline von Bayern.</hi></head><lb/>
        <note type="editorial">[Kopie]</note>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 8. Sept. 1815]</hi> </dateline><lb/>
        <salute> <hi rendition="#et">Allergnädig&#x017F;te Königin!</hi> </salute>
        <lb n="10"/>
        <p>Aus Dankenden werden immer wieder Bittende &#x2014; dieß erfahren<lb/>
Königinnen oft, und Ew. K[önigliche] M[aje&#x017F;tät] am mei&#x017F;ten, je<lb/>
öfter Sie die&#x017F;e in jene verwandelt; und der, welcher die&#x017F;en Fehler<lb/>
der Dankbarkeit hier bemerkt, begeht ihn &#x017F;ogleich darauf.</p><lb/>
        <p>Ich habe heute gewagt, Seiner K[öniglichen] Maje&#x017F;tät die Bitte<lb/>
um die Erneuerung der unterbrochenen Pen&#x017F;ion von 1000 fl. rh.,<lb n="15"/>
welche mir der Für&#x017F;t Primas &#x017F;o lange gegeben als er Für&#x017F;t von<lb/>
A&#x017F;chaffenburg war, vorzutragen, und mich als ein eingebornes<lb/>
Landes Kind, das während dreißigjähriger &#x017F;chrift&#x017F;telleri&#x017F;cher An-<lb/>
&#x017F;trengungen immer nur außerhalb des Vaterlandes unter&#x017F;tützt<lb/>
worden, meinem gnädig&#x017F;ten Landes Vater darzu&#x017F;tellen.<lb n="20"/>
</p>
        <p>Wenn Güte die warme helle Morgen- und Sonnen&#x017F;eite des<lb/>
Thrones i&#x017F;t: &#x017F;o ruht der Thron, worauf die gütig&#x017F;te Gemahlin des<lb/>
gütig&#x017F;ten Gemahles regiert, im voll&#x017F;ten Glanze.</p><lb/>
        <p>Weiter geb&#x2019; ich meiner Bitte und Hoffnung keine Worte mehr.<lb/>
Das Herz meiner Königin kann &#x017F;chöner für mich &#x017F;prechen als ich<lb n="25"/>
&#x017F;elber. &#x2014; &#x2014;</p><lb/>
        <p>Möge die &#x017F;chöne Seele, welche, wie jener Engel, vor dem Para-<lb/>
die&#x017F;e &#x017F;teht, aber nicht um, wie er, es zu ver&#x017F;chließen, &#x017F;ondern um es zu<lb/>
öffnen, nie andere Stunden erleben als &#x017F;olche, die &#x017F;ie belohnen!</p><lb/>
        <closer>
          <salute> <hi rendition="#et">Mit tief&#x017F;ter Ehrfurcht</hi> <lb n="30"/>
          </salute>
        </closer>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>86. An Profe&#x017F;&#x017F;or <hi rendition="#g">Mehmel in Erlangen.</hi></head><lb/>
        <note type="editorial">[Kopie]</note>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 13. Sept. 1815]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Ich kann nicht.</p><lb/>
        <p>Ver&#x017F;e werden bei &#x017F;olchen Überreichungen leichter gemacht und<lb/>
erlaubt als Pro&#x017F;a, wozu große Einkleidungen gehören.<lb n="35"/>
</p>
      </div><lb/>
      <fw place="bottom" type="sig">3 Jean Paul Briefe. <hi rendition="#aq">VII.</hi></fw><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[33/0038] — So überlaſſ’ ich denn ſchweigend meine Zukunft dem mäch- tigſten und beredteſten Vertreter meiner Sache — dem Auge eines großen Staatsmannes. Mit ſchuldigſtem tiefſten Reſpekt Ew. Exzellenz Jean Paul Friedrich Richter 85. An Königin Karoline von Bayern. [Bayreuth, 8. Sept. 1815] Allergnädigſte Königin! 10 Aus Dankenden werden immer wieder Bittende — dieß erfahren Königinnen oft, und Ew. K[önigliche] M[ajeſtät] am meiſten, je öfter Sie dieſe in jene verwandelt; und der, welcher dieſen Fehler der Dankbarkeit hier bemerkt, begeht ihn ſogleich darauf. Ich habe heute gewagt, Seiner K[öniglichen] Majeſtät die Bitte um die Erneuerung der unterbrochenen Penſion von 1000 fl. rh., 15 welche mir der Fürſt Primas ſo lange gegeben als er Fürſt von Aſchaffenburg war, vorzutragen, und mich als ein eingebornes Landes Kind, das während dreißigjähriger ſchriftſtelleriſcher An- ſtrengungen immer nur außerhalb des Vaterlandes unterſtützt worden, meinem gnädigſten Landes Vater darzuſtellen. 20 Wenn Güte die warme helle Morgen- und Sonnenſeite des Thrones iſt: ſo ruht der Thron, worauf die gütigſte Gemahlin des gütigſten Gemahles regiert, im vollſten Glanze. Weiter geb’ ich meiner Bitte und Hoffnung keine Worte mehr. Das Herz meiner Königin kann ſchöner für mich ſprechen als ich 25 ſelber. — — Möge die ſchöne Seele, welche, wie jener Engel, vor dem Para- dieſe ſteht, aber nicht um, wie er, es zu verſchließen, ſondern um es zu öffnen, nie andere Stunden erleben als ſolche, die ſie belohnen! Mit tiefſter Ehrfurcht 30 86. An Profeſſor Mehmel in Erlangen. [Bayreuth, 13. Sept. 1815] Ich kann nicht. Verſe werden bei ſolchen Überreichungen leichter gemacht und erlaubt als Proſa, wozu große Einkleidungen gehören. 35 3 Jean Paul Briefe. VII.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:19:52Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:19:52Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954/38
Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954/38>, abgerufen am 03.12.2024.